Hinter vielen Szenarien und Prognosen von deutschen Klimaforschern steht ein elektronisches Superhirn am Geomatikum der Universität Hamburg: das Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ). Gut zwei Dutzend Mitarbeiter betreiben hier den Hochleistungsrechner HRLE als Service-Einrichtung für deutsche Wissenschaftler. Er wird ständig mit neuen Daten gespeist, um in immer zuverlässigeren Modellen das Erdklima möglichst genau nachzubilden und dessen Zukunft mit Hilfe von Szenarien zu skizzieren.

"Wir rechnen derzeit mit Modellen, die Daten für ein Raster von 100 mal 100 Kilometer liefern, sagt Prof. Jochem Marotzke, Wissenschaftlicher Direktor des DKRZ. "Um kleinräumigere Klimafaktoren, etwa Ozeanströmungen, darstellen zu können, brauchen wir bessere Rechner. Eine zehnfach höhere räumliche Auflösung erfodert eine tausendfach höhere Rechnerleistung." Da das heutige Computersystem bereits Spitzenleistungen vollbringe, werde der Aufwand, die Rechner schneller zu machen, immer größer.

Das DKRZ wurde 1987 als gemeinnützige GmbH gegründet. Mit 55 Prozent ist die Max-Planck-Gesellschaft an der Rechenschmiede beteiligt. Die Klimamodelle des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie laufen auf dem DKRZ-Computersystem; ihre Ergebnisse flossen in den vierten Bericht des Weltklimarats IPCC ein, dessen alarmierende Ergebnisse im Februar Furore machten. Erste Hamburger Rechnungen waren bereits im Februar 2005 fertiggestellt. Sie belegten etwa ein Viertel der Rechnerkapazität des Jahres 2004.

Weitere DKRZ-Gesellschafter sind: die Stadt Hamburg, vertreten durch die Universität, sie hält 27 Prozent. Mit je neun Prozent sind das GKSS Forschungszentrum Geesthacht und das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven beteiligt. Eine Hälfte der Rechenzeit wird von den Gesellschaftern beansprucht, die zweite Hälfte steht anderen Gruppen zur Verfügung, die zum Erdsystem forschen. Dies macht das Rechenzentrum zur "Werkstatt der deutschen Klimaforscher", wie Wissenschaftssenator Jörg Dräger es nennt. Neben diversen Zukunftsszenarien wird in Hamburg auch rückwärts gerechnet, um den vorindustriellen Klimazustand zu rekonstruieren. Weiterhin werden Folgen simuliert, die bei einer angenommenen jährlichen Zuwachsrate der CO2-Konzentration von einem Prozent eintreten werden. Zusätzlich hält das DKRZ eine Fülle von Klimadaten bereit, auf die auch andere Forschergruppen zugreifen können. Es bereitet die Ergebnisse grafisch auf und berät intensiv seine Kundschaft - schon um sicherzustellen, dass das digitale Superhirn effizient genutzt wird.