Hamburg. Eugen Blocks Firmenimperium steigt beim Start-up Goodbytz ein. Ein ehemaliger Chefkoch der Bullerei entwickelt die Rezepte.

An diesem Tag kommen bei Goodbytz Schupfnudeln auf den Esstisch. Dazu geschmelzte Zwiebeln, angebratene Cherrytomaten und leckere Sauce. Heute hat ein Mensch gekocht für die knapp 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hamburger Start-ups. Dabei hätte auch der Kochroboter, der nur wenige Meter entfernt steht, das Mittagsmahl zubereiten können. „Das macht er immer, wenn wir neue Rezepte verkosten“, sagt Hendrik Susemihl. Er ist einer der drei Gründer und Chefs von Goodbytz.

Das vor zwei Jahren gegründete Unternehmen arbeitet an der Wandsbeker Chaussee in Eilbek an einem Teil der Zukunft der unter massivem Fachkräftemangel leidenden Gastronomie in Deutschland. In dieser Zukunft werden Maschinen wie der Goodbytz-Roboter Salatteller und Bowls völlig selbstständig anrichten, Suppen kochen, Pastagerichte, Gemüsepfannen und Currys zubereiten. „Das ist ein Geschäftsfeld mit großem Potenzial“, davon ist Stephan von Bülow, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Block-Gruppe, überzeugt. Eugen Blocks Firmenimperium rund um die Steakhauskette Block House hat sich vor Kurzem an dem Kochroboter-Start-up beteiligt.

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Solche Roboter werden künftig in den Küchen von Hotels, Restaurants, Mensen, Kantinen, Krankenhäusern stehen und den Köchinnen und Köchen dort einen Teil der Arbeit abnehmen. Susemihl versichert: „Es geht nicht darum, Jobs zu vernichten. Es geht darum, dem noch vorhandenen Personal zeitraubende Tätigkeiten abzunehmen und einen Assistenten an die Seite zu stellen.“

Möglicherweise werden solche Roboter künftig auch in Flughäfen, Bahnhöfen, Autobahnraststätten stehen und binnen weniger Minuten ein Essen kochen, anrichten, garnieren und ausgeben, das ein Kunde aus der Speisenkarte auf einem Bildschirm ausgewählt hat. Menschliche Arbeitskraft wird dabei nur noch dafür benötigt, dann und wann neue Zutaten in die Fächer zu füllen, aus denen sich die Maschine bedient. Sie sagt natürlich Bescheid, wenn Möhrenscheiben, Brokkoliröschen oder das French Dressing knapp werden.

Bei Goodbytz soll diese Zukunft der Essenszubereitung bereits in wenigen Wochen beginnen. „Der erste Kunde, der unseren Kochroboter einsetzen wird, ist ein Hotel in Norddeutschland“, sagt Susemihl. Mit dem Catering-Unternehmen und Kantinenbetreiber Sodexo sind die Hamburger ebenfalls schon im Geschäft. Ein Unternehmenssprecher sagt, Sodexo wolle die Maschinen unter anderem in Firmen mit Schichtarbeit und in Krankenhäusern betreiben.

Goodbytz-Roboter kocht acht Gerichte gleichzeitig

Ausgelegt ist der Goodbytz-Roboter auf die sogenannte Hochfrequenz-Gastronomie. Das Ziel ist, binnen kurzer Zeit viele Menschen individuell bekochen zu können. Auf seinen acht Kochplatten schafft der Roboter ebenso viele unterschiedliche Gerichte gleichzeitig. Bis zu 150 pro Stunde, jedes innerhalb von drei bis maximal fünf Minuten servierfertig. Zu wenig Zeit, um Nudeln zu kochen. Trotzdem kann der Roboter auch Pasta. „Sie wird als vorgegarte Zutat eingesetzt“, sagt Susemihl.

Er und seine Mitgründer Kevin Deutmarg und Philipp von Stürmer stammen allesamt aus Hamburg und haben reichlich Erfahrung in der Robotikbranche. Zuletzt arbeiteten die Mittdreißiger als Angestellte im Management eines deutschen Start-ups und entwickelten dort einen Cobot, einen Roboter, der mit Menschen zusammenarbeitet.

Geheimtest in Hamburg: Wie gut schmeckt Roboteressen?

Den ersten Prototypen eines Kochroboters hatten sie bereits wenige Monate nach der Goodbytz-Gründung fertiggestellt. Im Sommer 2022 startete dann mit einem Vorserienmodell eine Art Geheimtest. Die Frage lautete: Wie gut kommt das Roboteressen bei Menschen an, schmeckt es ihnen überhaupt?

Ein Jahr lang betrieb Goodbytz in Hamburg eine sogenannte Ghostkitchen. Bei der konnten Kunden asiatische Gerichte online bestellen, Lieferando fuhr sie aus. Was die Kunden nicht wussten: Gekocht hatte der Roboter – offenbar zur Zufriedenheit der Besteller und besser als manch menschlicher Koch. „Nach sechs Monaten gehörten wir bei Lieferando zu den 15 Prozent der Anbieter, deren Essen qualitativ am besten bewertet wurden“, sagt Susemihl.

Eugen Blocks Gastro-Imperium erhofft sich viele Vorteile

„Der Roboter bereitet Essen in sehr hoher Qualität zu“, sagt auch Stephan von Bülow. „Es ist beeindruckend, was Goodbytz innerhalb kurzer Zeit entwickelt hat.“ Dass die Block-Gruppe sich nun mit zwei Millionen Euro an dem Start-up beteiligt hat, sei ein strategisches Investment in eine Firma mit guten Wachstumsaussichten. Dahinter steht zudem die Hoffnung, dass die Roboter auch Zutaten aus der Produktion von Block-Menü verarbeiten werden.

In den Großküchen von Kantinen und Mensen seien die Automaten eine ideale Ergänzung für das Personal, das kaum noch zu finden sei, sagt der Chef der Firmengruppe. In den eigenen Steakhäusern sieht von Bülow die Roboter dagegen nicht. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir setzen bei Block House weiter auf persönlichen Service und Kommunikation mit den Gästen.“

Start-up wird Kochroboter in Wandsbek bauen

Die zwei Millionen Euro von Block sind ein Teil der zwölf Millionen Euro, die Goodbytz vor Kurzem bei Investoren eingesammelt hat. Der Löwenanteil kommt vom Hamburger Wagniskapitalgeber Oyster Bay. Er hatte schon in der Startphase mehrere Millionen Euro in das junge Unternehmen investiert.

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Mit dem frischen Geld wollen Susemihl, Deutmarg und von Stürmer nun das Personal aufstocken und in großem Stil Roboter bauen – an einem neuen Standort voraussichtlich in Wandsbek. In den kommenden zwei Jahren sollen 100 Maschinen entstehen.

Der Kochroboter von Goodbytz hat die Ausmaße eines Kleinwagens  – und spült auch die Töpfe ab.
Der Kochroboter von Goodbytz hat die Ausmaße eines Kleinwagens – und spült auch die Töpfe ab. © GoodBytz | GoodBytz

Das Geschäftsmodell sieht vor, dass Goodbytz ihr Eigentümer bleibt und von den Betreibern eine feste Miete und eine Nutzungsgebühr pro zubereitetem Gericht erhält. Die Nachfrage aus der Großgastronomie und Hotellerie sei enorm, sagt Hendrik Susemihl. „Etwa 300 Unternehmen haben Interesse bekundet, darunter Ketten mit einer ganzen Reihe von Standorten.“

Zugleich sei Goodbytz derzeit einer von wenigen Herstellern in Deutschland. Der Konkurrent Aitme aus Berlin wurde unlängst übernommen – von einem anderen Hamburger Foodtech-Start-up, dem Geisterküchen-Betreiber Circus Kitchens. Dort kochen Menschen das per Smartphone bestellte Essen, ausgeliefert wird es unter anderem in Stadtteilen wie Eimsbüttel und Hoheluft. Circus Kitchens gab nach der Übernahme bekannt, man wolle künftig auch Roboter in den eigenen Küchen einsetzen, die Aitme-Technologie zudem weiterentwickeln.

Ehemaliger Bullerei-Chefkoch entwickelt die Roboterrezepte

Arbeiten werden die meisten Kochroboter absehbar hinter den Kulissen der Großgastronomie. Doch in Hamburg wird man der Maschine schon bald bei der Essenszubereitung zusehen können. „Wir werden 2024 hier ein Restaurant eröffnen, in dem ein Roboter tätig ist“, sagt Hendrik Susemihl. Den genauen Standort mag er noch nicht preisgeben. Nur so viel: „Sehr, sehr zentral in der Stadt.“

Was und wie genau der Roboter kocht – auch das wird bei Goodbytz für die Kunden ausgetüftelt und getestet. Ein siebenköpfiges Gastro-Team entwickelt die Rezepte. Angeführt wird es von Michael Wolf, der einst jahrelang Küchenchef in Tim Mälzers Bullerei war, seit Februar ist er Teil des Start-up-Teams. Nach dessen Schupfnudel-Mittagspause steht der Abwasch an. Einen Teil der Arbeit hätte man sich ersparen können. Der Roboter spült die Töpfe, in denen er kocht, danach auch ab.