Senat investiert weitere zehn Millionen Euro. Beust kündigte an, im Sommer ein umfassendes Programm zur CO2-Reduzierung vorzulegen. Ziel: 25 Prozent erneuerbare Energie.

Die Hamburger Spitzenposition in der Klimaforschung wird weiter gestärkt: Gestern sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) 33 Millionen Euro für den Kauf eines neuen Höchstleistungsrechners des Deutschen Klimarechenzentrums (DKRZ) zu. Auf dem Supercomputer im Geomatikum der Universität Hamburg laufen unter anderem die Klimamodelle des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Die Ankündigung bildete den Auftakt der Tagung "Globaler Klimawandel und regionale Auswirkungen in Norddeutschland", zu der sich gestern 600 Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft in Hamburg trafen.

"Die 33 Millionen Euro für den neuen Computer werden den internationalen Leuchtturm der Wissenschaft noch stärker strahlen lassen", sagte Frieder Meyer-Krahmer, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium (BMBF), das zu der Konferenz eingeladen hatte. Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust betonte, die Stadt werde sich an der Anschaffung beteiligen, in dem sie zehn Millionen Euro für Baumaßnahmen im DKRZ zur Verfügung stelle.

Insgesamt werde das BMBF über drei Jahre 255 Millionen Euro für die Klimaforschung ausgeben, so Meyer-Krahmer. "Wir erwarten präzisere Aussagen, wie sich der Klimawandel in Norddeutschland auswirken wird", so der Staatssekretär. Einige Anhaltspunkte gibt es bereits.

"Nach heutigen Szenarien könnten Sturmfluten am Pegel St. Pauli bis zum Jahr 2085 um 60 Zentimeter höher auflaufen", sagte Hans von Storch vom GKSS-Forschungszentrum Geesthacht. "Für Norddeutschland erscheinen die Folgen beherrschbar, zumindest wenn es keine Überraschungen gibt wie zum Beispiel ein starkes Ansteigen des Meeresspiegels."

Genau hier sehen viele Wissenschaftler große Unsicherheiten, vor allem, was das Schicksal des Grönlandeises betrifft. "Derzeit gehen die Berechnungen davon aus, dass das Eis über tausend Jahre allmählich abschmilzt. Aber was ist, wenn plötzlich große Teile, zum Beispiel ein Siebtel der Eismassen, instabil werden?", fragte Peter Herzig vom IFM-Geomar der Uni Kiel. Sollte der Eisschild komplett abschmelzen, ließe das Schmelzwasser den Meeresspiegel global um etwa sieben Meter ansteigen. Würde ein Siebtel des Eises kollabieren, stiege der Meeresspiegel um einen Meter und nicht, wie derzeit für den Weltdurchschnitt prognostiziert, um 30 Zentimeter.

Zudem würden viele Eisberge die Hauptschifffahrtsroute über den Atlantik gefährden, ergänzte Hartmut Heinrich vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hyrografie. Er berichtete von Klimafolgen, die bereits spürbar sind: "Nach der Rekordwärme im Oktober 2006 hatten wir eine heftige Sturmsaison. Sie führte zu so hohen Wellen, dass sich unsere Messbojen nach und nach verabschiedet haben. Zuvor lieferte uns eine Boje die Rekordwellenhöhe von zehn Meter. Sie lässt auf einen absoluten Maximalwert von 18 Meter schließen. Kollegen in den Niederlanden maßen ebenfalls eine Rekordwelle, sodass wir uns sicher sind, dass die Messdaten zuverlässig sind. Auf der Messplattform ,Fino' nördlich von Borkum verbog eine 18 bis 20 Meter hohe Welle das Geländer und richtete weiteren Schaden an."

Stadtbewohner werden unter der Erderwärmung besonders leiden, prognostizierte Heinke Schlünzen von der Universität Hamburg. "Nach unseren Szenarien erwärmt sich das norddeutsche Klima bis 2100 um vier Grad. Vor allem in Sommernächten werden die Menschen wegen zu hoher Temperaturen schlechter schlafen können", so Schlünzen. Denn nach heißen Tagen sind Städte nachts generell etwa zwei bis fünf Grad wärmer als das Umland.

Klimaschutz ginge jeden etwas an, sagte von Beust während seiner Rede vor dem Fachpublikum. In den nächsten Jahren solle der Anteil von erneuerbaren Energien in der Hansestadt von zwölf auf 25 Prozent erhöht werden - damit wäre Hamburg Klima-Spitzenreiter in Deutschland.