Bei seiner Verhaftung am Freitag lachte er noch höhnisch, jetzt, so sagt ein brasilianischen Ermittler, sitze “der Deutsche“, Bernd Dieter Kramer (57) in seiner Zelle und sei deprimiert.
Nach der Festnahme des mutmaßlichen Komplizen von Reemtsma-Entführer Thomas Drach in Brasilien hat die Staatsanwaltschaft Aachen die Auslieferung des Mannes beantragt. Kramer war mit internationalem Haftbefehl wegen Geldwäsche von Lösegeld aus der Entführung des Hamburger Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma gesucht worden (wir berichteten). Von eventuellen Aussagen Kramers erhoffen sich Fahnder den Durchbruch bei der Millionen-Suche. "Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen ist das ein Meilenstein", sagte Oberstaatsanwalt Robert Deller.
Für die Freilassung von Reemtsma nach 33 Tagen Gefangenschaft waren 1996 umgerechnet rund 15 Millionen Euro gezahlt worden. Kramer soll Thomas Drach im Gefängnis in Rio kennen gelernt haben, wo er eine elfjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßte. Laut brasilianischen Ermittlern ist Kramer mit einer Brasilianerin verheiratet und hat ein Kind. Bis Freitag lebte er in Santa Rita etwa 200 Kilometer von Rio entfernt und führte dort eine Kneipe. Ehefrau und Tochter hätten laut Interpol angeblich von nichts gewusst. Freunden in Brasilien habe Kramer aber anvertraut, dass er früher oder später mit einer Festnahme rechne. "Wie jeder Justizflüchtling lebte er wohl in täglicher Angst", meinte Martins.
Kramer sitzt in einer Zelle im Gebäude der Interstaatlichen Polizei (Polinter) im Norden Rios. Ihm drohen wegen Geldwäsche bis zu fünf Jahre Haft.