Hamburg. Alexander Großer, DLRG-Mann aus Altona, hat es zu den Olympischen Spielen geschafft. Ein ganz besonderes Erlebnis – mit wenig Schlaf.
- Alexander Großer unterstützt im Schichtdienst die Wettkämpfe in Paris.
- Er konnte sich in einem harten Auswahlverfahren durchsetzen.
- In Hamburg macht er regelmäßig Wachdienste an der Elbe.
Es sind die Helden, auf die die Kameras bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris eher selten gerichtet sind. Und doch würde ohne sie nichts gehen: die Helfer hinter den Kulissen. Olympischen Spiele 2024 wären allerdings nicht möglich ohne die zahlreichen Helfer hinter den Kulissen. Einer davon ist Alexander Großer aus Hamburg.
Der Rettungsschwimmer von der DRLG Altona hat es durch das Auswahlverfahren geschafft. Seit dem 19. Juli ist er in Frankreichs Hauptstadt und unterstützt im Schichtdienst bei den Wettkämpfen und Trainings. Was er dabei erlebt, wie er wohnt und was er dafür bekommt, darüber hat er mit dem Abendblatt gesprochen.
Olympia 2024: Warum der Rettungsschwimmer aus Altona in Paris wenig Schlaf bekommt
Alexander Großer in Paris zu erreichen, ist ganz schön schwer. „Wir arbeiten in zwei Schichten: von 6 bis 14 Uhr und von 14 bis 22 Uhr. Bei bestimmten Orten und Wettkämpfen kann es jedoch auch länger dauern“, berichtet er. Wann er wie eingesetzt wird, erfährt er relativ kurzfristig. In beiden Fällen falle die Nacht recht kurz aus, da man sich in der freien Zeit lieber mit den französischen Kollegen austausche oder die Stadt sowie die zahlreichen Events rund um Olympia erkunde. „Den Schlaf werde ich dann nach der Rückreise nachholen“, sagt der 29-Jährige.
Untergebracht wurde er in einem Studentenwohnheim nicht weit weg vom Nautical Stadium Olympic D‘Île-de-France. Die Kosten trägt der französische Rettungsverband FFSS, der auch die Verpflegung, die Anreise sowie den Transport innerhalb der Stadt bezahlt. Einen weiteren Lohn für seine Arbeit erhält Großer nicht, dafür kann er aber hautnah die Spiele miterleben und in einer der schönsten Städte Europas kostenfrei wohnen.
Oympia 2024: Dabei zu sein ist für Alexander Großer ein „einmaliges Erlebnis“
Als die Anfrage vom französischen Rettungsverband kam, ob deutsche Helfer sie unterstützen mögen, war Großer daher gleich Feuer und Flamme. „Die Möglichkeit, ein so enormes Sportevent wie Olympische Spiele in Europa als Rettungsschwimmer zu begleiten, empfand ich als einmaliges Erlebnis und bewarb mich“, erklärt der Hamburger. Mit der Bewerbung allein war es aber nicht getan.
Großer musste sich einem Auswahlverfahren stellen. Er überstand die zwei Runden und wurde als einer von 16 Rettungsschwimmern aus Deutschland genommen. „Wie genau die Auswahl stattfand, ist mir jedoch nicht bekannt, da ich nur schriftlich Angaben zu meinen Sprachkenntnissen, meinen möglichen Einsatzzeiträumen sowie meinen Scheinen und Erfahrungen bei der DLRG machen musste“, erklärt er. Offenbar überzeugten seine zahlreichen Qualifikationen.
DLRG-Mitglied aus Altona: Alexander Großer übernimmt oft Wachdienste an der Elbe
Großer ist seit seinem fünften Lebensjahr in der DLRG Mitglied. „Meine ganze Familie ist bei dem Verein aktiv, und ich bin dadurch sowohl in den Rettungssport als auch in den Bereich Einsatz hineingewachsen“, erklärt der 29-Jährige. Zudem lebte er nicht nur sechs Monate während seines Masterstudiums in Paris, sondern verbrachte auch drei Monate in Toulouse für seinen Beruf als Projektleiter bei Airbus in Finkenwerder.
Außerdem kann er viel Einsatzerfahrung vorweisen. „Ich mache regelmäßig Wachdienste an der Elbe in Hamburg-Wittenbergen oder am See in Zittau“, erklärt der in einer Kreisstadt aufgewachsene Großer, der nun seit 2013 in der Hansestadt lebt. Wie knapp manchmal Schlimmeres verhindert werden kann, habe ihm ein Rettungseinsatz am Strand von Blankenese gezeigt.
DLRG-Helfer rettet zehnjähriges Mädchen aus der Elbe bei Blankenese
„Wir sind zufällig im Vorbeifahren auf die entkräftete und unterkühlte Schwimmerin am Rande der Fahrrinne aufmerksam geworden und waren gerade rechtzeitig vor Ort, bevor die junge Dame das Bewusstsein verlor“, berichtet er. Das Mädchen war erst zehn Jahre alt und an einer Stelle unterwegs, wo es bereits zahlreiche, teils tödliche Badeunfälle gab.
In Paris war die Anzahl der Einsätze glücklicherweise bisher überschaubar, so Großer. Als Beispiel nennt er: „Beim Rudern gab es einen Athleten, der aus Versehen einen anderen Sportler mit dem Paddel getroffen hat. Wir haben dem betroffenen Ruderer dann einen Verband angelegt, glücklicherweise war der Schlag nicht stark.“ Der Hamburger hatte zuvor noch eigens einen französischen Rettungsschwimmerkurs zwei Wochen vor Start der Spiele in Orléans absolvieren müssen.
Olympia 2024 in Paris: Rettungsschwimmer aus Altona als Helfer im Einsatz
Dieser umfasste eine theoretische und praktische Ausbildung sowie zwei Prüfungen am Ende, alles auf Französisch. „Der französische Rettungsschwimmer ist schwimmerisch anspruchsvoller als der deutsche. Der ebenfalls vermittelte Sanitäter-Kurs entspricht in etwa der deutschen Ausbildung“, erklärt der Fachmann. Auch aus Belgien und Kanada wurden Rettungsschwimmer angefragt, von dort kamen ebenfalls jeweils 16 Helfer zur Unterstützung nach Frankreich.
Sie alle werden nun sehr vielseitig eingesetzt. Alexander Großer unterstütze bislang bei Wettbewerben im Rudern, Kajak-Slalom, Wasserspringen, Wasserball und Schwimmen. Manchmal verbringe er mehrere Stunden auf dem Boot und passe auf das Training und den Wettkampf der Ruderer auf. In der Halle achte er beim Turmspringen darauf, dass die Athleten sich nicht gegenseitig beim Training verletzen, da in einer hohen Frequenz gesprungen werde.
Den Wettkampf von Goldmedaillen-Gewinner Lukas Märtens sah er allerdings nur im Fernsehen. „Das war wirklich super! Wir haben uns das Finale am Abend nach unserem Arbeitstag angeschaut und gefeiert“, berichtet Großer. Viele der Helfer kommen aus dem Rettungssport, einige schwimmen sogar für den deutschen Kader, sodass ein großes Interesse am Schwimmen bei Olympia bestehe. Da Alexander Großer bislang aber im Aquatics Centre und im Olympic Nautical Stadium eingesetzt wurde, ist er dem Goldmedaillen-Gewinner auch so nicht einmal über den Weg gelaufen. Denn die Schwimmwettbewerbe finden in der La Defense-Arena statt.
Olympissche Spiele in Paris: Hamburger erlebt Emotionen hautnah mit
Trotzdem genießt der Hamburger jeden Tag. Es sei sehr interessant zu sehen, wie die vielen Nationen sich austauschen, trainieren und ihre eigene Mentalität auf den Spielen präsentieren. „Es ist wirklich beeindruckend, die Athleten bei den Wettkämpfen zu sehen. Da wir als Rettungsschwimmer sehr nah am Geschehen dran sind, bekommen wir die vielen Emotionen und die extreme Anspannung vor dem Start mit“, sagt er. Und man bekomme eben auch mit, was nicht im TV zu sehen ist.
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So wie der spanische Coach, der sehr emotional geworden sei, als die Athletin sich auf dem Sprungturm mit einer Sportlerin aus Kuba verquatscht hatte. Großer sagt: „Gefühlt war er kurz davor, selbst auf den Turm zu steigen.“ Für solche Erlebnisse nehme man auch weniger Schlaf gern in Kauf.