Hamburg. Eine Million Euro kostet der Neubau über S-Bahn-Gleise, den laut Anwohnern kaum ein Fußgänger nutzt. Nun wird er dennoch gebaut.
Nicht barrierefrei, wenig Wegersparnis und Kosten von mehr als einer Million Euro: Der Neubau einer Fußgängerbrücke über die Gleise der S-Bahn in Iserbrook ist umstritten und sorgte 2022 für viel Kritik. Doch jetzt führt kein Weg mehr an ihr vorbei: Die bisherige, marode Brücke im Westen Hamburgs ist abgerissen worden, die neue Brücke soll im Mai eingesetzt werden. Bis diese genutzt werden kann, wird aber noch einige Zeit vergehen.
Erst ab Oktober 2024 soll die S-Bahn-Strecke hier wieder zu Fuß überquert werden können. Der Grund: Nachdem die neue Brücke im Mai geliefert und eingebaut werden soll, werden noch die „durch die Baumaßnahme beanspruchten Flächen“ wiederhergestellt, so ein Sprecher des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG).
Hamburg-Iserbrook: Neue Fußgängerbrücke soll im Mai geliefert werden
Es geht jedoch planmäßig voran. Der von der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) beauftragte LSBG bestätigt, dass die Baustelle pünktlich fertig sein soll: „Der Zeitplan ist aktuell. Der Brückenabriss ist im Februar erfolgt, das Bauwerk ist in der Fertigung und soll im Mai geliefert werden“, so der Sprecher.
Im September 2022 kündigte der LSBG an, die 70 Jahre alte Brücke zwischen Hasenhöhe und Simrockstraße (Ecke Bargfredestraße) durch einen Neubau zu ersetzen. Eine Untersuchung der BVM hatte ergeben, dass das marode Bauwerk nicht mehr saniert werden konnte. Anwohner Carsten Sellmer hatte das Vorhaben 2022 stark angezweifelt: „Das ist doch alles Irrsinn. Mehr als eine Million Euro für eine Brücke, die kaum einer braucht.“
Kritik an Brücke: Statt der Überführung nutzen Fußgänger und Radfahrer die Bohnstraße
Neben den Kosten von mehr als einer Million Euro wurde kritisiert, dass der Neubau nicht barrierefrei ist. Bemängelt wurde auch die vorübergehende Zerstörung von Hecken und Schrebergärten. Kritiker monierten zusätzlich die von der Behörde errechnete Wegersparnis von 600 Metern, welche sie als unrealistisch erachteten. Die meisten Fußgänger und Radfahrer würden einfach die Bohnstraße nutzen, die Hasenhöhe und Simrockstraße verbindet.
Trotz Anwohnerprotesten und geäußerten Bedenken bei der öffentlichen Informationsveranstaltung im Jahr 2022 wurde die alte Brücke im Februar dieses Jahres abgerissen. Laut LSBG habe es dabei keine vermehrten Beschwerden gegeben: „Bedenken und Einschränkungen, beispielsweise im Bereich der Kleingartenanlagen, wurden während der Bauzeit zumeist im direkten Gespräch mit Anliegerinnen und Anliegern gelöst.“
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Hamburg-Iserbrook: Neue Brücke über S-Bahn-Gleise wird aus Platzgründen nicht barrierefrei
Darüber hinaus habe es auch schon 2022 Rückmeldungen gegeben, die einen Neubau als Querungshilfe für Schülerinnen und Schüler begrüßten. Auf die Kritik an der mangelnden Barrierefreiheit erwidert der Sprecher des LSBG: „Üblicherweise werden solche Neubauten dann auch entsprechend barrierefrei geplant.“ Dies sei hier vor allem aus Platzgründen jedoch nicht möglich gewesen. Aktuell bewege man sich darüber hinaus im Rahmen der ursprünglich angesetzten Kosten.