Hamburg. Kulturkirche bildet die Projektionsfläche für eine biblische Geschichte. Wie gut die Fortsetzung von Genesis wirklich ist.
Wann hat man schon die Gelegenheit, in einem Sitzsack liegend auf die Decke einer Kirche zu starren? Genesis II eröffnet diese und andere ungewöhnliche Perspektiven.
Dabei handelt es sich um die neue Lichtshow, die vor Kurzem in der Kulturkirche Altona Premiere feierte und bis Ende März noch in Hamburg gastiert. Lohnt sich der Besuch? Ein klares: Jein.
Genesis in Altona: Lichtshow ist eine Fortsetzung, es geht um die Schöpfung
Genesis II ist, wie der Name schon nahelegt, eine Fortsetzung. Es geht um die Schöpfungsgeschichte. Dabei haben die Macher um das Künstlerkollektiv Projektil die biblische Erzählung um die Schaffung von Wasser, Erde, Licht, Tier und Mensch in ein farbenprächtiges Lichtspektakel mit Musik verwandelt. Die erste Show unter dem Namen Genesis widmet sich dem Anfang, nun gibt es bei der Fortsetzung die Tage vier bis sieben zu sehen und zu hören.
An diesem verregneten Sonntagabend lockt die Show aber nur wenige Neugierige nach Altona. Eine Handvoll Besucher hat die Kulturkirche für sich allein. Laut Ticketsystem sind allerdings die früheren Vorstellungen ausverkauft. Es gibt freie Platzwahl, zwischen Kirchenbänken, Stühlen und eben den besagten Sitzsäcken.
Letzteres sieht bequem aus, nur graziles Aufstehen scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Wer also mit einem Date herkommt, sollte das bedenken. Passender scheinen die Kirchenbänke, doch nach 20 Minuten an die Decke starren, bedarf es einiger Halsmuskulatur. Und es gibt schon eine Menge zu sehen.
Genesis in Altona: Das bietet die neue Lichtshow Besuchern
Zahlreiche Hochleistungsprojektoren lassen ganze Welten entstehen. Da schwimmt, begleitet von Walgesängen, ein riesiges Meerestier auf einen zu. Es regnet Planeten und Meteoriten vom Kirchenhimmel herab. Abertausende Krabbeltiere erfüllen plötzlich jede Ecke – das mag nichts für Menschen mit Phobie sein. Ist aber auch in einem Wimpernschlag schon wieder vorbei.
Überhaupt, die Bilder und Bildwelten wechseln sich sehr schnell ab. Fast hastet man hindurch. Gut, es ist ja auch sehr viel in den wenigen Tagen laut biblischer Geschichte entstanden. Und doch hätte es Genesis II gutgetan, entweder die Show etwas länger als die 30 Minuten zu konzipieren oder dem Betrachter einfach mehr Zeit einzuräumen, die Dinge auf sich wirken zu lassen.
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Denn die Macher haben sich viel Mühe gegeben, die Projektionen an den Veranstaltungsraum anzupassen. Die Kirchenbögen werden einzeln angesteuert, hinter einem Sockel schaut ein Pfau hervor. Fast versteckt. Schon ist er wieder verschwunden. Wer nur einen Moment auf den Sitzsack schaut oder sich mit seinem Mobiltelefon befasst, verpasst ihn.
Genesis in Altona: Eintrittspreis im Verhältnis zur Veranstaltungszeit eher hoch
Denn wie bei diesen Lichtshows üblich, dürfen ausdrücklich gern Fotos und Videos gemacht werden. Die sollen sich über soziale Medien verbreiten und neues Publikum anlocken. Denn man setzt vor allem auch auf einen Ticketverkauf online. Der Eintritt kostet im Vergleich zu den Wintershows Christmas Garden oder Lumagica mit 13,90 Euro für Erwachsene und 6,90 Euro für Kinder ab fünf Jahren deutlich weniger. Die Veranstaltungszeit ist aber auch begrenzt.
Zusammenfassend: Wer schon als Kind ein Fan von den Licht- und Farbspielen in einem Kaleidoskop war, für den ist diese Show das Richtige. Alle anderen müssen sich überlegen, ob es ihnen das Geld wert ist oder gleich auf eines der längeren Sonderformate mit Livemusik setzen. So gibt es auch 45-minütige Shows mit dem Filmmusik-Komponisten Stephan Graf von Bothmer am Piano in Zusammenarbeit mit der Kulturkirche (11. und 12. März, jeweils um 19 und 20.30 Uhr, Tickets 30 Euro) oder ein Classic-Konzert mit Violine und Klavier (14. März, 19 und 20.30 Uhr).
Genesis II ist bis zum 26. März in der Altonaer Kulturkirche (Bei der Johanniskirche 22) zu sehen. Besucher sollten 15 Minuten vor ihrem gebuchten Zeitfenster da sein. Die Zeitslots lassen sich online reservieren. Dort gibt es auch die Karten – unter dem Link feverup.com/m/146583. Zudem finden sich hier die verschiedenen Aufführungstermine, die variieren.