Der offene Vollzug aus Glasmoor soll in die JVA Billwerder verlagert werden. Die muss deshalb umgebaut werden.

Seit 1922 werden in der Justizvollzugsanstalt Glasmoor vor den Toren der Stadt Gefangene aus Hamburg untergebracht. 80 Jahre nach der Fertigstellung der Haftanlage läutet der schwarz-grüne Senat jetzt das letzte Kapitel ein. Zum Abbau von Überkapazitäten im Strafvollzug plant Justizsenator Till Steffen (GAL) die Schließung des Gefängnisses mit 226 Plätzen des offenen Vollzugs. Die Stadt möchte das fast 25 Hektar große Areal, auf dem bis 1965 Häftlinge Torf abbauten, verkaufen. Möglicherweise stehen auf dem Gelände schon in einigen Jahren Einfamilienhäuser.

Der offene Vollzug aus Glasmoor soll in die Justizvollzugsanstalt Billwerder verlagert werden. Der Bauabschnitt I, der Platz für 400 Häftlinge bietet, muss für die Zwecke des offenen Vollzugs umgebaut werden. "Offener und geschlossener Vollzug müssen durch eine Mauer getrennt werden", sagte Steffen im Gespräch mit dem Abendblatt. Wichtig ist auch eine ungehinderte Zufahrt für die Unternehmen, die mit der Vollzugsanstalt wie schon in Glasmoor zusammenarbeiten.

Ein Nebeneffekt des Umzugs: Die Saalbelegung mit bis zu acht Gefangenen, die es in Glasmoor gibt, wird dann der Vergangenheit angehören. "Die Saalbelegung hat Gefangene davon abgehalten, in den offenen Vollzug zu wechseln", sagte Steffen. Die Umbaumaßnahmen werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. "Ich rechne aber mit der Fertigstellung vor Ende der Legislaturperiode", sagte der Senator.

Außerdem sollen weitere 90 Haftplätze im Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis abgebaut werden. Auch hier wird die Saalbelegung mit bis zu vier Häftlingen abgeschafft. Ein weiterer Baustein der geplanten Veränderungen im Strafvollzug ist die Wiedereröffnung des Moritz-Liepmann-Hauses an der Alsenstraße (Altona-Nord). Steffen-Vorgänger Roger Kusch hatte die Einrichtung, die zur Vorbereitung von Gefangenen auf die Entlassung dient, im Februar 2005 geschlossen. Das Haus mit 45 Plätzen steht seitdem leer.

Unter dem Strich plant der schwarz-grüne Senat einen Abbau von rund 270 Haftplätzen. In der vergangenen Legislaturperiode hatte nicht zuletzt Steffen als Oppositionsabgeordneter immer wieder auf die steigenden Leerstände hingewiesen. Derzeit stehen 770 von 2804 nutzbaren Haftplätzen leer. "Dies ist ein erster Schritt zur Verringerung der Überkapazitäten", sagte Steffen über das Programm.

Der Platzabbau geht einher mit einem langfristigen Abbau von Vollzugsbediensteten. "Wir planen, die Ausbildungskapazität von zwei Klassen auf eine pro Jahr zu verringern", sagte Steffen Derzeit gibt es rund 1800 Strafvollzugsbedienstete. Der Abbau führt laut Steffen zu einer Absenkung der Betriebskosten um "einen einstelligen Millionenbetrag".

Der Justizsenator will außerdem die sozialtherapeutische Abteilung in Fuhlsbüttel (Haus IV) zusammen mit der Außenstelle Bergedorf zu einer eigenständigen Anstalt ausbauen. Dazu sollen ein separater Eingang und vom geschlossenen Vollzug getrennte Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden.