Nach dem Bekanntwerden eines Lauschangriffs auf die Spitzen von Hamburgs größtem Klinikbetreiber Asklepios hat die Gewerkschaft Verdi das Unternehmen angegriffen. Der Vorfall sei wochenlang geheimgehalten worden, kritiserte Gewerkschaftsboss Wolfgang Rose. Bislang ist unklar, wer die Telefone von Vorstand, Betriebsrat und Pressestelle angezapft hat.

Beim Klinikbetreiber Asklepios gibt es offenbar einen Abhörskandal. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Mindestens fünf Telefone des Vorstandes, des Betriebsrates und der Pressestelle in der Asklepios-Zentrale am AK Barmbek sollen verwanzt gewesen sein. Wer hinter der technischen Abhöraktion steckt ist laut Staatsanwaltschaft noch unklar.

Unternehmenssprecher Rudi Schmidt sagte, man wolle sich angesichts der laufenden Vorermittlungen nicht an Spekulationen beteiligen. Offenbar sind die Apparate der Asklepios-Geschäftsführer Peter Oberreuter, Christoph Mahnke und Anja Rohde betroffen, zudem die Telefone der Betriebsratsvorsitzenden Katharina Ries-Heidtke und des Pressesprechers Rudi Schmidt.

Die Wanzen sollen professionell eingebaut gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachtes der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes. Ob die Wanzen funktionierten, blieb zunächst unbekannt. Rudi Schmidt sagte auf Nachfrage, dass die "tatsächliche Betriebsfähigkeit" von Teilen der Anlage unklar sei. Das könnte bedeuten, dass die "Wanzen" zum Teil gar nicht funktionieren, oder dass sie noch nicht vollständig eingebaut waren.

Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigte dem Abendblatt, dass ein Vorermittlungsverfahren geführt werde: "Wir haben Kenntnis von den technischen Einrichtungen, die vorgefunden wurden und prüfen nun, ob ein Anfangsverdacht wegen der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes vorliegt."

Der Straftatbestand (Paragraf 201 Strafgesetzbuch) sieht eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren vor. Schon der Versuch ist strafbar. Möllers: "Wir warten auf weitere Informationen der Betroffenen."

Ver.di Landeschef Wolfgang Rose wirft der Hamburger Asklepios-Zentrale vor, bereits seit mehr als vier Wochen von der Installation der Wanzen zu wissen, die Angelegenheit aber für sich behalten zu haben. "Die Konzernspitze von Asklepios hat diesen Skandal wochenlang vor der Stadt geheim gehalten", so Rose.

"Sogar die Einsetzung einer Untersuchungsfirma geschah ohne Kenntnis der Finanzbehörde." Erstmalig durch die Ver.di- Information über die Erstattung der Strafanzeige sei der Senat als Anteilseigner überhaupt informiert worden. "Diese Ausbootung des Senats ist ein politischer Skandal", schimpfte Rose, der Asklepios-Konzern behandelt die Stadt wie einen Wurmfortsatz. Der Senat lässt sich das offensichtlich gefallen und tut so, als ob er mit Asklepios nichts zu tun hat."

Kersten Artus, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Bürgerschaft fordert eine umfassende schnelle Aufklärung und unabhängige Überprüfung aller Betriebsratsbüros in Hamburg. "Wer Interessenvertretungen und Belegschaften ausschnüffelt, muss hart bestraft werden", so Artus. Und die innenpolitische Sprecherin der Linken, Christiane Schneider, fragt: "Was muss noch passieren, damit endlich der Gesetzgeber tätig wird, um die Persönlichkeitsrechte von Beschäftigten zu schützen?"

Der private Klinikverbund Asklepios hatte Anfang 2007 den überschuldeten Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) in Hamburg einen Zusammenschluss städtischer Kliniken mehrheitlich übernommen. Die Stadt behielt eine Sperrminorität von 25,1 Prozent.