Bürgermeister Ole von Beust sollte mit seinem Wärmedämmungs-Programm im eigenen Amtssitz anfangen: Über Fenster und Mauern geht viel zu viel Heizungswärme verloren.

Hamburg. Das Hamburger Rathaus ist unter den bekannten Gebäuden der Hansestadt offenbar einer der größten Klimasünder. Das ergab ein Test des Abendblatts mit einer speziellen Thermobild-Kamera. Danach geht durch die Fenster und die Mauern des 1897 errichteten Gebäudes deutlich mehr Wärme verloren als bei allen anderen getesteten Häusern - darunter das Hotel Atlantic, die Vattenfall-Zentrale und die neue Europa-Passage.

Erst vor wenigen Tagen hatte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) mit Umweltsenator Axel Gedaschko (CDU) ein langfristiges Programm zur Bekämpfung des Treibhausgases Kohlendioxid vorgestellt. In Kooperation mit der Wohnungswirtschaft ist zum Beispiel geplant, durch zusätzliche Wärmedämmung bis zum Jahr 2020 den Energiebedarf um 15 Prozent und den Kohlendioxid-Ausstoß um 25 Prozent zu verringern.

Möglicherweise muss er jetzt in seinem eigenen Amtssitz anfangen, die klimaschädliche und zudem teure Vergeudung von Heizenergie an die Umwelt zu stoppen.

"Teilweise liegt es sicherlich am Alter des Rathauses und ist konstruktiv bedingt", sagt der Thermografie-Experte Jens Weyers vom Architekten-Büro Weyers in Hamburg. "Aber der Energieverlust ist einfach enorm."

Auf dem Thermobild - aufgenommen abends um 21.22 Uhr - ist deutlich zu erkennen, dass auf der gesamten Front des Rathauses (rote Farben) Energie verloren geht. Besonders die Fenster (weiße Farben) sind offenbar schlecht isoliert oder zu dünn verglast. Bürgermeister Ole von Beust wollte sich dazu gestern nicht äußern.

Insgesamt testete das Abendblatt sieben Hamburger Gebäude - darunter die Zentrale von Greenpeace an der Großen Elbstraße, die trotz ihrer Glasfronten laut Experten-Meinung gut isoliert ist.

Große Unterschiede gibt es vor allem zwischen den Häusern, die vor der 1977 in Kraft getretenen ersten Wärmeschutzverordnung gebaut wurden, und denen, die danach errichtet wurden. So zeigten die Wärmekamera-Bilder der neuen Europa-Passage und des Hamburg Trade Centers in der HafenCity nur geringe Energieverluste. "Die Fassaden sind isoliert und die Fenster gut abgedichtet", sagt Weyers.