Hamburg. Neuer Spielplatz, Öffnungszeiten, Uhu-Voliere: Pläne des Bezirks sind ganz anders als im vereinbarten Zukunftskonzept. Die Gründe.

Einst stritten sie sich vehement. Heute stehen sie zusammen und sind sich einig in ihrer Kritik am Bezirk Altona. Die jeweiligen Vertreter der beiden Bürgerbegehren zur zukünftigen Entwicklung des Wildgeheges Klövensteen in Hamburg-Rissen sind unzufrieden, enttäuscht und fühlen sich vorgeführt.

Ob Uhu-Voliere, Öffnungszeiten, neuer Spielplatz, Zugänge, Wegeführung, Waschbärengehege oder der Umbau des Parkplatzes: Alles, was derzeit in Sachen Wildgehege in Angriff genommen wird, weicht laut den Initiatoren von dem ab, was man im schwer errungenen Konsens besprochen hatte. Doch genau mit diesem Konsens wurden die beiden Bürgerbegehren einst abgeräumt.

Wildgehege Klövensteen in Rissen kann nach Einigung nun umgebaut werden

In einem moderierten Verfahren gemeinsam mit den konkurrierenden Initiativen wurde über Monate hinweg ein Konsens zur zukünftigen Entwicklung des Geheges im Klövensteen erarbeitet. Die Bezirksverwaltung saß mit am Tisch. Das Ergebnis war ein 13-seitiges Einigungspapier mit dem Titel „Zukunftskonzept“, das 18 Punkte umfasst.

Die Politik stimmte der Umsetzung im Mai 2023 zu. Das kleine Wunder von Rissen war geschafft, der langwierige Streit befriedet, ein drohender Bürgerentscheid abgewendet und eine Sperrklausel vom Tisch. Dadurch kann das Gehege nun saniert und umgestaltet werden, deswegen ist es derzeit auch geschlossen. Und schon hört der Frieden von Rissen wieder auf.

Wildgehege Klövensteen: Öffnungszeiten weiterhin eingeschränkt

So kritisieren die Vertreter beider Bürgerbegehren, die zusammen immerhin 16.000 Unterschriften gesammelt hatten, eine fehlende Transparenz und Informationspolitik. In zahlreichen Punkten, die nun angegangen werden, weiche die Umsetzung von dem so mühsam ausgehandelten Zukunftskonzept ab, so die Initiatoren. Warum, wieso, weshalb, erfahren sie nicht.

Ein Beispiel: die Öffnungszeiten. Vor Corona war das Gehege rund um die Uhr von mehreren Seiten zugänglich. Seither ist es nur noch sehr eingeschränkt besuchbar. Laut Zukunftskonzept soll es aber deutlich länger geöffnet sein – und zwar von 8 bis 18 Uhr im Winter und von 8 bis 21 Uhr im Sommer.

Überrascht wurden die Initiativen daher von der Information über die jetzt wochenlange Schließung. Aber auch danach ist eine Verlängerung der eingeschränkten Öffnungszeiten nicht geplant.

Wildgehege in Rissen: Personal muss Besucherströme kontrollieren

Auf Anfrage teilt Bezirksamtssprecher Mike Schlink mit: „Nach aktuellen Planungen öffnet das Wildgehege Klövensteen am 7. März wieder seine Pforten. Die Öffnungszeiten werden dann wie gehabt Donnerstag bis Sonntag von 9 Uhr bis 16 Uhr sein.“ Dem Bezirksamt Altona sei bewusst, dass der Wunsch besteht, die Öffnungszeiten grundsätzlich auszuweiten. „Eine Sichtweise, der sich das Bezirksamt ausdrücklich anschließt“, betont Schlink.

Der Eingang zum Wildgehege Klövensteen am Mittwoch (21.2.2024)
Der Eingang zum Wildgehege Klövensteen am Mittwoch (21.2.2024) © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Warum es trotzdem anders kommt? Da verweist Schlink auf Vorgaben des Tierschutzgesetzes. Demnach müsse während der Öffnungszeiten immer fachkundiges Personal anwesend sein, das auch die Besucherströme kontrolliere. Deswegen könnten auch nicht alle Eingänge zum Wildgehege geöffnet werden – eine weitere Forderung aus dem Zukunftskonzept, die so offenbar nicht kommt.

Neuer Waldspielplatz entsteht für 200.000 Euro auf Fläche im Wildgehege

Beispiel Uhu-Voliere: Diese sollte laut Einigung lediglich saniert werden. Im Wildpark leben noch drei Tiere im geschätzten Alter von 30 Jahren, weitere sollten nicht folgen. Umso erstaunter waren die Vertreter der Initiationen, als das Gehege abgerissen, die Bäume darin gerodet wurden.

Nun ist ein Ersatz geplant, der etwa 600 Quadratmeter groß sein soll. Kosten: unklar. Der Bezirkssprecher verweist darauf, dass man Teile in Eigenleistung erstellen wolle. „Die Detailplanung und Umsetzung wird unter der Regie der neuen Leitung des Wildgeheges erfolgen, sobald diese ihren Dienst angetreten hat“, so Schlink.

Beispiel Spielplatz: Der geplante neue Waldspielplatz entsteht für rund 200.000 Euro in diesem Jahr auf einer 2600 Quadratmeter großen Fläche innerhalb des Geheges inklusive „Eichhörnchenkobel“, Slackline, Kletterparcours und kleiner Hangrutsche. Laut Zukunftskonzept soll er jederzeit nutzbar sein, so wie der bisherige Spielplatz vor dem Eingang. Möglich sollte das ein weiterer Zugang machen. Der wird aber aus Kostengründen vorerst nicht umgesetzt.

Bürgerinitiativen: Man hat uns „sehenden Auges für Schublade verhandeln lassen“

Doch warum wird das alles erst jetzt klar? „Man hat unseren Verhandlungen interessiert zugehört, aber sich anscheinend nicht um die Realisierbarkeit gekümmert. Man hat uns also sehenden Auges zum Teil für die Schublade verhandeln lassen“, beschreibt es Claus W. Scheide. Er ist Vorsitzender des Bürgervereins Rissen und war in der Initiative „Rettet das Wildgehege im Klövensteen“ aktiv. „Wir fühlen uns vorgeführt.“

Thure Timmermann, Initiator des anderen Begehrens „NaturErleben Klövensteen“, drückt es noch härter aus und sagt mit Blick auf das Zukunftskonzept und die weiteren Beispiele, die die Initiatoren benennen können: „Offenbar ist das Papier nichts wert.“ Man verspiele hier Glaubwürdigkeit und verprelle die Leute, die sich ehrenamtlich für die Zukunft des Wildgeheges engagiert haben – so drückt es sein Mitstreiter Jörn Steppke aus. „Wir fordern, dass man endlich offen mit uns redet.“

Bezirk Altona: „Amt ist irritiert, dass wiederkehrend Misstrauen artikuliert wird“

Bezirkssprecher Schlink hält jedoch dagegen: Im Detail könnten Entscheidungen gegensätzlich zum Beschluss ausfallen – etwa wenn es um das Thema Sicherheit gehe. So hätte beim Abriss der Uhu-Voliere die Sicherheit für Tiere, die Besucher und Mitarbeiter im Vordergrund gestanden. „Die Anlage war bedauerlicherweise nicht mehr verkehrssicher und musste daher entfernt werden. Eine Reparatur des Geheges war nicht möglich.“

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Mit dem entwickelten Zukunftskonzept sei aus einer schwierigen und konfliktbelasteten Situation heraus eine gute und anerkannte Arbeitsgrundlage entstanden. Aus Sicht des Bezirksamtes sei es jedoch irritierend, dass wiederkehrend Misstrauen artikuliert werde, das Amt nehme das Konzept nicht ernst und unterlaufe es sogar. Schlink verspricht: „Dies trifft nicht zu.“