Geld allein reicht nicht. Eine EU-Wirtschaftsregierung muss folgen.
Euro-Land kämpft. Gegen Spekulanten, Nationalisten, Kassandra-Rufer. Das ist das wichtige Signal, welches die Finanzminister der Euro-Staaten in der Nacht zum Montag aus Brüssel an die Welt gesendet haben. Endlich fasst sich Euro-Land ein Herz, beendet das Zögern der vergangenen Monate. Ja, wir wollen den Euro retten - diese unzweideutige Botschaft war lange überfällig. Nun hat man sie den Märkten überbracht. Und siehe da: Die Spekulanten sind verunsichert. Der Euro-Kurs hat sich stabilisiert, die Börsenkurse schießen in die Höhe. Sicherlich handelt es sich hierbei nur um eine Momentaufnahme. Doch die Politiker können an der Reaktion der Märkte ablesen, dass sie mit einem beherzten gemeinsamen Vorgehen etwas in ihrem Sinne bewegen können. Euro-Land ist keinesfalls so machtlos, wie es sich die Gegner der jungen Währung wünschen.
Die Beschlüsse von Brüssel kommen einer finanzpolitischen Revolution gleich. Mit einem gigantischen Rettungsschirm, an dem sich allein Europa mit 500 Milliarden Euro beteiligt, versucht die Politik die Angriffe der am schnellen Geld interessierten Spekulanten abzuwehren. Aber damit nicht genug. Sogar die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) wird geopfert. Nur auf Druck der Politiker haben sich die Währungshüter dazu bereit erklärt, Staatsanleihen überschuldeter Euro-Staaten im großen Stil aufzukaufen. Die EZB wird zu einem riskanten Spiel genötigt. Denn der zügellose Kauf von Schrottanleihen kann im Extremfall zu einer ausufernden Geldvermehrung und damit zu hoher Inflation führen. Doch was wäre die Alternative gewesen? Nichts tun? Griechenland und die anderen Problemstaaten den Marktmechanismen überlassen? Die Spekulanten hätten sich beim Blick auf den weiter fallenden Euro genüsslich die Hände gerieben. Euro-Land hat seine letzte Karte ausgespielt. Ob sie tatsächlich der Joker war?
Damit die Euro-Staaten das böse Spiel um ihre Währung gewinnen, dürfen sie sich nicht nur einseitig auf finanzpolitische Instrumente verlassen. Auch die Wirtschaftspolitik muss künftig zentral aus Brüssel gesteuert und kontrolliert werden. Europa braucht eine Wirtschaftsregierung, die klare Vorgaben macht. Die Geburtsfehler des Euro müssen endlich behoben werden. Eine gemeinsame Währung benötigt eine Wirtschaftspolitik aus einem Guss. Nur so lassen sich gravierende Fehlentwicklungen wie derzeit in Griechenland, Portugal und Spanien verhindern. Das nationalstaatliche Denken muss der Vergangenheit angehören. Sonst wird Euro-Land den Kampf um seine Währung doch noch verlieren.