Hamburg. Neues Konzept in Harvestehude. Geplant sind Ausstellungen, Lesungen und Konzerte von Kreativen aus dem Umfeld des Restaurants Brücke.
- Neben dem Kult-Restaurant Brücke eröffnet eine neue Galerie.
- Kuratorin ist die Hamburger Malerin Carolin Beyer.
- Was sie sich für die ersten Monate ausgedacht hat.
Stammgäste des Kult-Lokals Brücke, dessen Zukunft nach dem Tod seines Gründers Branko Goricki zunächst ungewiss war, kennen die vielen Geschichten, die sich um das legendäre Hamburger Restaurant am Isemarkt ranken. Etwa, dass der bekannte Maler Markus Lüpertz seinerzeit auf den Namen kam. Oder dass ein bestimmter Tisch dem Modedesigner Wolfgang Joop vorbehalten war. Eine weitere kann jetzt Carolin Beyer – Stammgast der ersten Stunde – erzählen, die im Dezember direkt nebenan, in einem ehemaligen Antiquitätengeschäft, die „Galerie Brücke“ eröffnen wird.
Das Logo der neuen Räumlichkeiten (ein stilisierter Mann mit Farbpalette) sollte dem des Restaurants (ein Mann mit Tablett) nachempfunden werden. „Um mir das absegnen zu lassen, wollte ich Kontakt zu dem Grafiker aufnehmen, der das Logo des Restaurants vor fast 40 Jahren entworfen hat“, berichtet die Harvestehuderin. Nach wochenlangen „kriminalistischen Recherchen“ und Hinweisen, die nach Island und Neuseeland führten, habe sie den Mann gefunden. „Er war einverstanden und hat sich gefreut, dass das Logo noch immer verwendet wird.“
Ein „Salon“ am Isemarkt: Galerie eröffnet neben Kult-Lokal
Das neue Piktogramm prangt schon am Eingang zur Galerie, die Carolin Beyer auch „Salon“ nennt. Nachdem Brücke-Betreiber Marco Grams hier Ende 2023 mit einer Pop-up-Galerie den Anfang gemacht hatte, entwickelte Carolin Beyer für die Räumlichkeiten ein völlig neues Konzept: Ab Dezember sollen hier Kulturschaffende aus dem nahen und erweiterten Umfeld des Kult-Restaurants eine Bühne bekommen. „Es gibt so viel Potenzial hier im Viertel und unter den Gästen“, sagt die Malerin und Kuratorin.
Dem stimmt auch Natascha von Allwörden zu. Sie und ihr Mann Norbert, beide Gastro-Unternehmer und Brücke-Stammgäste, hatten als „stille Investoren“ dafür gesorgt, dass das Restaurant saniert und von Marco Grams übernommen werden konnte. „Wir möchten mit der Galerie einen Ort der Begegnung schaffen, der auch dem Erhalt der Brücke dient“, betont von Allwörden. Auch jüngere Menschen sollten auf Restaurant und Galerie aufmerksam werden.
Galerie am Isemarkt: Carolin Beyer malte schon viele Persönlichkeiten
Dass sich die beiden Frauen kennengelernt haben, ist einem Bild zu verdanken, das seit Jahrzehnten in der Brücke hängt. Es zeigt das Restaurant von außen und wurde von Marie-Luise Beyer gemalt, die ihre Passion an ihre Tochter Carolin vererbt hat. Als Natascha von Allwörden am ersten Tag nach der Übernahme im Restaurant stand, das damals einer Baustelle glich, fragten Carolin Beyer und ihre Mutter, wo „ihr“ Bild sei. „Es lehnte, mit einer dicken Staubschicht bedeckt, an einer Wand“, erinnert sich von Allwörden. Das Angebot der beiden Frauen, das Werk mitzunehmen und „wieder schön zu machen“, habe sie gerührt.
Zu den Auftraggebern von Carolin Beyer, die von der Kunsthandlung Felix Jud vertreten wird, gehören Institutionen wie Handels- und Handwerkskammer. Auch die Hamburger Erzbischöfe Ludwig Averkamp und Werner Thissen porträtierte sie bereits. Doch auch privat lassen sich viele Menschen von ihr malen, darunter Stammgäste aus der Brücke, Bewohner und Bewohnerinnen aus dem Viertel und Kunden aus ganz Deutschland. Manche malt sie auch unentgeltlich. „Einfach, weil es mir Spaß macht, ihren Charakter herauszubringen.“ Wie bei den Autoren Hellmuth Karasek und Roger Willemsen.
Galerie neben Hamburger Kult-Lokal: Schau „Über die Brücke“ eröffnet im Dezember
Eine kleine Auswahl aus ihrem umfangreichen Portfolio hängt bereits in der Galerie Brücke – als Platzhalter bis zur ersten Ausstellung. Zum Beispiel ein Porträt ihres Bruders Philipp, mit dem sie schon zu Studentenzeiten in dem benachbarten Lokal zu Gast war („Wir fanden das Ambiente toll – und dass da unter den ganzen Berühmtheiten auch mal einer unserer Professoren am Tresen saß“). Ein Bild von Brücke-Betreiber Marco vor dem Lokal. Und ein Porträt des Hamburger Fotografen Manfred Wigger.
Wiggers Werke werden auch Teil der Ausstellung „Über die Brücke“ sein, mit deren Eröffnung am 6. Dezember die Galerie Brücke ihren Betrieb aufnimmt. Sechs Fotografen aus Hamburg und Berlin werden ihren eigenen emotionalen Blickwinkel auf die Brücke präsentieren. Wigger etwa lässt sich nachts in dem Restaurant einschließen, um Lichtreflexionen einzufangen. Künstlerin Carolin Windel macht atmosphärische Stills. Und Michael Zapf, langjähriger Abendblatt-Fotograf, lichtet das namensgebende Viadukt vor der Tür und andere Hamburger Brücken ab.
Neue Hamburger Galerie plant Valentinsdinner mit Gipsy Jazz
Zwei weitere Ausstellungen sind bereits geplant, daneben soll es aber auch Lesungen, Vorträge oder Konzerte geben. Am 14. Februar etwa wird es bei einem Valentinsdinner-Konzert Gipsy Jazz mit dem Hamburger Gitarristen Giovanni Weiss geben.
Für die Lesungen hofft Carolin Beyer, die Brücke-Stammgäste Ildikó von Kürthy und Florian Illies gewinnen zu können. Und Schauspieler Sebastian Dunkelberg, der aus einem Buch über den Künstler Giacometti lesen könnte. „Eine Galeristin aus dem Brücke-Umfeld würde dafür sogar drei echte Giacomettis zur Verfügung stellen.“
Galerie Brücke, Isestraße 14; Ausstellungseröffnung „Über die Brücke“: 6. Dezember, 18.30 Uhr, Öffnungszeiten ab 7. Dezember: Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Sonnabend 12 bis 15 Uhr.