Hamburg. Lokal am Leuchtturm in Nienstedten durch Erdrutsch beschädigt. Betreiberinnen warten sehnlichst auf Hilfe. Warum sich nichts tut.

  • Ein Erdrutsch in Nienstedten sorgte bei dem Ausflugslokal Maats für Wasser- und Gasausfall
  • Nur in geringem Umfang kann derzeit verkauft werden
  • Durch den fehlenden Wasseranschluss kommt es zu zahlreichen Problemen

Bereits vier Monate ist es her, dass Annbritt Posselt und ihre Geschäftspartnerin Stephanie Kaul die Schreckensnachricht erreichte: Ihr Ausflugslokal Maats am Leuchtturm in Hamburg-Nienstedten ist von einem Erdrutsch getroffen und teils beschädigt worden.

Am 15. April, wenn der Hafen vor dem Restaurant an der Elbe wieder in den Betrieb genommen wird und die Boote samt Eignern zurückkehren, dann startet die Saison für die beiden Betreiberinnen. Eigentlich. Denn an einen normalen Betrieb ist bei Weitem nicht zu denken.

Nienstedten: Restaurant an Elbe nach Erdrutsch weiterhin ohne Wasser und Gas

Auch Monate nach dem Vorfall verfügt das Maats über keinen Wasser-, Gas- oder richtigen Stromanschluss. Wann sich das ändert und wann auch die Schäden an dem Gebäude und dem Elbhang beseitigt werden? Dazu haben die Betreiberinnen bis heute nichts gehört.

„Wir wissen von nichts“, sagt Annbritt Posselt mit Blick auf einen Termin, wann das Nebengebäude saniert wird, in dem sich die Versorgungsanschlüsse befanden und das durch die Erdmassen erfasst wurde. Strom haben sich die beiden Restaurantbetreiberinnen eigeninitiativ vom Nachbarn besorgt. Der Mühlenberger Segel-Club hilft aus, eine provisorische Leitung ermöglicht so zumindest, dass man am Ausflugslokal Waffeln anbieten kann.

Blankeneser Segelclub hilft Nachbarinnen mit Strom aus – „wahnsinnig nett“

„Das ist wahnsinnig nett vom MSC“, sagt Posselt. Überhaupt sei die Unterstützung auch von Kunden groß gewesen. Ein Vater mit Sohn half beispielsweise dabei, den Erdhügel von Teilen der Terrasse zu schippen, wie sie berichtet. Solche Gesten machen es den Betreiberinnen in der schwierigen Zeit etwas leichter.

Annbritt Posselt ist eine von zwei Betreiberinnen vom Restaurant Maats an der Elbe in Nienstedten. Hinter ihr ist der abgerutschte Elbhang zu sehen. Die Erdmassen beschädigten einen Teil des Gebäudes.
Annbritt Posselt ist eine von zwei Betreiberinnen vom Restaurant Maats an der Elbe in Nienstedten. Hinter ihr ist der abgerutschte Elbhang zu sehen. Die Erdmassen beschädigten einen Teil des Gebäudes. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Denn zur unsicheren Informationslage kommen die Umsatzeinbußen hinzu. Und auch in diesem Punkt sei unklar, wer und ob jemand dafür aufkomme, berichtet Posselt. Der Notstrom reiche für ein Waffeleisen aus, aber nicht für die Kühlung oder das Licht, sagt die 49-Jährige. Nur in geringem Umfang könne etwas verkauft werden. „Eis, nachdem wir jetzt schon viel gefragt werden, können wir zum Beispiel nicht anbieten.“ Zudem sorgt der fehlende Wasseranschluss für zahlreiche Probleme.

Restaurant in Nienstedten ohne Wasser: Kein Abwasch, keine Toiletten

Ohne Wasser kein Abwasch – und so müssen Posselt und ihre Geschäftspartnerin auf Einweggeschirr zurückgreifen. „Das ist teuer“, so Posselt. Und nicht sehr umweltfreundlich, was zu vielen Beschwerden der Kunden führe. „Ich kann das nachvollziehen, aber uns bleibt doch keine Wahl. Wenn wir es erklären, stoßen wir auf Verständnis. Viele ahnen ja nicht, dass wir immer noch kein Wasser haben.“

Ohne Wasser laufen zudem die öffentlichen Toiletten nicht, die sich in dem Gebäude befinden und die von den Maats-Chefinnen mit betrieben werden. Auch Duschräume des Segelvereins sind laut Posselt betroffen.

Hamburg Wasser: Schaden am Rohr war nicht die Ursache für den Erdrutsch

Nach vier Monaten kein Wasser- oder Stromanschluss? Woran hakt es denn bloß? An den Kosten – beziehungsweise an der Frage, wer diese übernimmt, und an den vielen verschiedenen Zuständigkeiten. Involviert sind: die Stadtreinigung Hamburg als Eigentümer des Gebäudes, das Bezirksamt Altona als zuständige Behörde für die Sicherung des Elbhangs und das städtische Unternehmen Hamburg Wasser. Letzteres, weil als Ursache für den Erdrutsch ein Wasserrohrbruch anfänglich ausgemacht wurde.

Bei Hamburg Wasser winkt man allerdings ab. „Ein Sachverständiger hat ausgeschlossen, dass der Schaden am Rohr ursächlich für den Erdrutsch sein kann“, sagt Pressesprecher Ole Braukmann. Es sei vielmehr umgekehrt gewesen, dass der Erdrutsch das Rohr beschädigt habe.

Laut Braukmann habe der Gutachter die starken Regenfälle in den Wochen vor dem Erdrutsch als Ursache ausgemacht. „Wir haben daraus keinerlei Verpflichtungen“, so Braukmann. Die Wasserleitung sei wieder hergestellt und anschlussfähig.

Bezirk Altona: Gutachten soll Ursache klären, Ergebnis fehlt noch

In Sachen Anschluss ist der Eigentümer des Gebäudes verantwortlich. Bei der Stadtreinigung verweist man nun wiederum auf den Bezirk Altona. „Die Begutachtung seitens des Bezirksamtes ist noch nicht abgeschlossen“, erklärt Kay Goetze, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg. Das Bezirksamt sei aktuell noch dabei, den Hang provisorisch abzusichern. Erst danach würden die Mitarbeiter aus der Bauabteilung überhaupt in die Anlage gehen und das Ausmaß des Schadens beziffern können. „Das soll nun zeitnah passieren“, so Goetze.

Fragt man wieder beim Bezirksamt Altona nach, klingt es nicht so, als wenn die Sachlage mit dem Hang so ganz klar ist, wie es Hamburger Wasser meint. „Das Bezirksamt Altona hat ein großes Interesse daran, dass der beschädigte Elbhang am Fuße des Hirschparks wiederhergestellt wird“, betont Pressesprecher Mike Schlink. „Aktuell ist ein Gutachten beauftragt worden, um herauszufinden, was die Ursache für den Erdrutsch war und wie die Wiederherstellungsmöglichkeiten aussehen. Dieses Gutachten liegt dem Bezirksamt noch nicht vor“, so Schlink.

Mehr zum Thema

Nienstedten: Restaurant an der Elbe – Bezirk Altona mietet Dixi-Klos an

Ohne Gutachten gebe es keine Kostengrundlage und keine Möglichkeit, bei der Fachbehörde Geld einzuwerben und in konkrete Planungen einzusteigen. Daher könne das Bezirksamt aktuell nur Sofortmaßnahmen zur Absicherung am Hangfuß am Leuchtturm durchführen, so Schlink.

Zumindest einen kleinen Lichtblick gibt es für die Restaurantbetreiberinnen: Die Absicherung der Gastronomie bzw. des dortigen WCs ist laut Bezirk nun erfolgt, sodass die Stadtreinigung die endgültige Wiederherstellung des Standortes umsetzen könne, heißt es am Freitag. Das Bezirksamt Altona habe darüber hinaus Dixi-Toiletten für die Gastronomie am Leuchtturm angemietet.