Hamburg. Service rund um die Uhr: In Hamburg gibt es immer mehr Automaten mit teils ungewöhnlichem Angebot. Fünf praktische Beispiele.
Sich einmal kurz Geld oder Zigaretten aus dem Automaten holen: Das ist ein alter Hut. In Hamburg gibt es aber zunehmend mehr Automaten, aus denen sich ganz andere überraschende Sachen zaubern lassen.
Eine warme Pizza zum Beispiel, saubere Wäsche oder Pakete mit Retouren, bei denen der Kunde gar nicht weiß, was ihn für sein Geld erwartet. Welche Möglichkeiten es gibt und was der Service bringt? Das Abendblatt stellt fünf Beispiele vor.
1. Blumen in Hamburg kaufen – der Automat Flora bietet ungewöhnlichen Service
Einen Geburtstag vergessen oder schnell einmal einen Strauß als Dankeschön verschenken? Das geht 24 Stunden am Tag in Sülldorf. Denn vor dem Blumengeschäft Flowers & More Elbvororte im Sülldorfer Kirchenweg wartet Flora auf Kunden. Dabei handelt es sich um einen Blumenautomaten. Wer es nicht zu den Öffnungszeiten schafft, kann auf dieses Angebot zurückgreifen.
Zehn Fächer mit frischen Sträußen stehen zur Auswahl. Aussuchen, die richtige Nummer eintippen, mit Karte oder Bargeld zahlen – und schon liefert Flora den Blumenstrauß auf Knopfdruck. Sie kann sogar Wechselgeld herausgeben.
„Wir mussten aufgrund von Personalmangel die Öffnungszeiten verkürzen“, berichtet Blumenladen-Inhaberin Daniela Beckmann. Daher habe sie nach einer Möglichkeit gesucht, um ihren Kunden einen Ausgleich zu bieten. Nach einigen Umwegen habe sie Flora gefunden, und die Resonanz sei sehr gut. „Besonders am Wochenende und an Feiertagen ist die Nachfrage hoch“, berichtet die Betreiberin. Mittels App kann sie sehen, wie die Verkäufe laufen und gegebenenfalls zum Nachfüllen hinfahren.
Auch tief in der Nacht werden demnach Blumen gekauft. „Ich weiß von einem Koch, dass er sehr froh über diese Möglichkeit ist, und dass er, nachdem er lange arbeiten musste, hier schon schnell als Entschuldigung einen Strauß für seine Frau mitgenommen hat“, berichtet Beckmann.
Flora ist übrigens geleast. Sprich: Die Blumengeschäftsbetreiberin zahlt einen monatlichen Beitrag. „Dafür arbeitet Flora sogar am Wochenende, ohne Sonntagszuschlag“, sagt Beckmann. Dank Blumenvasen gefüllt mit Wasser, die in den Fächern integriert sind, bleiben die Sträuße haltbar. Im Sommer würden sie zudem in der Maschine gekühlt und im Winter geheizt.
2. Automat für Medikamente: Moderner Service einer der ältesten Apotheken Hamburgs
Mit ihren 363 Jahren gehört die Schwanen Apotheke im Stadtteil Osdorf zu einer der ältesten der Stadt. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht mit der Zeit geht. „Wir sind eine der modernsten Apotheken Hamburgs“, sagt Apothekerin Andrea-Franziska Pötschke stolz. Unter anderem habe man seit 2011 einen Kommissionierautomaten, der für die Lagerung und Ausgabe von Medikamenten intern genutzt werde.
Gleich neben dem Eingang der Apotheke am Rugenbarg findet sich zudem ein Abholautomat, der 24 Stunden am Tag bestellte Medikamente gegen Codeeingabe herausgibt. „Wer es nicht in den Öffnungszeiten bis 18.30 Uhr schafft, erhält eine Abholnummer und kann sein Medikament dann jederzeit auch nachts an dem Automaten abholen“, erklärt Pötschke das System, das als Kundenservice und Alleinstellungsmerkmal eingeführt wurde.
3. Retouren-Pakete aus Hamburg am Automaten ziehen – und sich überraschen lassen
Relativ neu in der Hamburger Automaten-Landschaft ist die Anlaufstation in Hamburg-Tonndorf. In der Ahrensburger Straße 183 findet sich Secret Packs. Hier ist der Name Programm. Denn der Kunde weiß gar nicht, was er für sein Geld bekommt. Die Idee dahinter: Retouren-Pakete statt in den Müll unter die Leute zu bringen. Ungeliebte, falsch oder doppelt bestellte, nicht zustellbare Ware kann auf diesem Weg doch noch einen Besitzer finden.
Die Kosten belaufen sich in der Regel auf sieben bis zehn Euro. Die Ware liegt verpackt in Fächern. Aufgrund von Größe oder Umfang können Kunden rätseln, was möglicherweise drinstecken könnte. Am Ende lüftet sich das Geheimnis, wenn man eines ersteht. Das kann sich lohnen, wenn sich zum Beispiel Markenturnschuhe oder Technik darin verbergen. Auf der anderen Seite kann der Kunde aber auch sieben Euro für ein paar Schrauben oder ein No-Name-Shirt ausgegeben haben. Das macht aber den Kitzel aus.
4. Pizza aus dem Automaten – das gibt es in mehreren Stadtteilen in Hamburg
Heiße Pizza aus dem Automaten: Das klingt im ersten Moment verrückt. Doch die neuen Pizza-Automaten, die sich zunehmend in Hamburg und dem Umland finden, machen es möglich. Auf Knopfdruck gibt es für unter zehn Euro eine Pizza-Zubereitung zum Mitnehmen. In Hammerbrook, Hamm, Elmshorn oder in Grömitz an der Ostsee stehen solche Automaten.
Ob Fastfood auf Knopfdruck schmeckt, hat das Abendblatt getestet. Fazit: Wie beim Italiener schmecken sie definitiv nicht, aber mit Tiefkühlpizzen kann man sie schon vergleichen. Welche Sorten es gibt und wo die Automaten stehen, kann man im Abendblatt-Test genau nachlesen: So lecker ist Fast Food auf Knopfdruck.
5. Wäschereien in Hamburg bieten Abhol-Service am Automaten an
Besonders die Textilpflege-Branche in Hamburg hat den Vorteil von Automaten für sich entdeckt. Firmen wie RWS Textilpflege, mit zahlreichen Filialen in Einkaufszentren der Stadt wie in Alstertal, Billstedt oder im Elbe EKZ bieten einen Abholautomaten ohne Wartezeit an. Der kontaktlose Service stammt zum Teil aus der Corona-Zeit, wird aber weiter vorgehalten.
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Mit einem persönlichen QR-Code, den der Kunde bei der Registrierung erhält, wird das jeweilige Wäschestück vor der Abgabe im System gespeichert. Zur angegebenen Abholzeit wirft der Ausgabeautomat die Kleidung dann wieder aus, wenn man den Code dabei hat.
In der Hamburger City bietet „am pm Textilreinigung“ an der Börsenbrücke ebenfalls solch einen Abholservice rund um die Uhr an. Hier funktioniert das Ganze mittels Chipkarte. Wie bei der Bankfiliale erhält man dadurch Zugang zum Abholautomaten und kann auch außerhalb der Öffnungszeiten seine Hemden und Co. bekommen. Da die Chipkarte zudem wie eine Prepaidkarte fürs Handy funktioniert, kann der Kunde darauf Geld laden und damit zahlen.