Von bunt und alt zu hübsch und teuer - die Stadtforschung hat für diesen Wandel vieler Stadtviertel einen Namen: Gentrifizierung. Der nicht ganz leicht über die Lippen gehende Begriff lehnt sich an das englische Wort für niederer Adel "Gentry" an. Zuerst beschrieben Wissenschaftler einen solchen Wandel im Londoner Stadtteil Soho oder im Meatpacking District in Manhattan. Später auch am Prenzlauer Berg und in Friedrichshain in Berlin. Oder eben in Ottensen und St.Georg in Hamburg.
Das Muster ist dabei immer gleich: "Pioniere" wie Studenten und Künstler erobern ein heruntergekommenes Stadtquartier wegen der niedrigen Mieten. Einige machen Karriere, etablieren sich, verdienen Geld und verdrängen oft die alte Bevölkerung. Häuser werden saniert, Szene-Kneipen eröffnen, Mieten steigen. Eine neue, wohlhabende Klientel siedelt sich an. Immobilienfirmen wittern Gewinne, weitere Luxus-Sanierungen folgen. Die ursprüngliche Bevölkerungsstruktur verschwindet völlig. In St.Georg lag der Ausländeranteil Anfang der 90er-Jahre bei 55 Prozent, inzwischen ist er etwa auf 30 Prozent gesackt. Ähnlich ist die Situation bei Kindern und Jugendlichen, rund 16 Prozent der 10000 Einwohner waren einmal unter 18 Jahre alt, heute sind es gerade einmal neun Prozent.