Hamburg. Der Tod des Obdachlosen bewegt die Menschen in Ottensen. Enkel nennt seinen Opa eine „Legende“. Beerdigung soll in Bulgarien erfolgen.
- In Ottensen trauern die Menschen um den obdachlosen Sergey, der vor dem Mercado ein ein bekanntes Gesicht war.
- Sergey soll in Bulgarien beerdigt werden. Spendenaufruft wurde gestartet.
- Der Enkel des „Mannes von der Straße“ schwärmt: „Sergey war ein sehr, sehr guter Mensch“.
Kerzen flackern, viele Blumen und kleine Texte schmücken den Platz, an dem Sergey in den vergangenen Jahren bei fast jedem Wetter anzutreffen war. Die Anteilnahme ist enorm.
Sehr viele Menschen vermissen den Mann, der vor dem Mercado in Hamburg-Ottensen seit rund 20 Jahren seinen Stammplatz hatte und offenbar mit seiner freundlichen Art die Herzen der Bewohner im Stadtteil bewegte. Sein eigenes Herz hat nun aber für immer aufgehört zu schlagen.
Ottensener trauern um Sergey und sammeln Spenden für Beerdigung
Das bestätigt sein Enkel, der sich über soziale Medien für Beileidsbekundungen bedankt, im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. Demnach brach Sergey am Donnerstag ganz in der Nähe seines Platzes in der Fußgängerzone zusammen. Noch sei der Leichnam vom Krankenhaus aus nicht freigegeben worden, weil die Todesursache untersucht werde, so der Angehörige. Man gehe von einem Schlaganfall aus. Sergey wurde 64 Jahre alt.
Zusammen mit engagierten Stadtteilbewohnern versucht man nun, der Familie zu helfen, die Sergey gern in seiner Heimat Bulgarien nahe der Hauptstadt beerdigen lassen will. Allerdings fehle das Geld dafür. Ein Ottensener, der sich mit dem Enkel auch vor Ort getroffen hat, sammelt Spenden für die Beerdigung. Ein Aushang am Stammplatz informiert seit Montag darüber.
Hamburg: Anwohner bekunden Beileid – „gute Reise“ und „du fehlst“
Nicht nur das Meer an Blumen vor dem Mercado und die Spendenaktion zeigt, wie sehr der Tod den Stadtteil bewegt. In den sozialen Medien gibt es zudem zahlreiche Reaktionen. Viele berichten davon, dass sie seine „warme und herzensgute Ausstrahlung“ vermissen werden, beschreiben ihn als höflich und als feste Größe im Stadtbild, der durch seine leise und freundliche Art vielen im Gedächtnis blieb.
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„Du fehlst“, „Ruhe in Frieden“ und „Gute Reise“ wünschen ihm nun diejenigen, denen er auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen ein Lächeln geschenkt hatte. Einige erinnern sich an Begegnungen, an den Weihnachtswunsch von Sergey für neue Schuhe Größe 44 oder wie er sich über eine Tafel Schokolade freute.
Mercado in Hamburg-Ottensen: Enkel bezeichnen „Mann von der Straße“ als Legende
Sein Enkel bezeichnet ihn als Legende. „Er war ein sehr, sehr guter Mensch“, sagt er im Abendblatt-Gespräch. Wie er zum „Mann von der Straße“ wurde? Mit Freunden kam er aus Bulgarien nach Hamburg. Das sei schon mehr als 20 Jahre her. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er laut dem Enkel nicht arbeiten, musste sich irgendwie durchschlagen.
Ein Zuhause habe er nicht gehabt, dafür aber verschiedene Schlafplätze in der Stadt, auch bei Freunden oder Bekannten. Er hinterlässt eine Frau und einen Sohn – und einen leeren Platz in Ottensen.