Hamburg. Die CDU fordert die Stadt auf, die Kosten von 1,15 Millionen Euro zu schultern. Im Bezirksamt kennt man die Zahl allerdings nicht.
Die Vorbereitungen für die Fußball-Europameisterschaft, die im Sommer 2024 unter anderem im Hamburger Volksparkstadion ausgetragen wird, haben begonnen. Etliche, gewohnt detaillierte Vorgaben des europäischen Fußballverbands Uefa müssen umgesetzt werden.
Am Volksparkstadion des HSV etwa müssen das Flutlicht digitalisiert und auf LED umgestellt, die Lautsprecheranlage erneuert und die Dachmembrane ausgetauscht werden. Dass diese Arbeiten der Verein zahlen muss, steht bereits fest.
Wer jedoch die Kosten für die von der Uefa geforderten Maßnahmen außerhalb des Stadions trägt, ist noch offen. Kenntnissen der CDU-Bezirksfraktion zufolge belaufen sich die Kosten dafür auf mehr als eine Million Euro. „Der Bezirk Altona kann die Kosten dafür nicht übernehmen – dazu ist er weder personell noch finanziell in der Lage“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Tim Schmuckall.
CDU: Altona kann Uefa-Vorgaben für EM 2024 nicht allein stemmen
Die Fußball-EM soll im Juni und Juli 2024 neben Hamburg auch in Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt ausgetragen werden. Im Volksparkstadion sollen vier Gruppenspiele und ein Viertelfinale stattfinden. Bislang sei noch keine Abstimmung zwischen Senat und Bezirk erfolgt, wer bei den Vorbereitungen den Hut aufhabe, so Schmuckall. „Doch wer bestellt, muss auch bezahlen!“
Der Bezirk könne die Umsetzung der aufwendigen Uefa-Vorgaben nicht alleine stemmen. Schließlich habe sich die Stadt Hamburg und nicht der Bezirk um die Austragung der EM beworben – und auch die Auflagen der Uefa akzeptiert. „Nur weil das Stadion hier steht, darf der Bezirk nicht an den Kosten hängenbleiben“, betont der Politiker.
CDU: Geld könnte Altona an anderer Stelle fehlen
Zumal die detaillierten Vorgaben des Fußballverbands nur personal- und kostenaufwendig umzusetzen sind. So erfuhr die CDU in Haushaltsgesprächen vom Bezirksamt, das für Verbesserungen in der Parkanlage rund ums Stadion etwa 400.000 Euro veranschlagt werden. „Darunter fallen laut Auskunft auch das Entfernen aller Aufkleber, Graffiti und ähnlichem“, so Schmuckall zum Abendblatt. Es solle wohl vermieden werden, dass Namen von Unternehmen auftauchten, die nicht zum Sponsorenkreis gehören.
Außerdem müssten 250.000 Euro für mehr Sicherheit im Park und weitere 500.000 Euro für Unterhaltungsmaßnahmen an Gehwegen, Nebenflächen und Fahrbahnen aufgewendet werden. „Wir befürchten, dass der Bezirk allein auf den Kosten sitzen bleibt und die Mittel dann an anderer Stelle fehlen – etwa zur Instandsetzung von Straßen und öffentlichen Räumen“, gibt er zu bedenken.
Die mit der Austragung verbundenen Uefa-Auflagen für die Verbesserung des Stadionumfeldes müssten finanziell und organisatorisch möglich gemacht werden, so die CDU. In der Bezirksversammlung am heutigen Donnerstag will sie beantragen, dass die Finanzbehörde die Kosten vollständig übernimmt und dem Bezirk entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung stellt. Die für den Sport zuständige Innenbehörde müsse die Maßnahmen zur Erfüllung der Uefa-Vorgaben organisieren und – in Abstimmung mit dem Bezirk – zügig umsetzen.
Bezirksamt Altona: Genaue Kosten und Maßnahmen für EM 2024 nicht bekannt
Das Bezirksamt verweist darauf, dass „zum aktuellen Zeitpunkt keine Aussagen zu Kosten“ getroffen werden können. Zwar habe man sich im Frühjahr 2021 mit den zuständigen Behörden (der Behörde für Inneres und Sport sowie der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft) sowie der dort ansässigen Projektleitung über Maßnahmen der EM 2024 ausgetauscht. Zu diesem Zeitpunkt habe es auch erste Kostenschätzungen gegeben. „Aufgrund der (krisenhaften) Entwicklungen können jedoch zum aktuellen Zeitpunkt noch keine konkreten Maßnahmen und dementsprechend belastbare Zahlen genannt werden“, betont eine Sprecherin des Bezirksamts Altona.
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Finanzierung der Stadionsanierung auch noch unklar
Auch hinsichtlich der Stadionsanierung gibt es noch Unklarheiten. Denn die Finanzierung der Umbauten ist noch immer nicht vollständig geklärt. Die Kosten hatte der inzwischen zurückgetretene HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld mit 35 bis 40 Millionen Euro beziffert. Um das Geld aufzutreiben, wollte er bei der Stadt eine Bürgschaft für einen Kredit von HSV-Hauptsponsor HanseMerkur einwerben.
Doch der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft und der Senat lehnten aus naheliegenden Gründen ab: Hamburg hatte dem HSV vor zwei Jahren das Stadiongelände im Rahmen eines Erbpachtvertrags für 23,5 Millionen Euro abgekauft – sich im Gegenzug dafür aber weitere Ansprüche des Vereins bei der Sanierung der Arena verbeten.