Polizisten mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen patrouillieren vor dem Strafjustizgebäude am Sievekingplatz - höchste Sicherheitsstufe herrscht vor dem Prozeß gegen den zu vierzehneinhalb Jahren verurteilten Reemtsma-Entführer Thomas Drach (45). Gestern stand er wieder vor Gericht: Drach hatte nach einem früheren Amtsgerichtstermin in einer Gefängniszelle der Untersuchungshaftanstalt lautstark randaliert - weil er zurück in seine eigentliche Haftanstalt gebracht werden wollte. Das Urteil des Amtsgerichts gestern: drei Monate und zwei Wochen Haft wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, versuchter Nötigung.

Drach, der nach den Erkenntnissen der Ermittler aus der Entführung des Mäzens Jan Phillip Reemtsma von 1996 noch Millionen von dem 15 Millionen Euro Lösegeld irgendwo gebunkert haben dürfte, hatte früher schon Fluchtgedanken geäußert. Mehr als ein Dutzend Beamte sind am Eingang und im Saal des Hochsicherheitstraktes postiert. Drach hat die ganze Zeit Hand- und Fußfesseln an.

Der Fall: Im Herbst 2004 war Drach für einen Prozeß zum Gericht gebracht worden. Bis zum Folgetermin sollte er dann fünf Tage im benachbarten Untersuchungsgefängnis verbringen - statt im komfortableren Gefängnis "Santa Fu" in Fuhlsbüttel. Drach war sauer. "Ich habe gesagt, daß ich die Zelle kurz und klein schlagen werde", gibt er zu. Er habe stundenlang mit einem Handfeger an seine Zellentür geschlagen. Dann hätten ihn mehrere Beamte überwäligt, ohne Grund, jammert Drach. Er kam in eine Isolierzelle. In einem Brief nannte Drach die Beamten "Drecksäcke". Dafür verurteilt ihn der Amtsrichter zudem wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 150 Euro. Drach denkt nun darüber nach, ob er Rechtsmittel einlegt.