Hamburg. Bis Jahresende sollen bundesweit 97 Standorte wegfallen. Auch Zweigstellen in Schleswig-Holstein sind betroffen.
Im September 2020 hatte der Vorstand der Deutschen Bank beschlossen, dass die Zahl der Filialen von bundesweit 500 auf 400 sinken soll. Nun gab der DAX-Konzern auf seiner Website bekannt, welche Standorte es trifft. In Hamburg sind es vier von dort 16 aufgeführten Filialen: Auf der Streichliste stehen demnach die Geschäftsräume in Bramfeld, Eidelstedt, Niendorf und Othmarschen, wobei die vor der Schließung stehende Filiale an der Waitzstraße eigentlich zum Stadtteil Groß Flottbek gehört.
In Schleswig-Holstein trifft es Zweigstellen in Pinneberg, Timmendorfer Strand und zweimal in Lübeck. Der Großteil der betroffenen Filialen solle im vierten Quartal 2021 geschlossen werden.
Zweigstellennetze gelten als großer Kostenblock
Für die Kunden soll sich hinsichtlich IBAN, Bankleitzahl, Kontonummer und bestehende Verträge nichts ändern. Die Corona-Krise sei nicht der Auslöser der Standortreduzierungen, hieß es. Allerdings hätte man während der Pandemie die Erfahrung gesammelt, dass die Kunden nicht mehr nur physisch in der Filiale, sondern verstärkt ortsunabhängig online, per Video oder Telefon beraten werden wollten. Der Weg in die Filiale werde immer seltener. Ein Großteil des Zahlungsverkehr erfolge bereits online.
Allerdings räumte die Bank auch ein, dass neben Gegebenheiten des örtlichen Marktes die „Wirtschaftlichkeit des Standortes“ eine wichtige Rolle spielte. Im Klartext: Einige Standorte rechnen sich schlichtweg nicht mehr.
Das Zweigstellennetz gilt als einer der größten Kostenblöcke der Kreditinstitute – „und die Banken haben in der Corona-Krise gemerkt, dass sie mit weniger Filialen auskommen“, sagte vor Kurzem Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance and Management, dem Abendblatt. Seit Jahren stünden sie unter Ertragsdruck, verursacht durch Niedrigzinsen, erhöhter Regulierungsanforderungen und gestiegener Kosten für Digitalisierung.
Großstädte sind besonders stark betroffen
Mit dem Aus für 37 Filialen ist Nordrhein-Westfalen am stärksten betroffen. Zudem trifft es die Großstädte. Neben Hamburg sind auch in Düsseldorf, München und Frankfurt je vier Schließungen geplant, in Berlin fallen sogar sechs Standorte weg.
„Wir haben bei der Auswahl der Standorte darauf geachtet, dass die Wege zur nächsten Filiale im ländlichen Raum nicht zu weit werden“, sagte Philipp Gossow, der das Privatkundengeschäft der Marke Deutsche Bank in Deutschland leitet, dem „Handelsblatt“. „In den Innenstädten ist es auch möglich, mit weniger Standorten für die Kunden da zu sein.“
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Insgesamt will Deutschlands größtes Geldhaus bis Jahresende 97 der zuletzt 497 Filialen der Marke Deutsche Bank schließen. Sieben weitere Standorte sollen in ein Anlagezentrum umgewandelt werden. Rund 450 Vollzeitstellen sollen netto entfallen.
Das Institut hatte sich jüngst mit der Arbeitnehmerseite dazu auf einen Interessenausgleich geeinigt. Die Stellen sollen sozialverträglich unter anderem mit Vorruhestand, Altersteilzeit und Abfindungen abgebaut werden. Bis Ende 2022 soll die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 verringert werden.
Auch andere Banken schließen Filialen
Die Deutsche Bank steht mit ihren Schließungsplänen für Filialen nicht allein da. So will die Hamburger Sparkasse bis 2023 von derzeit knapp 120 auf 100 Filialen abspecken. Die Hamburger Volksbank schloss bereits zehn von 25 Standorten. Die Commerzbank plant das Aus für mehr als jede zweite ihrer bundesweit 1000 Filialen.