Der Wirtschaftsvertreter sieht den Investitionsstandort gefährdet, wenn der Campus Firmen verdrängt.

Das öffentliche Tauziehen um die Zukunft der Hamburger Universität ist eröffnet: Handelskammer-Präses Frank Horch geht auf Konfrontationskurs zur Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz, die sich vehement für eine vollständige Verlagerung der Uni in den Hafen ausgesprochen und diese Entscheidung sogar mit ihrer Zukunft im Amt verknüpft hatte. "Eine vollständige Verlegung der Universität auf den Kleinen Grasbrook wird es mit der Handelskammer nicht geben", betonte Horch im Gespräch mit dem Abendblatt. Als Präses stelle er sich "zu 100 Prozent auf die Seite der Hafenwirtschaft".

Wie berichtet, werden zurzeit die Ergebnisse der von der Wissenschaftsbehörde in Auftrag gegebenen "Studie zur baulichen Entwicklung der Universität" diskutiert. Die darin durchgespielten Szenarien reichen vom Aus- und Umbau der Uni am Standort Rotherbaum bis zur Verlagerung auf den Kleinen Grasbrook.

Durch einen vollständigen Umzug der Uni inklusive Wohnungsbau auf dem Hafen-Gelände sei die Hafenentwicklung und damit die Zukunft des Hafens und Tausende Arbeitsplätze "dramatisch gefährdet", so Horch. Ein Umzug der Uni auf den Kleinen Grasbrook sei ein "deutliches Signal, wie Hamburg mit seinem Hafen umgeht". In einer Zeit, in der alle großen Wettbewerber ihre Häfen ausbauen, wäre dies das "internationale Signal, dass Hamburg seinen Hafen zurückbaut", sagte Horch. Es müssten jetzt die richtigen Schritte für die Zukunft eingeleitet werden. Dafür müsse die Fläche im Hafen aber nutzbar sein. Den kompletten Umzug nannte Horch einen "Hemmschuh" für die Hafenentwicklung.

Die Universitäts- und Exzellenzentwicklung an sich sei "überhaupt nicht infrage zu stellen", so Horch. Hingegen müsse man sehr wohl fragen, warum und ob die Entwicklung vollständig auf dem Gebiet des Kleinen Grasbrooks stattfinden müsse. "Für eine Universität braucht man keinen Wasseranschluss und keine Wassertiefe, die Firmen im Hafen aber schon", so Horch. Seine Forderung: "Der Kleine Grasbrook muss als Universalhafen für Autoverladung, für Fruchtverladung, für sperrige Güter und die entsprechenden Firmen auf jeden Fall erhalten bleiben." Zum Einen gehe es ein weiteres Mal um die Verlässlichkeit Hamburgs als Wirtschafts- und Investitionsstandort, zum Beispiel für Kunden wie Edeka und Grimaldi, die sich erst neu auf dem Gelände angesiedelt haben. Zum Anderen gehe es um das klare Bekenntnis zum Jobmotor Hafen. Schon jetzt gebe es Unruhe bei Investoren.

Alles deute daraufhin, dass sich die Behörde auf den Kleinen Grasbrook fixiert habe. "Wenn wirklich ergebnisoffen diskutiert würde, warum gibt es dann nicht alternative Standortvorschläge?", fragt Horch. Er schlägt eine Teilverlagerung auf das Gelände der Trabrennbahn Bahrenfeld oder nach Wilhelmsburg vor.

Bleibe Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) bei ihrem Kurs, sieht Horch "heftige Konfrontationen" auf Behörde und Kammer zukommen. Er betonte gleichzeitig aber, gesprächs- und kompromissbereit zu sein.

Seit gestern können die Hamburger im Internet über das Für und Wider eines Uni-Umzugs diskutieren: unter www.zukunft-uni.hamburg.de .