Hamburg. Kinder lösten im November 2023 ein Großeinsatz in Hamburg aus. Zumindest für einen Verdächtigen hat der Fall juristische Folgen.
Es war ein Ausnahmezustand, der Schüler, Lehrer, Eltern und Hunderte Einsatzkräfte über Stunden in Atem hielt: Am 8. November des vergangenen Jahres waren Kinder in die Stadtteilschule in Blankenese marschiert und hatten mit einer vermeintlichen Schusswaffe eine Lehrerin vor ihrer Klasse bedroht. Erst später stellte sich heraus, dass es eine Spielzeugwaffe war.
Für die Beteiligten war lange nicht klar, wie gefährlich die Situation nun ist, ob sich mögliche Täter noch im Gebäude aufhalten, ob es weitere gibt und ein Amoklauf droht. Die Sorgen waren groß an diesem besagten Mittwoch, als dann auch noch Schüler mit Waffen an einer weiteren Schule in Hamburg-Bahrenfeld auftauchten.
Blankenese: Anklage gegen Schüler nach vermeintlichem Amoklauf erhoben
Knapp fünf Monate später steht fest, dass der Fall zumindest für einen Verdächtigen ein juristisches Nachspiel haben wird. Wie die Staatsanwaltschaft auf Abendblatt-Anfrage erklärt, habe man Anklage gegen einen Jugendlichen wegen Anstiftung zur Nötigung erhoben. Ein Hauptverhandlungstermin stehe noch nicht fest – wenn, wird der Gerichtstermin ohnehin unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
Denn bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 14-Jährigen, der aufgrund seines Alters unter das Jugendgerichtsgesetz fällt. Daher äußert sich Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering auch nicht zu weiteren Details, wie dem Motiv, was man dem Verdächtigen genau vorwirft und zu weiteren Beteiligten. Was sie auf Anfrage sagt: Der Jugendliche sei nicht vorbestraft.
Großeinsatz in Blankenese: Ermittlungen gegen Eltern der Verdächtigen eingestellt
Das Jugendstrafrecht sieht in schweren Ausnahmefällen eine Freiheitsstrafe vor, das wird bei diesem Vorwurf aber nicht zur Anwendung kommen. Beim Jugendstrafrecht steht laut Oechtering die Hilfe zur Erziehung im Vordergrund. Es geht also mehr darum, zu verhindern, dass der junge Mensch weitere Taten begeht. Es geht nicht um Bestrafung, sondern um Resozialisierung.
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Außer dem 14-Jährigen gibt es noch vier weitere Verdächtige, die die Polizei Hamburg in dem Fall ermittelt hatte. Doch sie sind alle unter 14 Jahre alt und somit strafunmündig. Auch gegen die Erziehungsberechtigten wurde ermittelt, es ergab sich aber kein Anfangsverdacht.
Insgesamt waren rund 400 Einsatzkräfte an dem Tag in Hamburg im Einsatz. In Blankenese saßen Schüler und Lehrer stundenlang im Gebäude fest, während die Spezialkräfte die Schule durchkämmten. Später am Tag wurde Alarm an einer Grundschule in Bahrenfeld ausgelöst, wo ebenfalls eine Lehrkraft mit einer vermeintlichen Waffe bedroht wurde.
Polizei Hamburg: 400 Kräfte im Einsatz – gibt es dafür eine Rechnung?
Was das alles gekostet hat? Und gibt es dafür von der Polizei Hamburg eine Rechnung an die Eltern? Auf mehrfache Anfrage in Bezug auf den speziellen Fall verweist die Polizei an die Staatsanwaltschaft und die wiederum an die Polizei.
Vorgekommen ist das schon. In Mümmelmannsberg löste ein 13-Jähriger durch einen Scherzanruf im Juni 2020 einen Großeinsatz der Polizei aus, weil ein Amoklauf befürchtet wurde. Anschließend gab es eine Gebührenrechnung über 45.000 Euro als Quittung, wie die Polizei damals mitteilte.