Hamburg. Denkmalgeschütztes Gebäude in prominenter Lage wird für Millionen Euro trockengelegt. Eigentümer und Architekt geben Einblicke.

An den Feiertagen werden wieder viele Menschen an der Elbe in Nienstedten und damit auch an der weißen Villa in prominenter Lage vorbeispazieren. Sie ist derzeit noch weniger zu übersehen als sonst, weil ein riesiges Plakat am Zaun hängt. Dort wünscht das Bauteam jetzt sogar frohe Weihnachten.

Hinter dem Zaun an der Elbchaussee 352 befindet sich die Villa Wesselhoeft. Ein denkmalgeschütztes Gebäude, das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Damit es noch viele weitere Jahre und Geschichten werden, wird derzeit aufwendig an einer Sanierung gearbeitet. Millionen Euro fließen in das Projekt, das vor allem dafür sorgen soll, dass keine Feuchtigkeit mehr durch den Kellerboden in die Wände dringt.

Nienstedten: Villa Wesselhoeft an der Elbchaussee wird trockengelegt

Durch die ständige Feuchtigkeit in den Wänden wäre auf lange Sicht die Stabilität gefährdet gewesen. Jetzt wird aufwendig eine Drainage verlegt und beschädigte, alte Leitungen ersetzt sowie die Grundstücksentwässerung erneuert. Zudem wird der riesige, rund 200 Quadratmeter große Keller saniert. Die Wände erhalten von innen und außen einen anderen Putz, teils wird auch ins Mauerwerk eine Injektionsabdeckung gespritzt, wie der beauftragte Hamburger Architekt Julian Herzog erläutert.

denkmalgeschützte Villa Wesselhöft
Der rund 200 Quadratmeter große Keller unterhalb des Landhauses wird aufwendig saniert und trockengelegt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Im Zuge der Sanierung wird zudem die veraltete Elektrik erneuert. Und der Eigentümer ersetzt den bisherigen Wintergarten auf der Südseite in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt durch einen Neubau in Form eines leichten Baukörpers in Stahlbauweise. Auf der Südseite ist der Umbau des Söllers und der Terrasse geplant. Außerdem steht auf dem langen Arbeitsplan noch die denkmalgerechte Umgestaltung des Hauses und der Außenanlagen.

Villa Wesselhoeft wird für 3,5 Millionen Euro saniert – „Investition in eine Perle“

So soll beispielsweise die Einfahrt von der Christian-F.-Hansen-Straße aus in den historischen Zustand zurückversetzt werden. „Wir gestalten die Einfahrt wieder so, wie sie einst war, als die Pferdekutschen hier noch im Rondell vorfuhren“, berichtet Professor Peter Kuhlang. Er ist Geschäftsführer der MTM Association, die hier ihren Firmensitz hat und in dessen Besitz das Grundstück seit 1970 ist. Zuvor war das Gebäude kurz als Altenheim genutzt worden.

Villa Wesselhoeft
An der Elbchaussee in bester Lage wird die denkmalgeschützte Villa Wesselhoeft aufwendig saniert. © Herzog Architektur GmbH | Herzog Architektur GmbH

Im kommenden Jahr feiert das Landhaus seinen 200. Geburtstag. Passend dazu soll das Haus in neuem Glanz erstrahlen. Auf 3,5 Millionen Euro beziffert Professor Peter Kuhlang die Kosten für die Grundsanierung. Es sei eine Investition in die Werterhaltung eines geschichtsträchtigen Hauses. „Es handelt sich hier um eine Perle, in die man bereit ist, Geld zu investieren, damit sie auch in den kommenden Jahrzehnten so erhalten bleibt.“

Nienstedten: Bürgermeister von Hamburg wohnte in der Villa an der Elbchaussee

Erbaut wurde das Haus um 1826, und zwar für Martin Garlieb Sillem und seine Frau Charlotte Dorothea. Der Kaufmann wurde 1829 Bürgermeister von Hamburg und blieb es bis zu seinem Tod 1835. Er starb kinderlos, und das Haus wurde verkauft.

denkmalgeschützte Villa Wesselhöft
Blick auf die Rückseite des denkmalgeschützten Hauses. In diesem Bereich, an den sich der Wesselhoeftpark anschließt, findet sich auch eine Grotte. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Nach einigen Besitzerwechseln ging es an denjenigen über, dessen Namen das Landhaus und der angrenzende Park heute noch tragen: an den Kaufmann Carl Wesselhoeft. Grundstück und Haus blieben lange im Besitz der Familie. 1953 verkauften die Wesselhoefts dann größere Teile des Parks an die Stadt, der seitdem öffentlich zugänglich ist.

Nienstedten: Villa an der Elbchaussee dient heute der MTM Association als Firmensitz

Dort, wo einst Kaufleute und Bürgermeister lebten, finden sich heute vor allem Büroräume und eine (Hausmeister-)Wohnung. Bis zu 25 Mitarbeiter, die jetzt in Ersatzbüros untergekommen sind, arbeiten hier laut Geschäftsführer. Im Erdgeschoss und im ersten Stock befinden sich viele Büros und Konferenzräume, die vor allem mit einem punkten: einem herrlichen Blick auf die Elbe und auf einen Kunden. Das Unternehmen Airbus nutzt MTV zur Prozessoptimierung.

denkmalgeschützte Villa Wesselhöft
Blick auf die Elbe aus dem ehemaligen Herrenzimmer der Villa Wesselhoeft, das heute als Büro genutzt wird. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

MTM steht für Methods-Time Measurement und bezeichnet ein Verfahren, um Arbeitsabläufe zu analysieren und Plan- und Vorgabezeiten zu ermitteln. Beim Verein MTM Association, vormals Deutsche MTM-Vereinigung, handelt es sich um einen gemeinnützigen Industrieverband, der 1962 von 17 Unternehmen – wie Bosch, Daimler-Benz, IBM, Singer und Vorwerk – gegründet wurde.

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Heute gehören laut eigenen Angaben 240 Unternehmensmitglieder dem Verband an, der unter anderem Ausbildungen und Workshops anbietet. Er hat zum Ziel, die Prozesssprache MTM als weltweiten Standard zur Gestaltung menschlicher Arbeit zu fördern und zu verbreiten.

Weitere Informationen zur Sanierung und Fotos vom Bauverlauf finden sich auf der Homepage des Architekturbüros Herzog Architektur GmbH.