Der 26. Juni 2000 war ein schöner Sommertag in Hamburg. Doch dann geschah etwas, das die Stadt veränderte und eine politische Diskussion in Gang...

Der 26. Juni 2000 war ein schöner Sommertag in Hamburg. Doch dann geschah etwas, das die Stadt veränderte und eine politische Diskussion in Gang setzte, die bis heute dafür sorgt, dass mögliche Erleichterungen für die Vermittlung von Kampfhunden aus dem Tierheim immer noch für Wirbel sorgen.

Rückblick: Kurz vor Mittag springen die Staffordshire-Hündin "Gipsy" und Pitbull "Zeus" über den Zaun der Grundschule Buddestraße in Wilhelmsburg, stürzen sich auf den sechs Jahre alten Volkan Kaya und richten ihn mit ihren mächtigen Gebissen derart zu, dass er noch vor Ort stirbt. Herbeieilende Polizisten erschießen die Hunde.

Es sind noch 15 Monate bis zur Bürgerschaftswahl, und Ronald Schill treibt die rot-grüne Koalition mit dem Thema Innere Sicherheit vor sich her. Auch deshalb reagiert der Senat prompt und erlässt zwei Tage nach Volkans Tod eine neue Hundeverordnung. "Die härteste in Deutschland", sagt der sonst so bedächtige Bürgermeister Ortwin Runde (SPD). "Wir wollen Kampfhunde aus der Stadt weg haben."

Künftig gilt: Hunde wie Pitbull und American Staffordshire Terrier gelten per se als gefährlich und dürfen nur noch unter strengen Auflagen gehalten werden. Weitere 14 Rassen wie zum Beispiel Rottweiler dürfen nur noch mit Maulkorb und an der Leine ausgeführt werden.

Doch damit nicht genug: Nach dem Fall Volkan rufen bundesweit Politiker nach härteren Regeln. Innerhalb von Wochen erlassen die Bundesländer neue Verordnungen. Hamburg, wo seit dem Regierungswechsel im Herbst 2001 eine CDU/FDP/Schill-Koalition einen harten Kurs beim Thema Innere Sicherheit fährt, arbeitet nun ein Hundegesetz aus und lässt den "Bezirklichen Ordnungsdienst" die Einhaltung der Regeln überwachen. Zwar ist mitunter spöttisch von der "Hundepolizei" die Rede, aber der neue Kurs wirkt, vor allem, nachdem im Frühjahr 2006 das Hundegesetz in Kraft tritt. Nunmehr werden den Tieren Mikrochips eingepflanzt, es gibt ein Hunderegister, und wer mit seinem Vierbeiner ohne Leine Gassi gehen will, muss vorher einen "Hundeführerschein" machen.

Ergebnis: Die Zahl der registrierten Verstöße gegen das Gesetz steigt sprunghaft an: Von April 2007 bis März 2008 von 911 auf mehr als 6500, statt 23 000 Euro werden 130 000 Euro Bußgeld eingenommen - was wohl vor allem an den schärferen Kontrollen liegt. Von realen Problemen mit Hunden ist hingegen seltener die Rede.

Dennoch beschließt die Bürgerschaft Ende 2008, ursprünglich als "gefährlich" eingestufte Tierheimhunde zur Vermittlung anzubieten. Es geschieht auf Drängen von Tierschützern und gestützt auf Gutachten über das Verhalten der Hunde, aber auch, weil die Kosten für die Haltung der Hunde ausufern. Es könnte das Ende der Hundedebatte in Hamburg sein. Oder der Beginn einer neuen.