Montag sollte Eröffnung mit 40 Kindern gefeiert werden. Eltern und Bezirk Altona sind entsetzt. Sie wollen in die Berufung gehen.

40 Kinder und ihre Eltern freuten sich schon seit Wochen. Am Montag sollte die aufwendig gebaute Kita an der Reventlowstraße 56 in Othmarschen eingeweiht werden. Mit einem bunten Fest. Der Traum ist geplatzt. Seit Freitagmittag liegt der Beschluss des Verwaltungsgerichts vor: Die Kita darf nicht öffnen - weil den Nachbarn der Kinderlärm nicht zumutbar sei, heißt es in der Begründung.

Einer der Kläger ist Michael E. (Name geändert), selbst Vater mehrerer Kindern. Er fordert unter anderem eine drei Meter hohe "Lärmschutzwand". Er sagt, dass es schon im vergangenen Oktober dazu Gespräche mit dem Betreiber SterniPark gegeben hat: "Dabei haben wir uns auf den Bau einer solchen Wand geeinigt, aber bis heute wurde keine errichtet." Die Behörde stimme dem Bau einer so hohen Wand nicht zu, dafür sei eine Genehmigung entsprechend des Bebauungsplans notwendig.

Dazu Leyla Moysich von SterniPark: "Wir halten nichts davon, Kinder hinter Mauern groß werden zu lassen." Nach ihren Angaben werde der Verein noch an diesem Wochenende alle betroffenen Eltern informieren. "Wir werden ihnen mitteilen, dass wir am Montag öffnen, dass es aber Probleme geben kann." Am späten Freitagabend gab es deshalb vor Ort noch einen Elternabend. Moysich verweist darauf, dass SterniPark eine gültige Betriebserlaubnis habe. Die hat mit dem Beschluss des Verwaltungsgerichts jedoch keine Wirkung mehr. Im Klartext: Wenn die Kitaträger den Betrieb am Montag aufnehmen, verstoßen sie gegen das Recht. Als Folge könnte bereits am Montag der Betrieb durch den Gerichtsvollzieher unterbunden werden.

Wie dann mit den Kindern verfahren wird, ist noch unklar. Jasmin Eisenhut, Sprecherin der Sozialbehörde, sagte lediglich, die Betreuung der Kinder sei sichergestellt, nötigenfalls müssen sie auf andere Kitas verteilt werden. Im Übrigen unterstütze die Behörde das Vorhaben des Trägers.

Der Fall erinnert stark an den der Kita "Marienkäfer" in Wandsbek, wo Anwohner ebenfalls gegen den Kitalärm geklagt hatten. Damals hatte es bundesweit für Aufsehen und Empörung gesorgt, dass Nachbarn wegen angeblicher Lärmbelastung den Betrieb einer Kita gerichtlich untersagt hatten. Sogar Bundesfamilienministerin von der Leyen hatte sich in den Fall eingeschaltet.

Der Kita Reventlowstraße wurde jetzt zum Verhängnis, dass der Gesetzgeber zwischen "allgemeinem" und "reinem" Wohngebiet unterscheidet. In dem Beschluss heißt es unter anderem, die Reventlowstraße sei auf Höhe der Kita "besonders geschütztes Wohngbiet", außerdem wird auf die "besonders beengte Grundstückssituation" verwiesen.

Jürgen Warmke-Rose, Bezirksamtsleiter, kündigte an, dass der Bezirk, genau wie auch SterniPark, gegen den Beschluss beim Oberverwaltungsgericht Beschwerde einlegen werde. Bereits am Montag wird es im Bezirksamt eine Krisensitzung dazu geben. "Wir brauchen eine verbindlichere Rechtsprechung", so Warmke-Rose.

Unterdessen wurde das Thema am Freitagnachmittag in der betroffenen Kita heiß diskutiert. Die Erzieherinnen waren zusammengekommen, um die letzten Vorbereitungen für den Start am Montag zu treffen. Die Sorge ist groß, dass tatsächlich schon am Tag eins das Ende kommen könnte. Erzieherin Sabine Graf (37) mit Sohn Jonathan (3) weiß, wie schwer es ist, einen guten Platz für das eigene Kind zu finden. Ihr Sohn geht in die Kita Bahrenfelder Straße. Graf sagt: "Eltern sind auf eine verlässliche Betreuung angewiesen. Eine ungewisse Situation wie diese ist ein Unding."

Die Mutter der kleinen Padami (3) kann unterdessen einfach nicht verstehen, warum die Nachbarn gegen kleine Kinder sind. Durch Zufall erfuhr sie am Freitagnachmittag von den Problemen, mit denen die Kita zu kämpfen hat. Vyjayanthi Iyengar (35) hatte sich darauf verlassen, dass ihre Tochter am Montag in der Kita betreut wird. Iyengar: "Was passiert jetzt am Montag- morgen? Ich weiß nicht, wo ich mein Kind lassen soll, wenn die Kita wirklich schließen muss." Auch die Erzieherinnen haben keine Antwort. Sie werden da sein. Am Montag, um 8 Uhr 30, um die 40 angemeldeten Kinder willkommen zu heißen.