Hamburg. Neue Pläne für Gelände der ehemaligen Commerzbank: Wie das Konzept für die Mitte der beliebten Hamburger Einkaufsstraße aussieht.
Mit ihrer treuen Kundschaft und dem bunten Mix aus inhabergeführten Geschäften hebt sich die Waitzstraße noch immer von den meisten Einkaufsstraßen in Hamburg ab. Und die gewachsenen Strukturen in Groß Flottbek könnten mittelfristig um eine weitere Ladenzeile erweitert werden. Mehr noch: Auch neuer Wohnraum sowie Arztpraxen sollen in der südlichen „Waitze“ entstehen.
Dort, wo zuletzt Lindner Esskultur, Tabakhändler Wolsdorff, Gelateria Verdi und bis Januar die Commerzbank beheimatet waren, sollen so bald wie möglich die Abrissbagger anrollen und Platz machen für ein neues Wohn- und Geschäftshaus. Entsprechende Pläne für die Hausnummern 11 bis 13 gibt es bereits, nach einem positiven Vorbescheid läuft seit Mai ein Bauantrag. Auch eine Abrissgenehmigung für die in die Jahre gekommene Ladenzeile sowie das dahinter liegende zweistöckige Ensemble liegt vor.
Waitzstraße in Hamburg: Gastronomiekonzept hat sich zerschlagen
Wie das Abendblatt von dem Bauherrn erfuhr, hängt das grüne Licht noch von einer letzten Nachforderung ab. Nach diversen Gutachten ist der Investor jedoch zuversichtlich, seine Pläne so bald wie möglich in die Tat umsetzen zu können. Allerdings in Abhängigkeit von der herausfordernden Situation in der Immobilienbranche sowie mit einem Wermutstropfen – denn aus einem zunächst erhofften Gastronomieangebot wird nun doch nichts.
„Ich hatte ein schönes Konzept mit zwei Nutzern, das richtig gut gepasst hätte“, sagt der Bauherr, der wie auch die Interessengemeinschaft der Waitzstraßen-Händler (IGW) eigentlich einen großen Bedarf eines Cafés oder Restaurants sowohl für ältere Menschen als auch für Schülerinnen und Schüler sieht. Doch die Kosten für einen Neubau seien für viele Gastronomen schlicht zu teuer.
Neue Wohnungen und Arztpraxen für die Waitzstraße
Aber auch so steht ein spannendes Projekt in Aussicht, das optisch und in seiner Anordnung den „zeitlosen Charakter“ der benachbarten Gebäude aufnehmen soll und damit auch der städtischen Erhaltungsverordnung Rechnung trägt. Auf insgesamt 600 Quadratmetern verteilen sich auf die dritte Etage sowie das Dachgeschoss der beiden roten Backstein-Giebelbauten zwei kleinere Wohnungen und zwei Maisonette-Wohnungen – jeweils barrierefrei, nach neuesten Energiestandards und mit dreifach verglasten Fenstern.
Im ersten und im zweiten Stock sollen bis zu vier Arztpraxen entstehen, der Bauherr spricht in diesem Zusammenhang von „ganz unterschiedlichen Anfragen“. Nicht ausgeschlossen scheint demnach, dass das medizinische Angebot an der Waitzstraße künftig um eine bislang nicht da gewesene Fachrichtung erweitert wird.
Derzeit laufen Verhandlungen, ein „Letter of Intent“, also eine Absichtserklärung, soll noch folgen. Die dann neu unterkellerten Flächen im Erdgeschoss bleiben derweil dem Einzelhandel vorbehalten, auch in diesem Fall laufen bereits Verhandlungen mit potenziellen Mietern.
Groß Flottbek: Commerzbank-Räume als temporäre Galerie?
Bis gebaut werden kann, werden wohl zumindest die ehemaligen Commerzbank-Räume leer bleiben. Allerdings gibt es Gedankenspiele der IGW, dort temporär eine Galerie unterzubringen. Die benachbarten Räume werden bereits zwischengenutzt, neben dem Pop-up-Store Susan‘s Interior ist seit Oktober 2020 mit Wutzler Raumgestaltung ein weiterer Inneneinrichter eingemietet.
Für dessen Inhaber Gerd Wutzler hat sich die Eröffnung seines ersten stationären Ladens bereits gelohnt, gerne würde er auch nach dem Ende des bis April 2024 befristeten Mietverhältnisses in der Waitzstraße bleiben. „Wir haben hier eine richtig nette Zielgruppe“, sagt er.
„Die Waitzstraße wird nie ein Abziehbild sein“
Der Bauherr kann sich vorstellen, die befristeten Verträge bis zum tatsächlichen Abriss noch einmal zu verlängern. Allgemein sei die Nachfrage nach Geschäften „enorm hoch“, befindet der Entwickler des neuen Wohn- und Geschäftshauses, der den „einzigartigen Charakter“ des Standortes hervorhebt: „Die Waitzstraße wird nie ein Abziehbild einer Einkaufsmeile sein.“
Dazu soll schließlich auch der Neubau auf dem Grundstück 11–13 beitragen, von dem sich nicht zuletzt auch die umliegenden Händler einen positiven Effekt und noch mehr Laufkundschaft erhoffen.
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Groß Flottbek: Bauarbeiten in der Waitzstraße „so minimalinvasiv wie möglich“
Und für die Zeit der Bauarbeiten möchte der Bauherr den Händlern etwaige Sorgen nehmen. Diese sollten „so minimalinvasiv wie möglich“ erfolgen.
Sprich: bestenfalls ohne größeren Wegfall von Parkplätzen und nicht in besonders sensiblen Zeiten wie während des Weihnachtsgeschäfts. „Das Wohl der Waitzstraße ist mir sehr wichtig“, sagt er. Einen Namen für das Projekt gibt es übrigens noch nicht, derzeit arbeitet eine Agentur an einem stimmigen Titel.