Beauftragte Reinigungsfirma verteidigt sich: Andere Unternehmen zahlten noch weniger.
Hamburg. In Hamburg arbeiten Reinigungskräfte in Luxushotels zum Teil für weniger als 2,50 Euro pro Stunde. Das ergibt sich nach Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus dem Fall einer jungen Frau, die Ende 2006 im Dorint am Alten Wall für die Reinigung der Zimmer verantwortlich war. Die 23-jährige Antonia H. arbeitete im November laut DGB 168 Stunden an 21 Tagen in dem Fünf-Sterne-Hotel als Reinigungskraft. Dennoch bekam sie ausweislich der Monatsabrechnung, die dem Abendblatt vorliegt, lediglich 413,18 Euro brutto - und damit einen durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von 2,46 Euro. Als sich H. bei der Firma beschwerte, sagte diese eine Nachzahlung zu - und schickte postwendend die Kündigung.
Hintergrund: Das Dorint hat die Zimmerreinigung an eine externe Firma vergeben, die Firma Lieblang. In den Verträgen, die Lieblang mit seinen Reinigungskräften schließt, heißt es: "Auf der Grundlage des gültigen Tariflohns von 7,87 Euro und der vorgegebenen tariflichen Leistungsparameter je Zimmer erfolgt die Abrechnung nach der Anzahl der gereinigten Zimmer." Pro Zimmer werden 3,50 Euro vergütet - einen festen Stundenlohn gibt es damit nicht mehr. Da oft keine Zimmer zum Reinigen frei seien, entstünden Wartezeiten, in denen das Personal gar nicht bezahlt werde, so der DGB. So liege der Stundenlohn oft weit unter dem Gebäudereinigertarif von 7,87 Euro, der in diesem Fall gilt.
Lieblang-Projektleiter Eberhard Witte verteidigte das Prinzip: "Um Tariflohn zu erreichen, muss auch eine gewisse Leistung erbracht werden." Die Konditionen bei Lieblang seien besser als bei anderen Firmen, so Witte. Andreas Suß, Geschäftsführer der zuständigen Gewerkschaft IG Bau, bezeichnete den Fall als "sittenwidriges Lohndumping". Dass Hotels oder deren Dienstleister Löhne unter den ohnedies niedrigen Tarif drückten, komme immer häufiger vor. Das habe auch die Großrazzia in Hamburger Hotels im Februar ergeben, bei der viele Fälle von Schwarzarbeit und Lohndumping erfasst worden seien. "Seitdem hat sich wenig verbessert", so Suß, der betonte, dass es verboten sei, Stundenlöhne durch Pauschalen zu unterlaufen. Er forderte das Dorint auf, sich "umgehend von dieser Reinigungsfirma zu trennen". Marc Schneer, Sprecher der Accor-Hotels, zu denen das Dorint gehört, wies jede Verantwortung von sich. Dafür, dass "Recht, Gesetz und Tarif" eingehalten würden, sei nicht das Dorint, sondern Lieblang verantwortlich.