Hamburg. Sie wollte die beste Mama der Welt sein und ist nun um einiges ärmer. Beate R. erkennt die Masche zu spät. Was die Polizei rät.
Sie wollte ihrer Tochter nach einer schweren Zeit unbedingt eine Überraschung bereiten. Doch an Karten für ein Konzert des Weltstars Taylor Swift in Hamburg zu kommen ist fast unmöglich, wie Beate R. aus Ottensen feststellen musste. Da klang der Facebook-Post so verlockend: Eine Nutzerin oder Nutzer mit dem Namen „Tan Ja“ bot vier Tickets in einer Stadtteil-Gruppe an. Doch wie sich später zeigte, war es eine Betrugsmasche, auf die Beate R. hereinfiel. Und sie ist kein Einzelfall.
„Ich war total naiv“, sagt die Hamburgerin. Später sei ihr einiges klar geworden. „Im Nachhinein weiß man, welche Fehler man gemacht hat“, ärgert sie sich. Doch in dem Moment klang es eben so verheißungsvoll. Vier Tickets für die schon seit Langem ausverkauften zwei Konzerte im Volksparkstadion wollte jemand über das soziale Netzwerk loswerden. Zwei Tickets wollte Beate R. ihr abkaufen. Für sich und ihre Tochter.
Tickets für Taylor Swift in Hamburg: Betrüger prellen Frau aus Ottensen
Die 25-Jährige ist riesengroßer Swift-Fan und hatte beim Vorverkauf vor einem Jahr einfach kein Glück, wie ihre Mutter berichtet. Die vergangenen Monate seien schwer gewesen, der Gesundheitszustand der pflegebedürftigen Großmutter beziehungsweise Mutter beschäftigte die Familie sehr. Sie sei dann vor Kurzem auch verstorben, sagt Beate R.: „Meine Tochter hat viel mitgemacht, und deshalb wollte ich sie mit den Tickets überraschen und Zeit mit ihr verbringen.“
Sie nahm zu „Tan Ja“ Kontakt auf, man schrieb sich, und da die Zeit drängte, überwies Beate R. in Echtzeit das Geld an eine Bankverbindung. 150 Euro pro Ticket, also insgesamt 300 Euro. Das war am Freitag. Dann brach der Kontakt sofort ab. Die Karten bekam sie nie beziehungsweise die versprochene Mail, um die Tickets umschreiben lassen zu können.
Taylor Swift in Hamburg: Betrüger schicken Foto von vermeintlichen Tickets
„Ich kann dich nicht anlügen“ habe ihr die Betrügerin oder der Betrüger noch geschrieben. Zudem habe man ihr ein Foto von den Tickets geschickt sowie eine Bestätigung für die Bestellung. Block 20 A, zweite Reihe. Relativ nah an der Bühne. Als Geschichte erzählte ihr „Tan Ja“, sie sei aus Hamburg weggezogen und könne daher nicht mehr zum Konzert.
„Das klang plausibel, da man die Tickets ja fast ein Jahr im Voraus kaufen musste“, sagt Beate R. Und wenn man schon viel versucht hat und die Zeit drängt, will man es wohl auch etwas glauben. Die Hamburgerin formuliert es so: „Wenn man erst mal in dem Wahn so drin ist, ist man drin.“ Daher erkannte sie auch die Warnhinweise nicht.
So ist das Facebook-Profil von „Tan Ja“ relativ frisch. Erst im Juni trat die Nutzerin der Facebook-Gruppe bei, schon damals bot sie gleich die Karten an. Und nun wieder. Gleichzeitig wurde eine Kommentarfunktion gesperrt, sodass man keine Warnungen direkt unter den Post schreiben kann. Als erste Kontoverbindung gab sie eine niederländische Bank an, die gern von Betrügern genutzt wird, und sie bestand auf eine Echtzeitüberweisung, bei der das Geld nicht mehr zurückzuholen ist.
Ticketbetrug nimmt im Zusammenhang mit Konzerten von Taylor Swift zu
Beate R. hat Anzeige bei der Polizei erstattet und die Bank kontaktiert, über die die Überweisung lief. Zudem will sie Kontakt mit dem Veranstalter aufnehmen und hofft, über die angegebenen Sitzplätze der Tickets doch noch etwas über die Betrüger herausfinden zu können. Ihr einziger Trost könnte sein, dass sie nicht die Einzige ist, die auf den Betrug mit Swift-Tickets hereingefallen ist.
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Eine der führenden Digitalbanken in Europa mit Sitz der Deutschlandzentrale in Berlin hat anhand ihrer Daten einen starken Anstieg von Ticketbetrug festgestellt. Demnach wurden deutsche „Swifties“ bis Mitte Juli beim Ticketkauf durchschnittlich um 220 Euro betrogen. Das heißt, sie überwiesen diesen Betrag, erhielten für ihr Geld aber kein gültiges Ticket. Im Juni waren es vereinzelt bis zu 409 Euro, heißt es von der Internetbank Revolut.
Ob es einen Anstieg von Ticketbetrugsmaschen kurz vor den Swift-Konzerten in Hamburg gibt? Dazu kann die Polizei Hamburg keine Angaben machen, da man Betrugsdelikte in Zusammenhang mit Konzertkarten statistisch nicht einzeln erfasse, heißt es auf Abendblatt-Anfrage.
Taylor-Swift-Ticket: Das rät die Polizei Hamburg Opfern von Betrugsmasche
- Sich umgehend bei der Bank informieren, ob die Zahlung rückgängig gemacht werden kann. Dies ist in manchen Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums noch möglich. Gleichzeitig sollte man auch die Empfängerbank kontaktieren.
- Alle Beweise sichern: Chatverläufe, Bestellbestätigung, Screenshots oder E-Mails.
- Anzeige bei der Polizei erstatten: Mit den gesicherten Unterlagen sollte man sich möglichst sofort an die Polizei wenden und Strafanzeige erstatten. Auch wenn die strafrechtliche Verfolgung von Tätern schwierig ist, weil diese häufig aus dem Ausland agieren, sollte man sich nicht von einer Anzeige abbringen lassen.