Bis 2015 will die Hochbahn 55 der 86 Hamburger Haltestellen barrierefrei ausgebaut haben. Verkehrsexperten sind skeptisch.
Hamburg. Die Hamburger Hochbahn will 20 weitere Haltestellen ausbauen. Dafür sollen rund 30 Millionen Euro, die der Senat zur Verfügung stellt, investiert werden. "Wir liegen gut im Zeitplan. Unser Ziel, bis 2015 dieses Vorhaben umzusetzen, werden wir erreichen", sagte Hochbahnchef Günter Elste dem Hamburger Abendblatt.
Dass Bahnhöfe barrierefrei zu erreichen seien, sei ein "wichtiges Instrument", um weitere Fahrgäste zu gewinnen. Für Mütter und Väter mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer oder gehbehinderte Menschen mit Rollator sei ein Aufzug oft entscheidend, um den öffentlichen Nahverkehr überhaupt nutzen zu können, sagte Elste weiter.
Laut Planungen sollen im Jahr 2015 55 der insgesamt 86 U-Bahn-Haltestellen auf Hamburger Gebiet mit einem Aufzug ausgestattet sein. Zu den 20 Haltestellen, die ausgebaut werden, gehören auch die beiden Stationen der neuen Linie U 4 in der HafenCity, die im Herbst eröffnet werden.
Der barrierefreie Ausbau der U-Bahn-Haltestellen umfasst den Einbau von je einem Aufzug pro Bahnsteig, eine Teilerhöhung der Bahnsteige zum besseren Ein- und Ausstieg und Rillenplattensysteme entlang der Bahnsteigkante, damit sich sehbehinderte Fahrgäste besser orientieren können.
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Bei der Auswahl und Reihenfolge der Haltestellen hat sich die Hochbahn laut Elste eng mit der Landesarbeitsgemeinschaft für Behinderte und dem Landesseniorenbeirat abgestimmt. Aber auch sogenannte verkehrliche und bauliche Faktoren hätten eine Rolle gespielt. An der Haltestelle Berliner Tor laufen die Bauarbeiten bereits, an der Station Kellinghusenstraße ist der barrierefreie Ausbau sogar bereits abgeschlossen. Am 18. Juni soll mit dem Umbau der Haltestelle Osterstraße begonnen werden. Im März 2013 folgen dann die Haltestellen Christuskirche und Emilienstraße. Dafür wird die Linie U 2, die täglich von rund 70 000 Fahrgästen genutzt wird, in den ersten beiden Märzwochen des kommenden Jahres komplett gesperrt. Ein Ersatzverkehr mit Bussen ist geplant. "Wir setzen diese Maßnahme bewusst zur Ferienzeit um, wenn die Strecke mit etwa 50 000 Fahrgästen deutlich weniger frequentiert ist als sonst", sagte Elste.
Wenn 2015 die Arbeiten abgeschlossen sind, gibt es auf Hamburger Gebiet immer noch 31 Haltestellen ohne Aufzug. In seiner Regierungsklärung hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) angekündigt, dass alle U-Bahn-Haltestellen in Hamburg bis 2020 barrierefrei sein sollen. Doch Elste bestätigte im Abendblatt-Gespräch, dass dieser Zeitplan nicht exakt eingehalten werden könne.
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"Es ist realistisch, dass wir bis zum Anfang des kommenden Jahrzehnts alle U-Bahn-Haltestellen in Hamburg barrierefrei ausgebaut haben", sagte Elste. Ob es nun 2021, 2022 oder 2023 werde, ließe sich jetzt jedoch noch nicht absehen. Die Kosten für die 31 verbleibenden, noch auszubauenden Haltestellen liegen nach Schätzungen bei 160 Millionen Euro: "Es sind einige Haltestellen dabei, die unsere Planer aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit vor große Herausforderungen stellen", sagte Elste. Dazu zählen die Haltestellen Klosterstern, Sternschanze und Jungfernstieg. Elste sagt: "Natürlich ist es technisch irgendwie möglich, in jede Haltestelle einen Aufzug einzubauen. Aber je aufwendiger das Bauvorhaben ist, desto teurer wird es natürlich auch."
Der GAL-Verkehrsexperte Till Steffen ist skeptisch: "Natürlich ist es erfreulich, dass es nun mit der Barrierefreiheit vorangeht. Aber es ist fraglich, inwiefern der ehrgeizige Zeitplan eingehalten werden kann." Außerdem kritisiert Steffen: "In Kürze wird die Haltestelle Sierichstraße umgebaut. Da wäre es doch logisch, dass auch sofort ein Aufzug eingebaut wird. Aber das setzt die Hochbahn wegen falscher Prioritätensetzung nicht um."
Auch die S-Bahn Hamburg treibt den barrierefreien Ausbau voran: 38 der 54 S-Bahnhöfe auf Hamburger Gebiet sind bereits barrierefrei. Bis Ende des Jahres sollen auch die Stationen Hammerbrook, Mittlerer Landweg und Poppenbüttel umgestaltet werden. Im kommenden Jahr sollen die Stationen Heimfeld, Stadthausbrücke und Landungsbrücken folgen. Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis kündigt an: "Im Jahr 2016 sollen 96 Prozent unserer Haltestellen barrierefrei sein."
Kurt Duwe, stadtentwicklungspolitischer der FDP-Bürgerschaftsfraktion, kritisiert: "Es kommt bei der S-Bahn häufig vor, dass die Fahrstühle nicht funktionieren. Dann bringen sie natürlich den etroffenen Fahrgästen überhaupt nichts.". Das sei zum Beispiel am S-Bahnhof Harburg-Rathaus leider oft der Fall.