Hamburg. Konzept für die Quartiere mit 3800 Wohnungen vorgestellt. Reaktionen im Bezirk gehen auseinander. Was die Politik zu Plänen sagt.
Die Hoffnung ist groß, dass mit dem am Dienstag enthüllten Plan Schwung in das seit Jahren vorgesehene Großbauprojekt auf der Trabrennbahn Bahrenfeld kommt. Hier sollen unter anderem 3800 neue Wohnungen für 8000 Bewohner entstehen. Hinzu kommen Gebäude für Forschung und Wissenschaft, zehn Kitas, zwei Schulen sowie Sportplätze.
Während
die einen das jetzt vorgestellte Gesamtkonzept für die Entwicklung der Quartiere am Volkspark, die Teil des Zukunftsprojekts Science City sind, als nachhaltig und zukunftsorientiert loben, gibt es auf der anderen Seite auch kritische Stimmen. Besonders vor Ort.
Hamburg-Bahrenfeld: Neuer Plan fürs Großprojekt am Volkspark – die Reaktionen
Kurzer Rückblick: Am Dienstag stellte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) unter anderen mit Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing die Ergebnisse des wettbewerblichen Dialogs für die städtebauliche und freiraumplanerische Gestaltung sowie die Nutzungsmischung der Quartiere in Bahrenfeld vor. Sieger und damit zukünftig an der Weiterentwicklung des Gebiets beteiligt: das Architekturbüro Cobe.
Die Kopenhagener überzeugten mit ihrer Idee, das 55 Hektar große Gebiet rund um die Trabrennbahn in drei Teilbereiche zu untergliedern und gleichzeitig auf grüne Achsen, kleine Plätze und viel Nachhaltigkeit zu setzen. Die drei Teilbereiche umfassen das Campusviertel für die Uni- und Forschungsgebäude, die Gartenstadt mit offenen Wohnblöcken rund um grüne Innenhöfe sowie das Naturquartier, wo mehr Reihenhäuser vorgesehen sind.
Grüne Hamburg loben nachhaltiges Konzept: „Stadt setzt hier Maßstäbe“
„Unsere Stadt setzt hier Maßstäbe, die bundesweit mit Großprojekten wie Adlershof oder München Rhiem gleichzusetzen sind“, schwärmt Olaf Duge als Sprecher für Bauen und Wohnen bei den Grünen in Hamburg. Das nachhaltige Gesamtkonzept überzeuge durch eine Kombination aus dem Fokus auf „Wissenschaft als roter Faden“ mit einer grünen Ader, die das gesamte Quartier durchziehe.
„Die Planungen der Science City verdeutlichen, dass es möglich ist, Wohnqualität und Klimaschutz von Anfang an zusammenzudenken, und machen den Weg frei für eine nachhaltige Zukunft“, so Duge. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch die gute Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz, „da die Quartiere an die neue S6 angebunden sein werden“, ist der Grünen-Politiker sicher.
FDP Hamburg: „Quartier funktioniert nur mit S-Bahn von Tag eins an“
Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) freut sich, dass der Erhalt ortsbildprägender Bestandsbauten mitgedacht wurde, und sagt: „Es handelt sich um ein gut durchdachtes und stimmiges Gesamtkonzept mit grünen Adern, urbanem Geflecht und einem modernen Verkehrskonzept. Überzeugend sind auch die vielfältigen Wohntypologien und unterschiedlichen Höhen der einzelnen Gebäude.“
Die FDP in Hamburg klingt skeptischer. Als Vizelandeschefin der Liberalen stellt Katarina Blume aus dem Bezirk Altona klar: „Die Science City ist ein Jahrhundertprojekt für die Wissensmetropole Hamburg. Es ist gut, dass die Stadt hier den Mut zu Leuchtturmprojekten entwickelt hat.“ Es biete die Chance, internationale Toptalente nach Hamburg zu locken. Allerdings ist sie sich sicher: „Das Quartier wird nur funktionieren, wenn von Tag eins an die Anbindung mit der S-Bahn sichergestellt wird. Dafür braucht es mehr Tempo bei der Umsetzung.“
Bahrenfeld auf Trab: Bürgerinitiative fordert zeitnahe S-Bahn-Anbindung
Die Anbindung ist auch eines der großen Reizthemen vor Ort. Anwohner haben sich hier zur Initiative Bahrenfeld auf Trab zusammengetan. Ilona Schulz-Müller ist Teil davon und Mitglied in der Stadtteildelegation gewesen, die über die städtebaulichen Konzepte vor Ort mitdiskutieren durfte. „Die S-Bahn muss her“, sagt sie so klar, wie ihr ebenfalls ist, dass der Anschluss der geplanten S6 noch lange auf sich warten lassen wird.
Zwar hat der Hamburger Senat gerade 120 Millionen Euro für die Planung der Linie bis nach Osdorf genehmigt, allerdings geht es eben erst einmal nur um die nötige Vorplanung der acht Kilometer langen Trasse. Letztere ist vor allem durch den ebenfalls vorgesehenen Entlastungstunnel für den Hauptbahnhof in weitere Ferne gerückt.
Bürgerinitiative aus Bahrenfeld ist bereit, auf die Straße zu gehen
Daher fordert Schulz-Müller: „Natürlich wollen wir den Bahnanschluss. Aber bis er jemals kommt, muss sich die Stadt etwas einfallen lassen.“ Schon jetzt sei die Luruper Chaussee, die an der Trabrennbahn verläuft, eine viel befahrene Strecke, die keine Verkehrsströme einfach so aufnehmen könne. Mit Blick auf die neuen geschätzt 8000 Bewohner sowie Tausenden Forscher und Forscherinnen, die man erwartet, fragt sie: „Wie soll das gehen? Das gibt Chaos.“
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Außer einer Busspur sowie Schnellbussen fordert die Initiative zudem, dass die neuen Quartiere in den gewachsenen Stadtteil integriert werden. Man wünscht sich unter anderem ein Stadtteilzentrum als Treffpunkt auf der Fläche. Darauf werde man in der weiteren Planung genauso drängen wie auf die wichtige Lösung der Verkehrsfrage. Schulz-Müller macht deutlich: „Wir sind durchaus bereit, für unsere Forderungen zu kämpfen. Im Zweifel gehen wir dafür auf die Straße.“
Bürgerbeteiligung
Wer sich über das Konzept genauer informieren möchte, ist bei der Dialogveranstaltung am Donnerstag, 19. September, richtig. Dort wird der Siegerentwurf präsentiert. Beginn im Zentralen Funbüro, Luruper Chaussee 125, ist um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei
Zudem ist eine Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge vorgesehen: 20. bis 28. September im Infocenter Science City Hamburg Bahrenfeld, Albert-Einstein-Ring 8 bis 10. Auch hier ist der Eintritt frei. Öffnungszeiten der Ausstellung und weitere Informationen finden sich auf www.sciencecity.hamburg