Eigentlich waren schon die Plädoyers geplant, doch nun verschiebt sich das Ende des Prozesses um den brutalen Tod des 17 Jahre alten Schülers Kirk...

Eigentlich waren schon die Plädoyers geplant, doch nun verschiebt sich das Ende des Prozesses um den brutalen Tod des 17 Jahre alten Schülers Kirk voraussichtlich in den Frühsommer - es gibt weiteren Aufklärungsbedarf, Widersprüche in den Aussagen.

Gestern hat überraschend erstmals Yakup M. (20) ausgesagt und seine Mitangeklagten Gzim L. (22) und Labinot B. (21) belastet. Die drei Männer müssen sich wegen Totschlags verantworten. Im April 2008 war Kirk M. wegen geringer Drogenschulden getötet worden, seine Leiche wurde auf einer Müllkippe verbrannt.

"Ich weiß, ich hätte viel, viel mehr tun müssen, um Kirk zu helfen. Aber ich habe es nicht geschafft", sagt Yakup M. Mit seiner Aussage wiederholt der 20-Jährige lediglich Angaben, die er schon kurz nach seiner Festnahme im April 2008 bei der Polizei gemacht hatte. Vor Gericht hatte er sein Geständnis bisher aber nicht wiederholt.

Yakup M. geht nun in die Offensive, denn: Zunächst hatte ihm die Anklage lediglich die mildere Form des Totschlags durch "Unterlassen" vorgeworfen, weil er die Tat nur nicht verhindert und die Wohnung verlassen haben soll. Deswegen war er von der Haft verschont. Doch er geriet unter Druck. Vor wenigen Tagen war er im Saal verhaftet worden - nachdem Gzim L. im Prozess ein Geständnis abgelegt und ihn schwer belastet hatte. Yakup M. sei stärker in die Tat verstrickt, als von diesem behauptet, hatte Gzim L. gesagt. Demnach soll der 20-Jährige etwa auf dem Opfer herumgesprungen sein.

Yakup M. schilderte hingegen wieder seine Version, wonach er nur gering an der Tat beteiligt gewesen sei. Labinot B. habe ihn in der Wohnung beim Treffen mit Kirk unter vier Augen gefragt, ob man den 17-Jährigen töten wolle. "Ich habe gesagt: Spinnst du? Ich wusste nicht, dass er es ernst meint." Yakup M. gibt zu, dass er Kirk wenig später "mit der flachen Hand zwei Schläge verpasst hat." Warum? "Um, wenn Kirk nicht gestorben wäre, nicht als lau, weich dazustehen", ist seine Erklärung, kurz darauf will er die Wohnung verlassen haben. Labinot B. habe Kirk gewürgt, Gzim L. ihm eine Zwiebel in den Mund gesteckt - Kirk starb qualvoll. Die Mitangeklagten kannte Yakup M. seit Jahren: "Wir hatten dieselben Interessen, haben zusammen gekifft." Die anderen hätten Kirk auf die Müllkippe gelegt, Yakup M. will im Auto gewartet haben. Er habe nur "die Flamme im Rückspiegel" gesehen, sagt er.

Unterdessen liegt dem Gericht nun erstmals auch eine Äußerung des Labinot B. vor, die sich aber nur auf die Entschädigungsansprüche von Simone M. (43), der Mutter des Opfers, bezieht. Darin soll er nach Abendblatt-Informationen seine Tatbeteiligung mittelbar einräumen, aber die Schuld auf die anderen schieben. Der Prozess wird kommenden Dienstag fortgesetzt.