Hamburg. Protestaktion vor Grundschule in Elbvororten. Teilnehmer sperren Straße ab. Was sie fordern und warum das nicht allen gefällt.
Wer an einem Wochenende oder am Nachmittag durch die beschauliche Wohnstraße Wesperloh im Hamburger Westen fährt, kann kaum glauben, was sich hier am Morgen abspielen soll. Zwischen 7.45 und 8 Uhr versinkt die Zufahrt zur Grundschule Wesperloh in Osdorf im Chaos, vor allem bei Regen, wie Elternratsmitglied Karmen Albrecht berichtet.
Denn dann bahnen sich bis zu 100 „Elterntaxis“ einen Weg durch die Straße. Es werde rangiert, absolute Halteverbote missachtet, waghalsig gewendet, in Kolonne rückwärts gefahren, Kinder auf dem Rad oder zu Fuß gefährdet und laut Albrecht auch bereits verletzt. Der Mutter und anderen Mitstreitern reicht es. Sie haben für diese Woche eine Demo angemeldet und sperren jetzt kurzerhand jeden Morgen die Straße ab.
Schule Hamburg: Demo gegen Elterntaxis in Osdorf – „Es hilft nur eine Straßensperrung“
„Es hilft nur eine Straßensperrung“, ist Albrecht überzeugt. Man habe in den vergangenen Jahren viel probiert, durch Informationen, Aufklärung und verschiedene Aktionen. Alles helfe nur kurzzeitig. Und das, obwohl es rund 300 Meter entfernt einen öffentlichen Parkplatz gebe, wo man die Kinder absetzen könne und diese nur einem Fußweg folgen müssten. Stattdessen bringen weiterhin viel zu viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bis vor die Tür.
„Es ist frustrierend, manche denken, es gebe einen Anspruch darauf, die Kinder zum Klassenzimmer mit dem Auto zu fahren“, sagt Albrecht, die berichtet, dass es sogar Forderungen einiger gab, einen Teil des Schulhofs für den Bau eines Rondells zu opfern, damit dort die Kinder sicher abgesetzt werden können.
Schule Hamburg: Aggressiver Ton lässt sogar Schülerlotsen Dienst quittieren
„Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren zugespitzt“, beobachtet Schulleiterin Gabriele Werner. Das habe zum einen mit der wachsenden Zahl der Schüler zu tun, aber auch mit der Uneinsichtigkeit der Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto vors Schultor bringen wollen. „Der Ton ist sehr aggressiv geworden“, berichtet Werner. So aggressiv, dass sogar die Schülerlotsen den Dienst quittiert haben.
Die Viertklässler halfen bisher immer den Jüngeren auf dem Weg zur Schule. „Doch die Kinder sind zu mir gekommen und haben gesagt, sie möchten nicht mehr“, sagt die Schulleiterin.
Eltern fordern dauerhafte Sperrung der Straße Wesperloh für Pkw
Elternratsmitglied Karmen Albrecht, die auch Teil der Verkehrs AG an der Schule ist, und ihre Mitstreiter sehen nur eine Lösung: Die Autos müssen aus der Straße verbannt werden – zumindest in der besagten Zeit kurz vor Schulbeginn. Sie fordern eine dauerhafte Sperrung der Straße für den Autoverkehr.
„Wir möchten, dass hier eine Schulstraße eingerichtet wird nach dem Vorbild von Wien, Paris oder Köln“, erklärt Albrecht. In den besagten Städten gebe es bereits erfolgreiche Projekte. Konkret wünscht sich der Elternbeirat, der dazu auch eine Eingabe für die politischen Gremien des Bezirks in Altona vorbereitet, eine Sperrung der Zufahrt für Pkw und Motorräder in der Zeit von 7.30 bis 8.30 Uhr. Wenn möglich, auch noch mal in den Nachmittagsstunden, wenn es zwischen 13 und 15 Uhr beim Abholen wieder ähnlich zugeht.
Wesperloh: Besondere Demo in Osdorf sperrt Zufahrt für Pkw und Motorräder
Einen Vorgeschmack darauf, was da zukünftig kommen könnte, gibt es in dieser Woche. Denn jeden Tag zwischen 7.30 bis 8.30 Uhr werden die Initiatoren die Straße Wesperloh nun absperren. Am Freitag, 26. April, endet die angemeldete und von der Polizei begleitete Demonstration dann mit einer Abschlusskundgebung und einem Fest auf dem Schulhof.
Die Sperr-Aktion sei am Montagmorgen laut Albrecht von vielen gut aufgenommen worden, aber auch nicht von jedem. Mit einigen Eltern habe es viele Diskussionen gegeben. Doch sie und ihre Mitstreiter sind davon überzeugt, dass es richtig ist, auch mit Blick auf die wachsende Schülerzahl.
Grundschule Wesperloh in Hamburg-Osdorf: Zahl der Schüler ist stark gestiegen
„Die Schülerzahlen sind in den letzten Jahren stark angewachsen, nach den Sommerferien werden es mehr als 500 sein – die Straße wächst leider nicht mit“, so Albrecht. Im Vergleich: or zehn Jahren waren es 315. Daher kündigt Albrecht bereits an, dass die Demo samt Sperrung wiederholt werden soll, unter anderem nach den Sommerferien, um auch die neuen Eltern zu sensibilisieren.
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Und wie steht die Schulleiterin zur Straßensperrung? Eigentlich hofft sie, dass es nicht nötig ist und die Eltern einsichtig werden. Am Montag wären die Folgen aber bereits spürbar gewesen. „Es war so schön. Die Stimmung war ganz anders“, sagt Werner. Das hätten auch viele Schüler so wahrgenommen. „Vielleicht muss man zum Wohle der Kinder eine Entscheidung für die Eltern treffen und die Straße doch sperren“, überlegt sie.