Hamburg. Nachbarschaft in Altona leidet unter Umleitung des Verkehrs und startete Petition – ohne Erfolg. Wie die Politik reagiert.

Die an der zur Stresemannstraße angrenzende Oelkersallee in Altona war lange Zeit eine ruhige und beschauliche kleine Seitenstraße. Es gilt Tempo 30, eine Kindertagesstätte und ein Yogastudio haben ihre Räumlichkeiten direkt angrenzend zur Straße. Doch das ist lange vorbei, wie Anwohner berichten.

Der Grund: Die weitläufigen Sperrungen rund um die Sternbrücke, an der die umstrittenen Abrissarbeiten stattfinden, haben zur Folge, dass die kleine Wohnstraße von den meisten Verkehrsteilnehmern und Verkehrsteilnehmerinnen zur Umfahrung der Baustelle genutzt wird.

Verkehr Hamburg: Bauarbeiten an Sternbrücke – Anwohner genervt

Das Problem ist nicht ganz neu. Schon 2023 wendete sich eine Anwohnerin der Oelkersallee an die Bezirksversammlung Altona: „Wir sind zu einer Durchfahrtsstraße ins Schanzenviertel geworden. Mit jeder Ampelphase an der Kreuzung Stresemannstraße rasen zwischen sechs und acht Pkw – dank des Linksabbiegers auf Höhe der Oelkersallee – mit mindestens Tempo 50 durch unsere Straße“, schilderte die Hamburgerin die Zustände vor Ort.

Zum Fahrzeuglärm hinzu kämen häufig Gehupe und Gepöbel – „eine zusätzliche unangenehme Belästigung“, so ihr Fazit. Sie fordere den Rückbau des Linksabbiegers und wolle sich gar nicht vorstellen, „was hier an Verkehr durchgehen wird, wenn die Bauarbeiten an der Sternbrücke beginnen werden“.

Das wiederum ist mittlerweile passiert. Und wie befürchtet hat sich die Situation an der Oelkersallee zugespitzt. Viele Menschen in der Nachbarschaft nehmen das deutlich erhöhte Verkehrsaufkommen als Belastung wahr. Gemeinsam hatten sie deshalb mittels Vernetzung in einem Nachbarschaftsforum eine Petition ins Leben gerufen, auf der knapp 200 Personen unterzeichneten.

Sternbrücke: Anliegen der Anwohner als „nicht abhilfefähig“ eingestuft

Darin forderten sie erneut die Abschaffung der Linksabbiegemöglichkeit beziehungsweise eine andere verkehrsberuhigende Lösung für die Oelkersallee – diese Forderung und die Petition übergaben die Anwohner als Eingabe bei der Hamburgischen Bürgerschaft. Doch auch hier blieb der Erfolg aus. Ihr Anliegen wurde als „nicht abhilfefähig“ eingestuft.

Der Eingabenausschuss begründete seine Entscheidung gegenüber den Anwohnern und Anwohnerinnen so: „Der Senat hat dem Eingabenausschuss mitgeteilt, dass die Oelkersallee hinsichtlich verkehrsberuhigender Maßnahmen nicht isoliert betrachtet werden könne, sondern die Belange des gesamten Quartiers berücksichtigt werden müssen.“ Dafür müsse wiederum ein komplett neues Verkehrskonzept erstellt werden, wofür es im Bezirksamt keine Kapazitäten gebe. Das Bezirksamt teilt auf Abendblatt-Anfrage jedoch mit, dass keine Beschwerden bekannt seien.

Sternbrücke: Anwohner üben Kritik – „Hauptsache, der Verkehr rollt“

Auch die Einrichtung einer Einbahnstraße käme ebenfalls nicht in Betracht, da die zuständige Straßenverkehrsbehörde eine solche Maßnahme ausschließlich dann anordnen dürfe, wenn aufgrund der örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage bestehe, teilt die Vorsitzende des Eingabenausschusses mit. Eine Unfallauswertung habe ergeben, dass an der Oelkersallee keine auffällige Unfalllage existiere.

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Die erneute Ablehnung ihres Anliegens sorgt bei Anwohnern und Anwohnerinnen der Oelkersallee für Kritik: „Ich finde das sehr unbefriedigend“, schreibt eine Userin in einem Nachbarschaftsforum. Eine andere ergänzt: „Unglaublich. Die Belange der Anwohner und Anwohnerinnen scheinen kein Gewicht zu haben. Hauptsache, der Verkehr rollt.“

Verkehr Hamburg: SPD Altona will sich für temporäre Lösung einsetzen

Gregor Werner, Vorsitzender der SPD Altona Nord-Sternschanze, versteht den Frust der Betroffenen. Der baupolitische Sprecher der SPD-Bezirksfraktion wohnt selbst in der Nachbarschaft, kenne daher die Probleme vor Ort.

„Wir werden das Anliegen der Anwohner und Anwohnerinnen im bezirklichen Verkehrsausschuss behandeln und darüber beraten“, versichert der Hamburger auf Abendblatt-Anfrage. Es sei wichtig, Kapazitäten zu schaffen, um dem Anliegen der Nachbarschaft entgegenzukommen. „Die SPD wird sich dafür einsetzen, dass mindestens eine temporäre Lösung für die Dauer der Bauzeit entwickelt wird“, so Werner.