Geschäftsführer Willebrand: “In vielen Fällen eine Folge von Fehlinformationen.“ SPD-Spitzenkandidat Naumann fürchtet Nachteile für die Patienten.

Das Klinikunternehmen Asklepios kämpft jetzt um Mitarbeiter, die von ihrem Rückkehrrecht Gebrauch machen wollen. Wie berichtet, ist die Zahl derjenigen, die lieber wieder bei der Stadt beschäftigt sein wollen, stark gestiegen. Nach Angaben von Asklepios-Geschäftsführer Peter Oberreuter liegt sie aktuell bei 700. Das Personalamt hatte von knapp 500 gesprochen, die Gewerkschaft Ver.di geht von 1000 aus. Insgesamt steht das Rückkehrrecht 6800 Beschäftigten zu. "Wir führen gezielte Einzelgespräche mit Rückkehrern, um sie zum Verbleib im Unternehmen zu gewinnen", so Geschäftsführer Elmar Willebrand. "Der Entschluss, einen zukunftssicheren Arbeitsplatz in einem wachsenden Unternehmen aufzugeben, ist sicherlich in vielen Fällen auch Folge von Fehlinformationen." Nach Einschätzung der Geschäftsführung ist die Inanspruchnahme des Rückkehrrechts häufig eher eine Entscheidung für die Stadt als gegen Asklepios. Willebrand: "Wir wollen und können verdeutlichen, dass wir gute Arbeitgeber sind." Da die Hamburger Asklepios-Kliniken einen überdurchschnittlichen Anstieg der Fallzahlen haben, werde das Personal bei Medizin und Pflege dringend gebraucht. Nach Angaben von Peter Oberreuter haben unter anderem 178 Reinigungskräfte und 52 Mitarbeiter der Speiseversorgung das Rückkehrrecht beantragt. Die durch die Rückkehrer entstehenden personellen Lücken würden durch Neueinstellungen ausgeglichen.

Ver.di-Landeschef Wolfgang Rose (SPD) kritisierte die Unternehmensleitung scharf. "Renditen und Rationalisierungen bestimmen den Betrieb immer mehr", so Rose. Es werde jetzt die Chance vertan, den Mitarbeitern durch eine Beschäftigungssicherung eine Perspektive zu geben. SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann sagte über die hohe Rückkehrerzahl: "Die ersten, die unter dieser Entwicklung leiden, werden die Patienten sein. Es ist unvorstellbar, dass diese Zustände keine Auswirkung auf die Betreuung haben." Naumann warf dem Senat im Zusammenhang mit dem Verkauf des einstigen Landesbetriebes Krankenhäuser eine Täuschung der Öffentlichkeit vor.

Allerdings melden sich jetzt auch Mitarbeiter öffentlich zu Wort, die bei Asklepios bleiben wollen. Thora Botschafter (50), seit 1976 im Unternehmen: "Die Rückkehr ist doch eine Reise in eine ungewisse Zukunft. Natürlich gibt es zurzeit Probleme, aber das ist doch in anderen Unternehmen nicht anders." Kathleen Euler (36), seit 1991 Krankenschwester im AK Barmbek: "Für mich wäre die Rückkehr keine Alternative. Ich fühle mich mit Barmbek verbunden." Und Lorenzo Castillo-Sohre (46), seit 1995 mit dabei, sagt: "Ich habe mich mal fürs AK Altona entschieden, nicht für irgendeine Behörde. Außerdem muss man mal deutlich sagen, dass es hier vor der Privatisierung unter dem alten Vorstand viel massiveren Stellenabbau gab."