Hamburg . Erwartet werden bis zu 6000 Teilnehmer – am Dienstag waren erst einmal 700 vor Ort. Die mussten zudem mit der Logistik kämpfen.

Mit eher kleiner Besetzung ist am Dienstag die Klimawoche gestartet. Im Camp in Lurup waren laut Polizei am Dienstagnachmittag 600, laut Organisatoren etwa 700 Teilnehmer, die im Volkspark ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Erwartet werden bis zu 6000 Menschen. In der Stadt selbst blieb es ruhig. Die Polizei zeigte sich als „Freund und Helfer“ der Klimacamper und half bei der Organisation von Wasser- und Stromanschluss.

„Wir haben im gesamten Hamburger Stadtgebiet keine relevanten Erkenntnisse über stattfindende Aktionen“, so Polizeisprecher Holger Vehren am späten Dienstagnachmittag. Die Polizei steht zwar mit einem großen Aufgebot bereit, zumal die Gruppe „Extinction Rebellion“ angekündigt hatte, dass „es im Großraum Hamburg durch verschiedene Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung immer wieder zu erheblichen Blockaden“ kommen werde.

Klimacamp in Hamburg: Großdemo angekündigt

Man geht aber davon aus, dass ab Dienstag erste Aktionen stattfinden. Angekündigt ist eine Großdemo, zu der der Anmelder 1000 Teilnehmer erwartet. Sie führt von 16 Uhr an von den Landungsbrücken durch die HafenCity, danach über die Willy-Brandt-Straße zum Rathaus. In der Nähe des Klimacamps findet heute ab 14 Uhr die Trauerfeier für Uwe Seeler statt, das Stadion öffnet bereits um 12.30 Uhr. Störungen oder demonstrative Aktionen durch Teilnehmer der Klimawoche werden von der Polizei aber nicht erwartet. Auch die Organisatoren hatten Störaktionen im Vorfeld ausgeschlossen.

Am Freitag wollen Teilnehmer der Klimawoche ab 19 Uhr vor dem Hamburger Rathaus für die Aktion „Trommel, Tanz und Feuerkunst für Klimagerechtigkeit“ zusammenkommen. Am 14. August startet im Stadtpark eine Fahrraddemo unter dem Motto „Velocity – mit mehr Geschwindigkeit zur Verkehrswende“.

Klimacamp in Hamburg: Polizei zeigt Präsenz

„Die angemeldeten Demonstrationen oder Veranstaltungen machen uns keine Sorgen“, so ein Beamter. Auch gebe es keine Hinweise darauf, dass Klimacamper und Teilnehmer der Trauerfeier aneinandergeraten könnten. „Uns machen mehr nicht angemeldete Aktionen wie Blockaden Sorgen.“ Damit sind nicht nur Straßen, sondern auch Wasserwege gemeint, da das von den Teilnehmern der Klima­woche stark kritisierte Flüssiggas, das zur Verhinderung von Energieengpässen russisches Gas ersetzen soll, mit Spezialschiffen angeliefert werden würde.

Die Polizei ist die gesamten Tage über mit starken Kräften, darunter auch Bereitschaftspolizisten aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei, vor Ort. „So zeigen wir Präsenz und hoffen, bei Aktionen schnell vor Ort zu sein“, so ein Beamter.

Organisatoren hatten Probleme mit Logistik

Kritisch könnte es auch am kommenden Sonntag werden, wenn der FC St. Pauli im Millerntor-Stadion auf Magdeburg trifft, was von der Polizei ohnehin als Risikospiel eingestuft wird. An diesem Tag sind aus dem Umfeld der Klimacamper fünf Demonstrationen angemeldet worden. Ziel könnte es sein, wie vor Jahren im Zusammenhang mit Protesten der Bauwagenszene, Fans des FC St. Pauli zur Teilnahme an den Demonstrationen zu bringen. Auch an diesem Tag wird die Polizei noch einmal zusätzlich durch Bereitschaftspolizisten aus anderen Bundesländern verstärkt.

Probleme hatten die Organisatoren des Klimacamps offenbar mit der Logistik. Für das Camp, das durch den Beschluss des Verwaltungsgerichts bereits seit dem 29. Juli zugewiesen war, hatte niemand einen Strom- oder Wasseranschluss beantragt. Moniert wurde auch, dass zunächst lediglich acht Toiletten für die Klimacamper aufgebaut worden waren. Mittlerweile soll es zusätzliche Komposttoiletten geben. Organisiert wurden eine vegane Küche, Solarstrom und WLAN.

Klimacamp in Hamburg: Viele Workshops geplant

Im Camp in Lurup, zu dem bereits am Dienstag auch Teilnehmer aus dem Ausland angereist waren, bereitet man sich auf die zahlreichen Aktionen vor. Eine Woche lang soll es Workshops und Diskussionen im Camp sowie Protestaktionen in der Stadt geben. Laut der Sprecherin des Klimacamps, Toni Lux, sind für die kommenden Tage mehr als 120 Veranstaltungen geplant von mehr als 30 Gruppen, darunter Fridays for Future Hamburg und die Grüne Jugend Hamburg, aber auch die vom Verfassungsschutz als linksextremistisch und gewaltorientiert eingestufte Interventionistische Linke. Auf dem Campgelände selbst wurden dafür drei Zirkuszelte aufgebaut.

Unter den Teilnehmern sind auch Polo und Miriam von der Organisation „Abya Yala Anticolonial“. Sie setzen sich gegen die Ausbeutung lateinamerikanischer Länder und deren indigener Bevölkerung ein. Für das Klimacamp haben sie Workshops rund um die Themen Antikolonisierung, Antikapitalismus und Umwelt vorbereitet, so der 61-jährige Polo.

Die Aktivisten „Seawolf“ und Hammer haben schon vor einigen Tagen ihre Zelte im Volkspark aufgeschlagen.
Die Aktivisten „Seawolf“ und Hammer haben schon vor einigen Tagen ihre Zelte im Volkspark aufgeschlagen. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Der gebürtige Chilene lebt seit mehr als 40 Jahren in Deutschland und ist mit seiner Familie vor der Militärdiktatur von Augusto Pinochet geflohen. Ihr Ziel sei es, „dass die Umweltkämpfe aus dem globalen Süden sichtbar gemacht werden“, so die 43-jährige Miriam. Das Problem sei, dass diese Länder abhängig von wirtschaftlichem Extraktivismus seien.

Klimacamp in Hamburg: „Frisurberatung“ auf Gelände

Für weiße Klimacamper gibt es zudem eine „Frisurberatung“ von der als linksex­tremistisch unterwandert geltenden Gruppe „Ende Gelände“. Von dort hieß es: „Wir werden sowohl auf der Website als auch durch Schilder auf dem Camp darauf hinweisen, dass white locks ein Symbol kultureller Aneignung sind und daher für BIPoC, die Kurzform für Schwarze, Indigene und Personen of Color, verletzend sein können.“