Der Vorstand des CDU-Ortsverbands rügt die Bezirksamtsleiterin und Parteifreundin per offiziellem Beschluss.

Im Zusammenhang mit der Genehmigung des umstrittenen Bordells an der Angerburger Straße hat der Vorstand des CDU-Ortsverbandes Wandsbek Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) nun auch offiziell das Vertrauen entzogen. In einer Sondersitzung des Vorstandes gestern Abend hat der Ortsverband einen entsprechenden Beschluss verabschiedet.

Darin "rügt" der Ortsvorstand, dass die Bezirkamtsleiterin in mehreren Fällen Entscheidungen von "besonderer Tragweite getroffen hat", ohne die Bezirkspolitiker einzubinden, obwohl dies "problemlos möglich und aufgrund der Relevanz erforderlich gewesen wäre". Daher habe sich der Eindruck verfestigt, dass "die Bezirksamtsleiterin kein ernsthaftes Interesse an der konstruktiven Zusammenarbeit mit den parlamentarischen Gremien" habe, so wie es "über Jahrzehnte gelebte Praxis im Bezirk Wandsbek war".

Der Ortsvorstand stellte daher fest, "dass das Vertrauensverhältnis" zu Cornelia Schroeder-Piller "erheblich gestört" ist. Der Beschluss fordert darüber hinaus die vier Wandsbeker Bezirksabgeordneten Bruno Claußen, Fabian Rehberg, Timo Steh und Dennis Timmlau auf, mit den Entscheidungsträgern in der CDU Gespräche über die "offensichtlich fehlende Perspektive in der Zusammenarbeit mit der Bezirksamtsleitung" zu führen. In der Parteiführung soll es nach Abendblatt-Informationen bereits Gespräche über eine mögliche Nachfolge von Schroeder-Piller gegeben haben.

Unterdessen hat das Bezirksamt das beantragte Bordell an der Angerburger Straße genehmigt. "Die Baugenehmigung des Bezirksamtes Wandsbek für das geplante Bordell an der Angerburger Straße ist bei uns bereits Ende vergangener Woche eingegangen", sagte Rechtsanwalt Gero Tuttlewski dem Abendblatt. Tuttlewski vertritt Hans-Jürgen N., der an der Angerburger Straße ein Etablissement mit 15 Zimmern betreiben will. Mit einer Eröffnung des Bordells ist in Kürze zu rechnen: "Es wird momentan aktiv an der Umsetzung gearbeitet", sagt Tuttlewski. Möglichen rechtlichen Auseinandersetzungen mit einem Nachbarn an der Angerburger Straße, der bereits ein Gutachten in dem Zusammenhang mit der geplanten Bordellansiedlung in Auftrag gegeben hatte, sieht Tuttlewski "gelassen" entgegen.

Zumindest ein Nachbar scheint bereits aufgegeben zu haben. Der im Untergeschoss des geplanten Bordells ansässige Computerhandel ist nach Abendblatt-Informationen auf der Suche nach einem neuen Standort.

In der Diskussion am Abend kritisierten die CDU-Politiker vor allem, dass sie in den Entscheidungsprozess nicht mit eingebunden waren. Zudem sei bei einer von der Bezirksversammlung beantragten Akteneinsicht im Januar nicht die vollständige Bauakte vorgelegt worden, sondern lediglich Auszüge daraus, sagte Timo Stehn (CDU), der bei der Akteneinsicht dabei war.

Der SPD-Wahlkreisabgeordnete Jan Balcke nannte den Beschluss der CDU "folgerichtig und konsequent". Damit schwenke die CDU auf SPD-Linie um und Frau Schroeder-Piller fehle die Mehrheit in der Bezirksversammlung, so Balcke am Abend. "Jetzt sind alle Bezirksfraktionen aufgefordert, einen Neuanfang für Wandsbek zu ermöglichen." Um weiteren Schaden vom Bezirk abzuwenden, sei dies nur ohne Cornelia Schroeder-Piller an der Verwaltungsspitze möglich.