Werner Jantosch kündigt für 2009 und 2010 auch verstärkt Großkontrollen gegen Verkehrssünder an.

Der Kampf gegen die Jugendgewalt ist eine der großen Herausforderungen für die Hamburger Polizei. Werner Jantosch (58), der heute fünf Jahre im Amt des Polizeipräsidenten ist, will mit der Forderung nach einem Fahrverbot für junge Gewalttäter einen "Denkprozess" in Gang bringen. "Mit Gewalttätern muss man schärfer ins Gericht gehen", sagte er dem Hamburger Abendblatt. "Die Strafe muss wehtun."

Zwar ging die Gewaltkriminalität von Jugendlichen unter 21 Jahren im Jahr 2008 zurück. Die Polizei verzeichnete 2882 Tatverdächtige und damit 166 oder 5,4 Prozent weniger als im Vorjahr. "Doch diese Straftaten sind immer noch ein sehr großes Thema in der Stadt", sagt Jantosch. "Wir müssen uns fragen, wie wir neben dem bestehenden Präventionsprogramm weitere Mittel finden, Jugendkriminalität weiter einzudämmen." Der Verlust des Führerscheins von drei bis sechs Monaten würde nach Jantoschs Überzeugung nachhaltiger wirken als ein Gefängnisaufenthalt. "Dieser wird im Freundeskreis der Täter nicht selten als attraktiv angesehen." Zudem könne das Gefängnis kriminelle Karrieren fördern. "Der Verlust an Mobilität kommt dagegen weder beim Täter noch dessen Freunden gut an", sagt Jantosch.

Er kündigt an, 2009 und 2010 weiter gegen Verkehrssünder vorzugehen. So werden verstärkt Großkontrollen gegen Drogen- und Alkoholsünder durchgeführt. Auch Raser und Rotlichtfahrer werden stärker überwacht. "Es ist abenteuerlich, wie flexibel einige Autofahrer die Verkehrsregeln für sich auslegen." Mit diesen Maßnahmen führt Jantosch das fort, was er seit seinem Amtsantritt am 30. März 2004 begonnen hat.

Damals startete er mit der Parole "Kundenorientierung". "Jeder, der mit der Polizei zu tun hat, befindet sich in einer Ausnahmesituation. Ob nun beim Unfall oder beim Einbruch. Deshalb soll sich der Beamte auch in den Bürger hineindenken können." Wichtig war ihm dabei auch immer das äußere Erscheinungsbild seiner Beamten. "Der Bürger erwartet, dass ein Polizist auch aussieht wie ein Polizist. Dazu gehört ebenfalls, dass er seine Dienstmütze trägt", lautet sein Credo. Nicht selten mussten sich daher Beamte unangenehme Fragen gefallen lassen, wenn sie die Mützen im Peterwagen liegen ließen. Als Erfolge wertet Jantosch die Einrichtung der Online-Wache im Internet, die Videoüberwachung und die Auflösung der offenen Drogenszene. Nachdem sein Amtsvorgänger Udo Nagel Innensenator geworden war, habe sich die Zusammenarbeit mit der Behörde deutlich verbessert. "Es gibt bis heute auch unter Nagels Nachfolger Christoph Ahlhaus ein größeres Vertrauen des Innensenators in die fachliche Kompetenz der Polizei", sagt Jantosch. "Wenn ich eine Sonderkommission einrichten muss, dann mache ich das, ohne das vorher kompliziert abstimmen zu müssen." Zwar freut es Jantosch, dass die Kriminalitätszahlen seit 2001 stetig sinken. Doch in Wahrheit stört ihn die jährliche Betrachtung. "Man muss die Zahlen im Zehn-Jahres-Vergleich ansehen, um einen Trend feststellen zu können."

Die fünf Jahre als Polizeipräsident waren auch von spektakulären Verbrechen geprägt. "Am meisten ging mir der Tod der sieben Jahre alten Angelina nahe", erinnert sich Jantosch. Das Mädchen war im Oktober 2004 von dem Bruder einer Freundin vergewaltigt und getötet worden. Ihren Leichnam hatte der 17 Jahre alte Täter in einen Karton auf dem Balkon seiner Eltern versteckt. "Das hat mich so sehr mitgenommen, dass ich mehrere Interviews fürs Fernsehen abbrechen musste."

Jantosch kündigt unterdessen an, bis zur Pension Polizeipräsident bleiben zu wollen. Das wären dann noch weitere sechs Jahre.