SPD greift jetzt auch Senator Freytag als Aufsichtsrat an: “Wie lange hält er sich noch?“

Hamburg. Die HSH Nordbank hat personelle Konsequenzen aus ihrer finanziellen Schieflage gezogen. Der Chef der Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein, Hans Berger, trat gestern zurück. Sein Nachfolger soll bis auf Weiteres der bisherige Finanzvorstand Dirk Jens Nonnenmacher werden. "Der Vorstand hat Intensität und Dauer der Krise sowie die dadurch zutage getretenen Risiken für die Ertragslage der Bank in diesem Ausmaß nicht vorhergesehen", sagte Berger.

Nach Abendblatt-Informationen sollen Vertreter der Stadt Hamburg, die 30,41 Prozent an der HSH Nordbank hält, intern schon länger Bergers Ablösung gefordert haben. Schleswig-Holstein, das mit 29,1 Prozent an der HSH beteiligt ist, unterstützte den Bank-Chef jedoch zunächst weiter. Vor wenigen Tagen seien dann in Kiel Bedenken bezüglich der aktuellen Neun-Monats-Zahlen aufgekommen, hieß es aus Bankenkreisen. Es habe Hinweise gegeben, dass die Zahlen schlechter ausgefallen seien als dargestellt. "Das Vertrauen in Berger war dahin", sagte ein mit dem Vorgang Vertrauter dem Abendblatt. Nun soll es eine Sonderprüfung geben, die alle Risiken für den Jahresabschluss 2008 aufzeigt. Die Bank musste für die ersten neun Monate einen Verlust von 360 Millionen Euro ausweisen und beantragte vor gut einer Woche Bürgschaften in Höhe von 30 Milliarden Euro aus dem Rettungspaket der Bundesregierung.

In die Kritik geraten nun auch zunehmend Hamburgs Finanzsenator Michael Freytag (CDU) und sein Kieler Amtskollege Rainer Wiegard (CDU), die beide dem Aufsichtsrat der Landesbank angehören. In der Hamburger SPD wird offenbar bereits über einen Untersuchungsausschuss nachgedacht. "Sollte der Senat nicht alle Karten offen auf den Tisch legen, werden wir dafür sorgen müssen, dass Licht ins Dunkel kommt", sagte SPD-Fraktionschef Michael Neumann. "Ich frage mich auch, wie lange sich Herr Freytag noch hält."

Der FDP-Fraktionschef im Kieler Landtag, Wolfgang Kubicki, bezweifelte in einer Mitteilung, dass der Finanzminister "seiner Aufsichtspflicht wirklich nachgekommen" sei. Wiegard habe noch am Donnerstag im Finanzausschuss erklärt, volles Vertrauen in die Bank und die Führung zu haben.