In Einzelfällen sind Mieterhöhungen um mehr als 60 Prozent angekündigt. Mieterverein zu Hamburg spricht von Skandal.

Das städtische Wohnungsunternehmen Saga GWG hat in Barmbek-Nord Mieterhöhungen von durchschnittlich 40, in Einzelfällen um mehr als 60 Prozent angekündigt. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Ksenija Bekeris und Wilfried Buss hervor. 128 Wohnungen an der Habichtstraße, am Schwalbenplatz und Lißmannseck, die derzeit "voll modernisiert" werden, sind betroffen.

Der Mieterverein zu Hamburg spricht von einem "Skandal. Die Aufgabe der Saga ist es, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten. In diesem Fall passiert aber genau das Gegenteil", sagt Mietrechtsexperte Wilfried Lehmpfuhl.

Fakt ist: Derzeit führt die Saga GWG eine umfassende Modernisierung der rot geklinkerten Gebäude, die in den 20er-Jahren erbaut wurden, durch. "Die Häuser bekommen eine Wärmeverbundfassade. Außerdem werden die Gas-thermen ausgetauscht, in Zukunft wird hier mit Fernwärme geheizt. Zudem werden neue Fenster eingebaut", sagt Sprecherin Kerstin Matzen. Durch den Einbau der neuen Heizungen werden die Energiekosten drastisch sinken, so Matzen weiter.

Die Mieter sind allerdings wenig begeistert von der Modernisierung und der damit verbundenen Mieterhöhung: "Die Saga GWG hat uns eine Mietanhebung von 178,33 Euro angekündigt. Wir wissen gar nicht, wie wir das bezahlen sollen", sagt Alexandra Cardoso, die gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Kindern seit mehr als zwölf Jahren in einer 57-Quadratmeter-Wohnung lebt. Bisher bezahlte Familie Cardoso eine Netto-Kalt-Miete von 310,51 Euro, nach der Modernisierung sollen es laut Saga- GWG-Schreiben 488,84 Euro sein. Auf Wunsch können die Mieter im Zusammenhang mit der Modernisierung auch eine neue Küche bekommen, dafür wird aber dann ein monatlicher Zuschlag von 18 bis 25 Euro je nach Küchengröße fällig.

Nach Angaben des Mietervereins sind nach der Ankündigung der Mieterhöhung bereits mehrere Mieter ausgezogen: "Diese Mietanhebung ist geeignet, um Leute aus finanziellen Gründen zum Auszug zu bewegen. Die meisten Menschen, die uns bekannt sind, sind keine Großverdiener, die sich derartige Mietsprünge leisten können", sagt Lehmpfuhl.

Der Mieterverein zu Hamburg versucht seit Monaten mit der Saga GWG über ein moderatere Anhebung der Miete zu verhandeln - zunächst ohne Erfolg. Doch nun die überraschende Wendung: Nachdem das Abendblatt bei der Saga GWG wegen der geplanten Mieterhöhungen angefragt hatte, rudert das Wohnungsunternehmen nun zurück: "Wir werden die Anhebung der Miete nun noch einmal genau überdenken. Die Erhöhung wird deutlich moderater ausfallen als angekündigt. Die Miete wird auf jeden Fall danach noch weit unter dem Durchschnitt des Mietspiegels liegen"

Das kommt überraschend: Dem Abendblatt liegen mehrere offizielle Schreiben an die Mieter vor, die bereits aus dem August 2008 stammen, in denen eine "Vereinbarung über die Anhebung aus Anlass der Modernisierung" beigefügt ist - und zwar um durchschnittlich 40 Prozent.