Hamburg. Der Extremsegler startet zur Regatta über den Atlantik – allein. Was er sich vom Rennen verspricht und warum es so wichtig ist.
Boris Herrmann wirkt entspannt am Telefon, ein paar sonnige Urlaubstage mit seiner Familie liegen hinter ihm. Doch eine anstrengende Zeit steht dem Extremsegler bevor, denn am Donnerstag startet der Hamburger bei der Einhand-Transatlantik-Regatta „Retour à la Base“ von Martinique nach Lorient in Frankreich. Ein wichtiger Test für ihn und sein Boot, sagt Herrmann, kurz bevor er an Bord geht.
Erst vor gut einer Woche ist Herrmann auf der Karibikinsel angekommen. Gemeinsam mit seinem britischen Co-Skipper Will Harris hat er den siebten Platz bei der Transat Jacques Vabre belegt, einer Wettfahrt von Le Havre bis nach Martinique. Herrmann ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Es war verdammt knapp am Ende, und von dem Viertplatzierten hat uns nach so vielen Tagen auf See gerade einmal eine halbe Stunde getrennt.“
Boris Herrmann: „Ich kann bei dieser Regatta zum ersten Mal alles riskieren“
Herrmann motiviert das Abschneiden bei dem Zweihandrennen: „Wir hatten als Traumziel einen Platz unter den ersten fünf ausgegeben, also ist alles wunderbar gelaufen.“ Zumal er und Harris zwischenzeitlich wegen eines technischen Problems weiter zurücklagen und mühsam Meilen auf die führenden Yachten gutmachen mussten. „Es war ein tolles Rennen, das uns gezeigt hat, wo wir in unserem gesamten Prozess stehen.“
Nun will er ab Donnerstag wieder mal allein den Atlantik überqueren. Ein erster wichtiger Test für den Extremsegler, bevor er im November 2024 zum zweiten Mal an der Vendée Globe teilnimmt, der härtesten Einhandregatta der Welt. „Ich möchte wieder in das Einhandsegeln hineinkommen“, sagt der Hamburger.
Dabei will er ein Gefühl für das Schiff bekommen, wenn es nur von einer Person gefahren wird. Zuletzt hatte Herrmann mit einer Mannschaft am Ocean Race teilgenommen, einem Rennen einmal um die Welt – allerdings mit mehreren Crewmitgliedern zusammen.
Boris Herrmann mag eigentlich gar nicht gern allein sein
Nun möchte er also wieder allein auf das Meer. Eine Tatsache, die Herrmann eigentlich überhaupt nicht gern mag. „Ich bin nicht gern allein“, hatte er erst vor Kurzem bei einer großen Abendblatt-Veranstaltung gesagt. Dennoch freue er sich auf die Zeit auf See. „Ich gehe es recht entspannt an, das Boot ist in einem richtig guten Zustand“, sagt er.
Auch deshalb könne er es durchaus wagen, sein Segelschiff „am Limit zu segeln“. Ein wenig darauf ankommen lassen wolle er es bei dieser Wettfahrt. „Denn sollte etwas kaputtgehen, haben wir den ganzen Winter Zeit, es zu reparieren“, sagt Herrmann. Somit sei es von ihm und dem Team sogar geplant, ein wenig härter, schneller und damit auch riskanter zu segeln. „Ich kann bei dieser Regatta zum ersten Mal alles riskieren.“ Dann spätestens würden alle Probleme auftreten, sollte es noch welche geben. Sonst neige er dazu, immer sehr auf das Boot aufzupassen, „aber dies ist eigentlich das einzige Rennen, bei dem es keine Beschränkungen gibt“.
Die Wetteraussichten sind gut für Herrmann und seine Yacht
Außerdem sei es spannend zu beobachten, wie die Boote abschneiden, die die modernsten Foils, die großen „Flügel“ an beiden Seiten des Rumpfs, verbaut haben. „Das sind etwa elf Schiffe, davon sind fünf bis sechs Teams ganz stark, die anderen ebenfalls extrem gut.“ Herrmann will beobachten, wo er sich mit seinem Schiff in dieser Reihe einordnen kann. Insgesamt gehen am Donnerstag 33 Schiffe an den Start.
Die Wetteraussichten für den Start der Regatta sind perfekt, so der Hamburger. „Die ersten Tage werden wir noch weniger Wind haben, aber dann in der zweiten Hälfte erwarten wir starken Seegang und viel Wind – genau die richtigen Bedingungen für unser Schiff.“
Zwischen acht und elf Tage wird die Atlantiküberquerung dauern
Zwischen acht und elf Tage wird Herrmann für die Atlantiküberquerung brauchen. Danach geht es für ihn schnell zurück nach Hamburg, zu seiner Familie. In der Hansestadt warten außerdem verschiedene Termine auf den Sportler.
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Das kommende Jahr bleibt es dann weiterhin spannend für den Hamburger. Ende des Jahres steht die Vendée Globe an, das Rennen, auf das er insgesamt vier Jahre hinarbeitet. Vorher will er allerdings noch an zwei weiteren großen Einhand-Transatlantik-Rennen teilnehmen. Eine Regatta startet Ende April und geht über den Nordatlantik nach New York, die andere führt dann Ende April zurück nach Europa.
Boris Herrmann: 2024 stehen zwei weitere Transatlantikrennen an
Herrmann muss bei mindestens einem Rennen an den Start gehen, um sich endgültig für die Vendée Globe zu qualifizieren. „Ich möchte aber beide Rennen komplett segeln.“ Ab dem Sommer gelte es dann, das Schiff für die Vendée Globe vorzubereiten. „Wir sind in der Planung jetzt schon bei etwa 95 Prozent, den Rest schaffen wir im kommenden Jahr auch noch.“
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