Hamburg. Nasse Wände, Schimmel und Mietärger in der Schanze sorgten für Frust. Nun gibt es endlich gute Nachrichten für die bekannte TV-Köchin.
- TV-Köchin Zora Klipp kann endlich ihr Restaurant eröffnen
- Umbau des alten Saal II wurde über Monate zum Fiasko
- Vermieter und TV-Köchin lagen im Mietstreit
- Der Bar-Bereich hatte bereits geöffnet. Nun kann das Restaurant folgen
Es waren gute Nachrichten, die Zora Klipp über Instagram verkünden konnte. Am 1. Dezember eröffnet in der Schanze endlich ihr Restaurant Blattgold. Hinter der bekannte TV-Köchin, Gastronomin und Buchautorin liegen nervenzehrende und auch frustrierende Monate. Umso mehr freut sich die Wahl-Hamburgerin nun, dass der Ärger um nasse Wände, Schimmel und dem damit verbundenen Mietärger endlich der Vergangenheit angehört.
Ab sofort kann man über die Internetseite für das vegan-vegetarische Restaurant auf dem Schulterblatt reservieren. Das Blattgold plant mit einem à la carte Service am Abend und einem Mittagstisch am Tag.
Bei den Gerichten wird auf mit regionale und saisonale Zutaten wertgelegt.
Tagsüber sollen auch Frühstück, selbstgebackene Kuchen und kleine, herzhafte Snacks angeboten werden. „Es ist endlich soweit. Das wird großartig, bleib gespannt“, so Klipp, die im Sommer bereits den Bar-Bereich eröffnen konnte.
Restaurant Hamburg: Zora Klipp hat sich sofort in die Location in der Schanze verliebt
Zora Klipp ist in ihrem Element, als sie das Abendblatt in ihrer neu eröffneten Bar Blattgold mitten im Schanzenviertel empfängt. Das Multitalent bringt bei ihrer Premierenschicht als Bar-Chefin und Kellnerin in Personalunion gekonnt die Drinks zu den Gästen, ist immer für einen Schnack zu haben und strahlt einfach Zufriedenheit und Freude aus.
Dabei liegen emotionale, anstrengende und durchaus auch frustrierende Tage hinter der 33-Jährigen, die gemeinsam mit Bruder Oliver (39) und Schwester Ronja (29) die Lokalität im ehemaligen Saal II am Schulterblatt, der im September 2022 seine Türen schließen musste, betreibt. „Es ist ganz cool. Nicht so viel Aufwand wie in einem Restaurant. So viel steht fest. Mein Bruder hat hier in erster Linie das Zepter in der Hand“, sagt Klipp. „Es läuft gut an, auch wenn noch viel zu tun ist. Aber es ist Balsam für die Seele, dass wir jetzt geöffnet haben.“
Und ein gutes Gefühl kann die Wahlhamburgerin wahrlich gebrauchen, schließlich befindet sie sich in seit Wochen einem handfesten Mietstreit.
Restaurant Hamburg: TV-Köchin Zora Klipp befindet sich in einem handfesten Mietstreit
Die Bar in der Schanze sollte eigentlich Teil ihres ersten eigenen Restaurants werden. Vegan-vegetarische Küche in einer stylischen Location. Ein Familien-Business mit ihren Geschwistern. „Ich habe mir als Köchin immer ein Zuhause gewünscht, und es war ein geiles Gefühl, den Mietvertrag zu unterschreiben, zumal der ehemalige Saal II eine Killer-Location mit einem krassen Ruf in ganz Hamburg ist und eine große Bedeutung für das Schulterblatt hat“, schwärmt das bekannte Fernsehgesicht.
Doch aus dem Traum ihrer neuen kulinarischen Heimat ist mittlerweile ein einziger nervenzehrender Albtraum geworden: durchnässte Wände in der Küche im Souterrain, Streit mit den Eigentümern. Eröffnung des Restaurants? Ungewiss. „Der ursprüngliche Plan war, dass wir unser Restaurant im März eröffnen, dann haben wir es in den Mai verschoben“, sagt Klipp.
Zora Klipp über die vergangenen Monate: „Da sind auch mal Tränen geflossen“
Und nun? „Wir hoffen, dass wir vielleicht in zwei Jahren eröffnen können“, erklärt der TV-Star, und plötzlich ist die so positive Ausstrahlung, für die sie ihre Fans lieben, wie von einer grauen Wolke im Hamburger Sommer überschattet.
„In den vergangenen Monaten gab es durchaus Momente, in denen mir meine positive Art abhandengekommen ist. Da sind auch mal Tränen geflossen. Es war schwierig, eine Perspektive zu sehen“, gibt die TV-Köchin, die vor allem als Jurorin der ZDF-Sendung „Küchenschlacht“ bekannt ist, Einblick in ihr Seelenleben.
Seit Jahren läuft Regenwasser in die Klinker des 1887 erbauten Gebäudes auf der Schanze
Das 1887 errichtete und unter Denkmalschutz stehende Gebäude befindet sich in Teilen in einem katastrophalen Zustand. Seit Jahren läuft offenbar unentwegt Regenwasser in den Klinker.
Im Februar haben Klipp und ihre Geschwister die Umbauarbeiten am Schulterblatt begonnen. Die Freude und Motivation, endlich das Restaurant nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, war riesig. Doch es dauerte nicht lange, bis das Trio wie vor einem Scherbenhaufen stand. „Wir mussten die Fliesen im Souterrain, wo künftig die Küche sein soll, abschlagen, weil sie wirklich alt, dreckig und demoliert waren. Hinter den Fliesen lauerte dann aber unser Albtraum. Die Wände sind komplett durchnässt. Das war wirklich eine ganz böse Überraschung“, blickt Klipp zurück.
Vor zwei Jahren hat die Immobilien-Firma SB Grundwerte GmbH die Immobilie erworben. Als der Mietvertrag mit der TV-Köchin und ihren Geschwistern aufgesetzt wurde, kamen derartige Mängel an der Bausubstanz nicht zur Sprache. „Die neuen Besitzer haben es offenbar mehr oder weniger blind gekauft, und der Vorbesitzer hat die Mängel vielleicht geahnt, aber nix gesagt. Keine Ahnung, ob der es wusste oder nicht. Wir haben es leider durch die Umbaumaßnahmen aufgedeckt. Jetzt sind wir da, wo wir sind“, so die Wahlhamburgerin.
Kollegen aus ihrer Branche haben von ähnlichen Erlebnissen bei der Eröffnung eines Restaurants berichtet. „Auch Probleme auf dem Bau sind nichts Neues, aber unser Ausmaß ist schon krass“, sagt die Fernsehköchin.
TV-Köchin Klipp zahlt bereits Miete für das Blattgold – trotz Wasserschaden
Seit März liegen Klipp und der Vermieter im Streit. Es geht um die Kostenübernahme und Organisation der Renovierungsarbeiten. Ist das nicht geklärt, ist eine Restauranteröffnung praktisch unmöglich. „Die Wände müssten sofort trockengelegt werden, damit es vorangehen kann. Gerade im Küchenbereich, das wäre besonders wichtig. Die Eigentümer haben zwar eingewilligt, etwas zu tun, aber in welchem Ausmaß, das ist noch Gegenstand der Diskussionen“, sagt Klipp.
Zwar gibt es immer mal wieder einen Austausch zwischen den beiden Parteien, eine Einigung in dem Mietstreit ist derzeit aber nicht in Sicht. „Aktuell gibt es keine große Entwicklung. Daher kann ich im Moment gar nicht so viel sagen. Wir sind immer noch dabei, mit den Vermietern eine Einigung zu finden. Solange die aber nicht schwarz auf weiß auf Papier vorliegt, gibt es keine. Es gibt mündlich ein paar Hinweise auf eine baldige Einigung, aber offiziell ist da noch nichts zu verkünden“, so Klipp.
Auf Abendblatt-Anfrage, wie es in dem Fall der TV-Köchin und ihrer Geschwister weitergeht, reagierte der Hauseigentümer bisher nicht.
Der ganze Ärger rund um die nassen Wände und das Verschieben der Restaurant-Eröffnung kostete das Geschwister-Trio Nerven, vor allem auch Geld. Trotz der Mängel muss für das Blattgold Miete gezahlt werden. Hinzu kommen Anwaltskosten sowie die Bezahlung eines Gutachters, der sich den Zustand des Hauses angeschaut hatte. All das läppert sich. „Das hat finanziell schon an uns gezehrt“, gibt Klipp zu.
Um den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten, entschlossen sich Klipp und ihre Geschwister daher, die Bar nun vorzeitig und unabhängig vom Restaurant zu eröffnen. „Wir wollten und wir mussten eröffnen. Wir haben das Projekt seit Oktober, irgendwann wird man vom Kopf her ein bisschen malle, wenn einfach nichts passiert. Wir hoffen, mit der Eröffnung der Bar jetzt etwas durchatmen und uns von den finanziellen Belastungen erholen zu können. Es war die richtige Entscheidung, zu öffnen“, sagt Klipp.
Ehemaliger „Saal II“ war für Klipp und ihre Geschwister eine Traum-Location
Das gilt auch weiterhin für die Wahl der Location auf dem Schulterblatt. Für die drei Geschwister fühlt es sich nach wie vor wie ein Sechser im Lotto an, dass Bruder Oliver, der als Gastronomie-Projektmanager arbeitet, herausfand, dass der ehemalige „Saal II“ zu haben ist.
Der Charme des Gastbereichs mit der hohen Decke und den Shabby-Vintage-Kacheln an den Wänden begeisterte Klipp und ihre Geschwister von dem Moment an, als sie das erste Mal einen Fuß in die Räumlichkeiten setzten. Der Name Blattgold ist eine Hommage an das Schulterblatt und die Fortsetzung einer kleinen Tradition. Bereits in dem Café Weidenkantine, das Klipp mit ihrer Schwester Ronja in der Weidenallee führt, wurde ein Teil des Straßennamens mitverwendet.
Ende vergangenen Jahres bekam das Trio dann den Zuschlag für die Immobilie. „Es waren zunächst wirklich gemischte Gefühle. Ich arbeite bereits viel an den Projekten, die ich schon habe. Weidenkantine, die TV-Projekte, dazu die Bücher. Zudem habe ich mich gefragt, ob wir als Geschwister so ein Restaurant gemeinsam stemmen können – auch finanziell“, erklärt Klipp.
Auch in der Bar des Blattgold sind noch größere Umbauten geplant
Doch der Reiz, gemeinsam mit ihren Geschwistern auf der Schanze ein Restaurant samt Barbereich zu eröffnen, war größer als die Sorge, sich womöglich zu übernehmen. „Zwei Geschwister, die ein Restaurant eröffnen, das hört man öfter, aber zu dritt ist es schon etwas Besonderes und auch manchmal eine echte Herausforderung. Aber wir ergänzen uns gut. Gerade in den vergangenen Monaten hat es geholfen, dass wir zusammengestanden haben“, sagte Bruder Oliver, der aktuell auch ein neues Restaurant am Großen Burstah betreut.
Der Glaube daran, dass sie irgendwann ihr erstes Restaurant eröffnet, ist bei Zora Klipp trotz all der Widrigkeiten ungebrochen. Frei nach dem Motto: Was lange währt, wird endlich gut. „Die große Stärke von mir und auch meinen Geschwistern ist, dass wir nach Enttäuschungen schnell wieder an Lösungsansätzen arbeiten. Wir haben bewusst das Eröffnungsdatum des Restaurants soweit nach hinten gelegt, um uns auch vor neuen Enttäuschungen zu schützen. Wir stecken jetzt die Energie in die Bar, aber ich freue mich nach wie vor auch auf das Restaurant, dass hier irgendwann eröffnen wird“, so Klipp voller Optimismus
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Die Bar soll zu einem neuen Hotspot in der Schanze werden. In den kommenden Wochen kommt ein neuer Tresen, eine neue Decke wird eingezogen, und auch am Lichtkonzept wird gewerkelt.
Restaurant Hamburg: TV-Köchin Zora Klipp will sich Konkurrenz in der Schanze stellen
Angst vor der großen Konkurrenz auf der Schanze hat die gebürtige Schwarzwälderin nicht. „Warum auch? Der Spruch, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, kommt doch nicht von ungefähr. Auf der Schanze ist immer viel los. Es gibt in Hamburg keinen besseren Spot. Wir wollen gute Drinks, nette Mitarbeiter und eine coole Atmosphäre bieten, in der sich die Menschen hier gut unterhalten können. Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Klipp, die sich nun freuen kann, dass pünktlich zur Vorweihnachtszeit endlich ihr Restaurant öffnen kann.