Der Traditionsbau soll ein Jugendhotel mit Café werden. Im vierten Stock war 1960 das erste Tonstudio der Beatles.
Hamburg. Das Klockmann-Haus ist mit seiner roten Backsteinfassade und dem weißen Firmenschriftzug eines der markantesten Gebäude in St. Georg. Seit Jahren steht die Immobilie gegenüber dem Hauptbahnhof leer, nur im Erdgeschoss haben Händler und Gastronomen Flächen gemietet.
Das soll sich bald ändern: Eine Tochterfirma der Patron Capital Gruppe mit Sitz in London, die bereits das "Eppendorfer Centrum" entwickelte, hat die Immobilie von der Klockmann-Haus Immobilienbesitz & Verwaltungs GmbH erworben.
Das bestätigte Jehuda Geldmann von der Hamburger Immobilien Projekt GmbH, der das Gebäude gemeinsam mit den neuen Eigentümern entwickeln soll. Geldmann war 1998 als Deuteron-Mitgesellschafter schon maßgeblich am Umbau des HSV-Stadions beteiligt. Später musste Deuteron Insolvenz anmelden, und auch andere beteiligte Unternehmen gingen pleite.
Geldmann über das Klockmann-Haus: "Wir planen ein Jugendhotel mit bis zu 130 Zimmern." Auch Büros und ein Café sind vorgesehen. Das Hotel für junge Reisende mit kleinem Budget soll von einer weiteren Tochterfirma der Patron Capital Gruppe betrieben werden. Den Preis der Immobilie mit 6000 Quadratmetern Nutzfläche wollte Geldmann nicht nennen. Aber: "Wir tätigen hier eine Gesamtinvestition von rund 25 Millionen Euro."
Das 1926 aufgestockte Gebäude, das damals mit acht Etagen als erstes Hochhaus Hamburgs galt, soll komplett umgebaut werden. Zwei Nebenhäuser am Steintorweg werden durch Neubauten ersetzt. Den Namen verdankt das Gebäude Unternehmer Ernst Klockmann. Der war in den 20er-Jahren mit seinem Geschäft für Reisegepäck und Lederwaren in das ehemalige Savoy-Hotel eingezogen. Das Traditionsunternehmen wurde 2001 verkauft und der Standort aufgegeben.
An der Kirchenallee drehte es sich früher aber nicht nur um Koffer und Taschen, es ging auch musikalisch zu: Schon 1960 waren in einem Tonstudio im vierten Stockwerk des Klockmann-Hauses die Beatles zu Gast, um einige Lieder ("September Song"; "Fever") einzuspielen. Es war das erste Mal, dass die Beatles in einem professionellen Studio standen - und es war das erste Mal, dass Ringo Starr mit den Gründungsmitgliedern John Lennon, Paul McCartney und George Harrison spielte, denn der damalige Beatles-Schlagzeuger Pete Best fiel wegen Krankheit aus. Von den Aufnahmen wurden nur "Musterpressungen" gemacht, die heute als verschollen gelten.
Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) sagt über den Verkauf des Hauses: "Es ist eine positive Entwicklung, dass sich ein seriöser Projektentwickler dieser Immobilie annimmt."