Hamburg. Damit die Hofgemeinschaft das Areal übernehmen kann, muss die Summe bis Jahresende da sein. Auch Fettes Brot trommelt für Spenden.

Die Lösung klang gut, und sie beendete den jahrelangen Streit um den Künstler- und Handwerkerhof „Viva la Bernie“ in Hamburg-Altona. Vor etwas mehr als einem Jahr stand der Kompromiss, der medienwirksam verkündet wurde: Den Künstlern, Handwerkern und Bewohnern wurde in Aussicht gestellt, dass sie das Ensemble übernehmen können.

Der Plan: Die Johann-Daniel-Lawaetz-Stiftung sollte die Immobilie für 9,2 Millionen Euro kaufen und anschließend als Erbpacht dauerhaft der Hofgemeinschaft überlassen. Von den 9,2 Millionen Euro muss die Initiative „Viva la Bernie“ 3,2 Millionen Euro als Eigenkapitalanteil stellen, damit die Stiftung den Kredit bei der Bank aufnehmen kann. Doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht.

„Viva la Bernie“ in Altona – fehlende Millionen müssen bis Ende 2024 da sein

Nachdem die ursprünglich vereinbarte Frist (Anfang September) bereits verlängert wurde, hat die Hofgemeinschaft nun bis Ende des Jahres Zeit, das Geld zusammenzubekommen. Und am Anfang waren Begeisterung und Zuversicht groß. Doch Stand heute fehlen immer noch knapp zwei Millionen Euro.

Viva la Bernie
Der Künstler- und Handwerkshof „Viva la Bernie“ an der Bernstorffstraße. © Viva la Bernie | Viva la Bernie

Janine Hey, Sprecherin von „Viva la Bernie“, bestätigt: „Es sieht nicht gut aus. Leider sind weniger Menschen als gedacht bereit, uns finanziell zu unterstützen. Und der weiße Ritter oder die weiße Ritterin ist leider auch noch nicht aufgetaucht.“ Hey glaubt, dass viele Menschen nach dem Verhandlungserfolg im vergangenen Jahr davon ausgingen, dass „Viva la Bernie“ bereits gerettet ist.

Altona: Mit diesen Aktionen will „Viva la Bernie“ es noch schaffen

Um die Hilfsbereitschaft anzukurbeln, plant die Initiative nun bis Ende des Jahres mehrere Aktionen. Zum einen soll es ein Patenschaftsprojekt mit dem Titel „4800 Quadratmeter“ geben – so groß ist das Areal des Hofs. Hey erklärt: „Ähnlich wie bei Stuhlpatenschaften im Theater können Menschen, die uns unterstützen möchten, eine Patenschaft für einen Quadratmeter übernehmen und dafür einen festen Betrag zahlen.“

Weiter soll es in der Adventszeit einen Weihnachtsmarkt mit Tombola auf dem Gelände geben. Der Titel lautet: „Letzte Chance oder last christmas“. „Die Erlöse sollen dann direkt ins Projekt fließen“, sagt Hey und verweist auf die Homepage der Hofgemeinschaft, auf der alle Informationen zu den Fördermöglichkeiten aufgelistet sind.

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König Boris von Fettes Brot trommelt für mehr Spenden für „Viva la Bernie“

Auch Boris Lauterbach, besser bekannt als König Boris von der Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot, setzt sich für den Erhalt des Künstler- und Handwerkerhofes ein. Die Band hat seit Jahren auf dem Gelände ihr Studio. „Wir versuchen, mit ‚Viva la Bernie‘ ein Stück Hamburg für immer dem Immobilienmarkt zu entziehen, um auch künftigen Generationen bezahlbares Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen“, sagt Lauterbach. Um das zu realisieren, brauche man Menschen, die solidarische Darlehen geben. „Das können 4000 Kredite je 500 Euro sein – oder vielleicht findet sich auch jemand, der die ganze Summe gibt, um mit uns diesen tollen Hof zu bewahren.“

Martin „Doktor Rentz“ Vandreier (v. l.), Björn „Björn Beton“ Warns und Boris „König Boris“ Lauterbach von der Hamburger Hip-Hop-Band  Fettes Brot haben ihr Studio auf dem Gelände des Künstlerhofs „Viva la Bernie“.
Martin „Doktor Rentz“ Vandreier (v. l.), Björn „Björn Beton“ Warns und Boris „König Boris“ Lauterbach von der Hamburger Hip-Hop-Band Fettes Brot haben ihr Studio auf dem Gelände des Künstlerhofs „Viva la Bernie“. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Aus dem Umfeld der privaten Eigentümer ist zu hören, dass diese weiterhin großes Interesse daran haben, dass der Verkauf an die Lawaetz-Stiftung gelingt. Nach der bereits abgelaufenen neunmonatigen Frist stimmten die beiden Berliner deshalb zu, der Finanzierung mehr Zeit einzuräumen – vorerst bis zum Jahresende. Ihr Vertreter, der Berater Matthias Onken, betonte, dass alle Beteiligte konstruktiv und vertrauensvoll im Austausch seien.