Hamburg. Mediziner am Tabea wollen Tarifvertrag. Gewerkschaft erhebt schwere Vorwürfe. Unternehmen hält dagegen. Das überraschende Urteil.
- Marburger Bund wirft Krankenhaus-Unternehmen vor, Arbeitskampf zu unterlaufen.
- Ärzte am Krankenhaus in Blankenese wollen Tarifvertrag.
- Gewerkschaft prüft weitere rechtliche Schritte in dem Fall.
Der Ton ist ungewöhnlich scharf, die Gemüter offenbar sehr erhitzt: Es geht um den Tarifkampf am KrankenhausTabea in Blankenese. Wie berichtet, sind die Ärzte hier in den Streik getreten. Nun ist der Arbeitskampf auch ein Fall fürs Gericht geworden.
Denn der Marburger Bund Hamburg hat einen Eilantrag auf Unterlassung gegen das Krankenhaus Tabea beim Arbeitsgericht eingereicht. Wie die Gewerkschaft mitteilte, will sie eine einstweilige Verfügung gegen den Einsatz von über eine Zeitarbeitsfirma vermittelte Ärzte erwirken. Das Urteil fiel überraschend deutlich aus.
Krankenhaus Hamburg: Ärztestreik am Tabea vor Gericht – schwere Vorwürfe
Zur Vorgeschichte: Der Marburger Bund wirft dem Krankenhaus-Unternehmen Artemed vor, im Erzwingungsstreik auf Leih- und Zeitarbeiter ausgewichen zu sein und damit den Arbeitskampf unterlaufen zu haben. Die Ärzte am Tabea setzen sich für einen arztspezifischen Tarifvertrag ein, wie er in vielen Hamburger Krankenhäusern üblich ist.
„Die Geschäftsführung des Krankenhauses Tabea lässt sich immer wieder neue Ideen einfallen, um das Streikrecht der Ärztinnen und Ärzte auszuhebeln“, kritisierte Dr. Pedram Emami, Vorsitzender vom Marburger Bund Hamburg. „Das werden wir nicht widerspruchslos hinnehmen.“
Krankenhaus Tabea in Blankenese: Unternehmen wirft Gewerkschaft Nachtreten vor
Beim Unternehmen Artemed weist man die Vorwürfe entschieden zurück. „Es ist völlig unverständlich, warum der Marburger Bund mit der falschen Behauptung noch einmal nachtritt, wir würden Leiharbeiter während Streiks zur uneingeschränkten Durchführung des medizinischen Betriebes einsetzen. Das haben wir in der Vergangenheit nie getan und würden es auch in Zukunft nicht tun“, stellt Ella Müller klar, Referentin in der Unternehmenskommunikation.
Streit um Streik am Tabea in Blankenese: Gericht gibt Unternehmen Recht
Das Gericht hat dem Unternehmen Recht gegeben. „Die Anträge des Marburger Bundes wurden vollständig abgewiesen. Dies war zu erwarten, da wir, entgegen der Vorwürfe des Marburger Bundes, keine Leiharbeitskräfte zur Kompensation des Streiks eingestellt haben und dies auch nicht tun würden“, teilt Nastasia Hertrampf von der Unternehmenskommunikation mit. „Wir freuen uns, nun hoffentlich wieder zur sachlichen Arbeit zurückkehren zu können – was wir allen Beteiligten wünschen – und unseren Fokus auf unsere Mitarbeitenden legen zu können.“
Ob die Gewerkschaft den Fall so auf sich beruhen lässt, ist aber noch unklar. „Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass dies eine missbräuchliche Einwirkung auf den Arbeitskampf darstellt und werden nun entscheiden, ob wir diese Frage im Hauptsacheverfahren klären lassen“, erklärt Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin und Verfahrensbevollmächtigte des Marburger Bundes Hamburg.
Krankenhaus Blankenese: Am Tabea läuft der Betrieb laut Leitung ungehindert
Derzeit würde am Tabea laut dem Unternehmen niemand die Arbeit niederlegen. Vielmehr suche man gemeinsam mit dem Betriebsrat und vielen Mitarbeitern nach einer schnellen und fairen innerbetrieblichen Lösung des Konflikts. „Wir befinden uns aktuell in weit fortgeschrittenen Gesprächen zu ihrer Umsetzung“, kündigt Müller an. Der Krankenhausbetrieb laufe entsprechend ungehindert weiter.
- Kinder randalieren in Notaufnahme: Klinik arbeitet Fall auf
- Hamburg und Kiel sollen Kliniken gemeinsam planen
- Hamburger Arzt: Was hilft, wenn Knochenbrüche nicht heilen
Die Unternehmenssprecherin macht deutlich, was man von der Hamburger Gewerkschaft hält: „Wir empfinden die Einmischung des Marburger Bundes als unangebracht, wenn doch eine einvernehmliche Regelung zwischen Mitarbeitern, Mitarbeiterinnen, Betriebsrat und Geschäftsführung gefunden werden kann“, sagt Müller. „Wir brauchen dazu keine Gewerkschaft und ziehen den direkten Dialog mit unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vor.“