Das Ehepaar Pulss steht vor der Schrankwand im Wohnzimmer ihrer 48 Quadratmeter großen Wohnung in Heidenau bei Dresden - in der "Platte", WBS 70 Einheitsbau. Ein paar Bücher haben sie schon einsortiert. Die wenigen, die ihnen geblieben sind. "Der neue Schrank ist einfacher als der alte", sagt Rosmarie Pulss (52). Und nicht nur der. Alles ist "einfacher", seitdem die Flut sie in der viel größeren fünf Kilometer entfernten Wohnung in ihrem Heimatdorf Dohna überrascht hat. Dort hatten sie geheiratet. Rosmarie und Horst Pulss (57) mussten evakuiert werden. Nachts. Mit dem Hubschrauber. Zwei Monate lebten sie in einer Übergangswohnung. Mit einem Tisch und nur zwei Stühlen. "Die Wäsche trockneten wir auf der Lampe", sagt Rosmarie Pulss. Sie lächelt. Man will ja nicht klagen. Nicht darüber. Und auch nicht, dass sie nach 28 Ehejahren alles verloren haben, wovon sie einst träumten: eine Waschmaschine, einen Garten und Nachbarn, mit denen sie sich gern unterhielten. Sie fangen von vorne an. Die 2000 Euro aus Hamburg helfen ihnen dabei. Den Rest wird Rosmarie Pulss selbst hinzuverdienen. Fünf Tage lang in der Woche arbeitet sie jetzt in der Spülküche eines Supermarkts.