Was erwarten Hamburger von Schwarz-Grün? Welche Hoffnungen, welche Bedenken haben sie? Das Abendblatt hat nachgefragt.

Anna Birkenstock (22), Studentin aus Eimsbüttel: "Die Koalition von CDU und GAL vereint große politische Gegensätze. Ich erwarte, dass die Grünen sich noch mehr durchsetzen und etwa Studiengebühren weiter gesenkt werden."

Strafverteidiger und Rechtsanwalt Gerhard Strate (58): "Ein grüner Justizsenator ist ein Novum, schon allein das macht die Koalition sehr spannend. Die Grünen werden mit den Schwarzen sehr viel besser klarkommen als mit den Roten, das sagt mein Bauchgefühl."

Katrin Stange (43), Verkäuferin aus Winterhude: "Schwarz-Grün, das bedeutet für mich kreative Prozesse im Denken und Handeln. Eine Politik, die Soziales und Umwelt noch mehr einbezieht und etwas bewegen wird."

Joachim Held (58), Versicherungsmakler aus Neugraben: "Der Beschluss zur Elbvertiefung klingt nach einem positiven Anfang für eine ungewöhnliche, aber produktive Regierung. Schifffahrt ist für Hamburg wichtig und muss stark gefördert werden. Weiter so!"

Sebastian Heinemann (43), Direktor des Atlantic-Hotels: "Die Koalition ist eine gute Option für unseren Senat. Die grüne Partei holt seit Jahren wichtige Themen in unser Bewusstsein. In der Schulpolitik hoffe ich auf einen vernünftigen Konsens. Sechs Jahre Grundschule sind ein guter Ansatz, aber auch Talente müssen gefördert und Leistung erbracht werden."

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Christiane Schadow (49), Berufsschullehrerin aus Hummelsbüttel: "Wenn es gelingt, die unterschiedlichen Interessen in Wirtschaft und Umwelt zu vereinen, könnte in Hamburg zukunftsweisende Politik betrieben werden - mit Vorbildcharakter für die Bundesebene."

Onno Visser (40), Verwaltungsangestellter aus Rotherbaum: "Hamburg hat sich wirklich gut entwickelt - der Hafen boomt, und es gibt wieder mehr Jobs. Das soll so weitergehen. Zudem entstehen mit der Elbphilharmonie und der U-4-Linie vielversprechende Projekte, die von den Grünen nicht ausgebremst werden sollten."

Joachim Weinlig-Hagenbeck (52), Tierparkchef: "Wir betrachten uns als das grüne H von Hamburg, bewahren Tiere, Park und Kultur für Hamburg. Da kann eine grün-konservative Regierung genau das Richtige sein."

Dagmar Hansen (83), Rentnerin aus Langenhorn: "CDU und GAL in einem Boot, das finde ich schrecklich. Die Grundsätze der Parteien passen nicht zusammen. Schade, dass die CDU es nicht alleine geschafft hat. Hoffentlich verändert sich die Stadt jetzt nicht zu ihrem Nachteil."

Bettina Tietjen (47), Moderatorin: "Schwarz-Grün steht für Aufbruchstimmung. Ich freue mich auf frischen Wind über Alster und Elbe."

Maren Dierks (46), Obstbäuerin aus Neuenfelde: "Die Regierung muss mehr für die Obstanbaugebiete tun. Autobahn, Umgehungsstraße und Kraftwerk sind für uns Bauern existenzielle Fragen. Schwarz-Grün sollte behutsam damit umgehen."

Jennifer Ertop (23), Kiosk-Inhaberin aus Winterhude: "Schwarz-Grün muss auch an den Mittelstand denken. Aber vermutlich ändert sich für kleine Selbstständige wie mich, die täglich 15 Stunden arbeiten und viele Steuern zahlen, sowieso nichts. Politiker reden viel. Ich glaube ihnen erst, wenn sie handeln."

Marc Anthony (43), Modedesigner: "Ich wünsche mir, dass es in Hamburg so großartig und mit guter Stimmung weitergeht. Und dass die Grünen nicht zu sehr bremsen."

Claudia Platzek (42), Künstlerin aus Barmbek: "Gelder sollten für wirklich wichtige Dinge wie die Verbesserung der Altenpflege eingesetzt werden. Stattdessen spricht die neue Regierung von einer Straßenbahn. Für mich ist das Quatsch. So schlecht ist das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel doch nicht."

Thomas Collien (41), Intendant am St.-Pauli-Theater: "Eine wachsende Stadt mit Ole und grünem Gewissen - finde ich gut!"

Thomas Schlünz (42), Schuhmacher aus Wandsbek: "Als Vater einer dreijährigen Tochter wünsche ich mir verantwortungsbewusste Konzepte in der Schulpolitik. In den Schulen muss endlich Ruhe einkehren. Dass Eltern bald nicht mehr mitentscheiden dürfen, ob ihr Kind auf das

Gymnasium kommt, ist da kontraproduktiv."

Hildegard Junk (57) aus Rotherbaum, arbeitssuchend: "Ich bin enttäuscht und sauer. Für mich als Ex-Grünwählerin ist die Abweichung von Idealen, welche die GAL für die Teilhabe an politischer Macht in Kauf nimmt, erschreckend. Das schwarz-grüne Bündnis bedeutet für mich: Probleme der Stadt werden verschleppt, weil die Politiker und Parteien zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind."

Hubertus Meyer-Burckhardt (51), Produzent und TV-Moderator: "Ich schätze Ole von Beust sehr und habe eine hohe Meinung von Christa Goetsch. Ich glaube, das wird gut für Hamburg."

Christian Wemke (22), Student: "Gut, dass sich die Parteien in Hamburg so schnell einig geworden sind, und nicht wie in Hessen endlose Verhandlungen führen. Hoffentlich geht das so weiter. Dann ist Schwarz-Grün eine kluge Lösung gegen die Linkspartei, die immer mehr Fuß fasst."

Anna Mikula (55), Buchhändlerin aus Eppendorf: "Ich habe Sorge, dass die neue Regierung bei ihrer Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Themen die Kulturlandschaft vernachlässigt. Dabei ist auch hier viel tun. Beispiel Bücherhallen, immer mehr werden geschlossen. Dem muss Schwarz-Grün entgegenwirken."