Hamburg. Schlechte Nachrichten für Besitzer von Elektroautos: In Blankenese gibt es jetzt eine Ladestation weniger. Wie es dazu überhaupt kam.

  • In Hamburg-Blankenese gibt es 138 Elektroautos – aber eine Ladesäule weniger. Dessen Geräusche ging den Anwohnern gehörig auf die Nerven
  • Allein im vergangene Sommer seien mehrere Beschwerden wegen der lauten Ladesäule eingegangen. Vor allem die Nutzung in der Nacht sei dabei besonders störend gewesen.

Eigentlich könnte man den Eindruck haben, als seien die Blankeneser gut auf den Individualverkehr zu sprechen. Mit 499 Autos auf 1000 Einwohner liegen sie laut Statistikamt Nord ziemlich weit vorn im Ranking der Stadtteile. Den Hamburger Durchschnitt von 342 Autos je 1000 Einwohner überbietet Blankenese deutlich.

Für die 138 Elektroautos in dem Stadtteil gibt es dennoch schlechte Nachrichten: Vor Kurzem wurde eine der beliebten Schnellladesäulen außer Betrieb genommen. Der Grund: Anwohner, die sich vom Lärm auf dem öffentlichen Parkplatz an der Elbchaussee Ecke Mühlenberger Weg belästigt fühlten.

Hamburg-Blankenese: Anwohner sind von Ladesäule genervt

Da fragt sich der Laie, welche Geräusche denn eine Ladestation für E-Autos machen könnte. Anette Polkehn-Appel, Sprecherin der Stromnetz Hamburg GmbH, die alle öffentlichen Ladepunkte betreibt, erklärt: „Bei sehr heißen Temperaturen ist nicht auszuschließen, dass die Geräuschentwicklung während eines Ladevorgangs aufgrund der erhöhten Lüfteraktivität, also Kühlung, an der Ladesäule zunehmen kann.“

Im Laufe des vergangenen Sommers seien mehrere Beschwerden über die Geräuschentwicklung der Station mit den Ladepunkten 8111 bis 8113 eingegangen.

Blankeneser genervt von E-Auto-Fahrern an der Elbchaussee

Auch abseits der heißen Tage fühlte sich die Blankeneser Nachbarschaft von der Ladestation – oder besser den Haltern der stromhungrigen Autos, die sich dort aufhielten – gestört. „Der ,Lärm’ ist nicht zwangsläufig auf die Station selbst zurückzuführen, sondern teilweise auf die Fahrzeugführer, die während des Ladevorgangs bei ihrem Fahrzeug bleiben“, berichtet Polkehn-Appel.

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Weiter berichtet sie: „Die besonders häufige und auch nächtliche Frequentierung des Standorts hat zu einer Störung der Anwohnenden beigetragen. Nach Gespräch mit ihnen wurde vonseiten der Behörde entschieden, dass die Ladesäule im näheren Umkreis an einen geeigneteren Ort versetzt wird.“

Anwohner in Blankenese fühlen sich durch die Ladesäule gestört

In Betrieb waren die HPC-Ladepunkte (High-Power-Charger, sogenannte Schnellladepunkte) letztlich lediglich für rund acht Wochen. „Bisher gibt es an keiner der weiteren über 750 städtischen Ladesäulen derartige Entwicklungen“, teilt die Sprecherin mit.

Noch sei der Alternativstandort nicht gefunden, heißt es von Stromnetz Hamburg. Sobald ein neuer Platz für die Ladepunkte ausfindig gemacht werde, sollen sie abgebaut werden und umziehen. „Die Ladesäule wurde bereits außer Betrieb genommen und wird nach dem Versetzen wieder zur Nutzung zur Verfügung stehen“, sagt Polkehn-Appel.

E-Fahrzeug-Halter müssen sich in Blankenese neue Schnellladestation suchen

Bis dahin müssen E-Auto-Fahrer sich eine andere Stromtankstelle suchen. Laut Stromnetz Hamburg befindet sich zwar 350 Meter entfernt schon die nächste Ladestation, allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Schnelllade-, sondern um eine herkömmliche Säule.

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Insgesamt gibt es im Stadtteil Blankenese zwölf Standorte mit 24 Ladepunkten. Im ganzen Bezirk Altona können E-Auto-Halter ihr Fahrzeug an rund 300 Ladepunkten betanken – 32 davon sind Schnellladepunkte. Eine landesweite Übersicht stellt die Stromnetz Hamburg GmbH online zur Verfügung.

„Über ein solches Vorgehen der Stadt Hamburg kann man nur den Kopf schütteln“

Der in Blankenese wohnende Marko Müller wundert sich über den Vorgang sehr. Er erzählt: „In Zeiten, in denen die Elektromobilität gefördert und ausgebaut werden soll, kann man doch über ein solches Vorgehen der Stadt Hamburg nur den Kopf schütteln.“

Er ist seit März stolzer E-Auto-Besitzer. „Ich war eigentlich total happy, dass da direkt um die Ecke eine Ladestation steht. Es gibt ansonsten nur zwei Ladepunkte fürs Schnellladen in meiner Nähe“, sagt Müller.

Hamburg-Blankenese: Keine Schnellladesäule mehr in der Nähe

Die Zeitersparnis sei für ihn enorm. Während er seinen Stromer an der Schnellladesäule in 50 Minuten vollgetankt hat, müsse er ihn für rund fünf Stunden an eine herkömmliche Station stöpseln, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.

Müller fragt sich, wieso die Ladesäule nicht einfach auf dem Gelände des öffentlichen Parkplatzes ein wenig versetzt und zur Straße hin aufgestellt werden könnte. Ihm nach müsste das für ausreichend Lärmschutz sorgen. „Zumal jetzt eh schon die Infrastruktur an dem Parkplatz anliegt“, so der Blankeneser.