ABENDBLATT: Herr von Beust, Sie haben Ihren Stellvertreter und Innensenator Ronald Schill heute vor die Tür gesetzt. Was genau hat den Ausschlag gegeben? OLE VON BEUST : Er hat sich charakterlos verhalten. Er hat mir private Vorhaltungen gemacht und versucht, mein Verhalten zu Staatsrat Wellinghausen erpresserisch zu beeinflussen, indem er mir gedroht hat, er würde dies und das über private Dinge dann veröffentlichen. Eine solche Erpressung ist indiskutabel. ABENDBLATT: Wie groß ist Ihre Sorge, dass jetzt in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche gewaschen wird? VON BEUST : Die ist sehr gering. Ich glaube, die Menschen haben ein Gespür für das, was bösartig und charakterlos ist und für das, was wahrhaftig ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass hier der Bedarf besteht, schmutzige Wäsche zu waschen. ABENDBLATT: Sie haben es bisher immer vermieden, über Ihr Privatleben zu sprechen, nun wird das Thema Homosexualität in der ganzen Republik lebhaft diskutiert. Was bedeutet das für Sie persönlich? VON BEUST : Ich denke jeder, egal wo die sexuellen Vorlieben sind, hat Anspruch auf ein Privatleben. Ich glaube, die Öffentlichkeit interessiert es auch gar nicht so sehr was jemand privat macht oder auch nicht. ABENDBLATT: Wenn Sie den heutigen Tag nochmal Revue passieren lassen. Wie würden Sie das Ergebnis zusammenfassen? VON BEUST : Ein Tag voller menschlicher Enttäuschung, aber auch ein Befreiungsschlag, der bedeuten kann, dass die Koalition vielleicht noch intensiver und auch menschlich-freundschaftlich und fairer zusammenhalten kann als bisher. Manchmal kann das Durchleben eines rauen Sturmes auch die Reihen schließen und zusammenführen. Ich sehe die deutliche Chance, dass das geschehen kann.