Hamburg. Die seit vier Jahren geschlossene Ausstellung wird aufwendig erneuert – zudem soll ein zweites Gewächshaus entstehen.

Früher waren die Schaugewächshäuser des Botanischen Gartens der Universität Hamburg im Park Planten un Blomen ein Publikumsmagnet – doch seit vier Jahren ist das Gebäude mit seinen etwa 3000 Pflanzen aus fünf Klimabereichen gesperrt für die Öffentlichkeit. Auch am Mittwochvormittag seien dort wieder Hamburger Familien und Touristen anzutreffen gewesen, die „so viel Gutes gehört“ und hineingewollt hätten in die 1963 eröffnete Ausstellung, aber lediglich durch Fenster einen Blick auf die Kakteen-Sammlung erhaschen konnten – und dann „leider, leider“ kehrt machen mussten, wie Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) vor dem Eingang erzählte.

Sie selbst war zu Besuch, um öffentlich zu machen, dass sich alle Interessierten noch sehr lange werden gedulden müssen: Voraussichtlich bis 2029 werde die nötige Generalsanierung vor Ort dauern. Laut eines Gutachtens zur Statik wäre die Stahlkonstruktion des Gebäudes von 2026 an einsturzgefährdet; Witterung habe zu Korrosionen geführt, die Stützenfüße seien beschädigt.

Universität Hamburg steuert drei Millionen Euro zur Sanierung bei

Immerhin könne sie endlich den Startschuss für die Generalsanierung geben, sagte Fegebank. „Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass wir hier stehen.“ In den vergangenen Jahren habe es bei dem Vorhaben etliche „Drehungen und Wendungen“ gegeben – bis hin zu der Frage, ob die Schaugewächshäuser noch nötig seien, so Fegebank, ohne ins Detail zu gehen. „Ich bin froh, dass es überhaupt kommt.“

Am Dienstag hatte der Senat eine Drucksache beschlossen, wonach die Stadt 45 Millionen Euro investieren wird. Drei Millionen Euro steuert die Universität Hamburg als Betreiberin bei. Der Bund hatte bereits 2016 13 Millionen Euro zur Unterstützung bewilligt – damals unter der Maßgabe, dass die Hansestadt mindestens die gleiche Summe aufbringen muss. Es zeigte sich allerdings, dass ein städtischer Zuschuss in dieser Höhe nicht reichen werde, erklärte Fegebank. Zu den Trägern der Sanierung zählt auch die „ZEIT“-Stiftung, seit 2006 Eigentümerin des Gebäudes, die es für einen symbolischen Betrag an die Stadt Hamburg vermietet.

Neues Gewächshaus in Klein Flottbek soll Forschung der Uni veranschaulichen

Insgesamt sollen nun also 61 Millionen Euro zusammenkommen, wobei davon 48 Millionen Euro auf die besagte Generalsanierung der Schaugewächshäuser entfallen und 13 Millionen für den Neubau eines Gewächshauses an dem Standort der Universität in Klein Flottbek ausgegeben werden sollen. Dort ist das Institut für Pflanzenwissenschaften und Mikrobiologie untergebracht. Es verfügt über etwa 12.000 Pflanzen, die meisten davon sind Teil wissenschaftlicher Sammlungen.

Zunächst sei erörtert worden, ob die etwa 3000 Pflanzen aus den Schaugewächshäusern während der Generalsanierung in einem vorübergehend aufgestellten Gewächshaus zwischengelagert werden könnten, hieß es am Mittwoch. Es habe sich aber herausgestellt, dass diese Variante nicht viel weniger kosten würde als ein für dauerhafte Ausstellungen geeignetes Gewächshaus. Daraus sei die Idee entstanden, die Pflanzenschätze der Universität künftig in zwei neuen Gebäuden zu präsentieren, allerdings so, dass sie sich ergänzend und die Öffentlichkeit viel mehr als früher profitiert.

Führungen in den Schaugewächshäusern sollen kostenlos bleiben

So soll in den sanierten Schaugewächshäusern in der Innenstadt das „Erleben“ der Pflanzen im Vordergrund stehen; es seien unter anderem mehr Platz für Führungen und Vorträge, eine Nebelmaschine und große Vitrinen für Orchideen und fleischfressende Pflanzen geplant, erläuterte Professor Dominik Begerow, Direktor des Loki-Schmidt-Gartens der Universität Hamburg. „Mit einem neuen Nutzungskonzept werden wir das Erlebnis der Klimazonen noch verstärken.“ In dem geplanten neuen Gewächshaus in Klein Flottbek solle es stärker um die Forschung an der Universität gehen.

Führungen sollten möglichst auch künftig kostenlos bleiben, sagten Begerow und Fegebank. Ob für wissenschaftliche Vorträge Gebühren fällig werden könnten, sei noch offen, hieß es.

Uni-Chef will seine Hochschule stärker zur Gesellschaft öffnen

Verbinden werde die beiden Einrichtungen, dass sie zu einer weiteren Öffnung der Universität Hamburg zur Gesellschaft beitragen sollen, sagte Uni-Präsident Hauke Heekeren. Das neue Nutzungskonzept biete die Chance, mehr mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen – auch über Themen wie den Klimawandel und die Bedrohung der biologischen Vielfalt auf der Erde.

Warum aber hat es so lange gedauert, die Sanierung auf den Weg zu bringen? Fegebank erklärte dazu, zunächst sei mit den städtischen Realisierungsträgern darüber gesprochen worden. Diese hätten das Vorhaben „sehr lange analysiert und überprüft“, dann allerdings erklärt, die Sanierung sei für sie zu anspruchsvoll. Nun werde die Generalsanierung vom Amt für Bauordnung und Hochbau (ABH) aus der Stadtentwicklungsbehörde begleitet. Zeit gekostet habe es zudem, die vielen an dem Projekt beteiligten Menschen an einen Tisch zu bringen. Aber, so Fegebank: „Was lange währt, wird hoffentlich endlich gut.“

Der Umzug der Pflanzen nach Klein Flottbek ist für Sommer 2026 geplant. Im selben Jahr soll die Generalsanierung der Schaugewächshäuser beginnen.