Hamburg. Erst wird eine große Kreuzung umgebaut, danach dann die ganze Straße in Altona. Kritik kommt von CDU und ADAC.
In Altona droht vom kommenden Jahr an rund um die Max-Brauer-Allee für viele Monate ein Verkehrschaos. Der Grund: Von Juni an wird zunächst die Kreuzung Max-Brauer-Allee/ Holstenstraße umgebaut. Wie Unterlagen aus der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses des Bezirks zeigen, veranschlagt die Baustellenkoordination Altona dafür rund elf Monate. Schluss der Arbeiten soll erst im Mai 2022 sein, allerdings wird der Verkehr vor Ort danach mit Sicherheit nicht störungsfrei rollen. Denn: Von 2022 bis 2023 läuft wiederum die komplette Umgestaltung der Max-Brauer-Allee.
Die Planung und Ausführung liegt in den Händen des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Ursprünglich sollten die Arbeiten schon im Jahr 2019 beginnen, allerdings wurden sie dann wegen der langen Sperrung des Lessingtunnels verschoben, schließlich diente die Max-Brauer-Allee lange als Teil der Ausweichstrecke für den gesperrten Tunnel.
Max-Brauer-Allee: "Vorzugsvariante" mit Wünschen von Bürgern
Hinzu kommt: Für die künftige Gestaltung der viel genutzten Straße, auf der täglich zwischen 16.000 und 23.000 Fahrzeuge unterwegs sind, gab es im Jahr 2016 ein umfangreiches Beteiligungsverfahren, das 2017 mit der Präsentation der Planung („Vorzugsvariante“) vorgestellt wurde. In diese Variante flossen zahlreiche Anregungen und Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern mit ein. Die Umsetzung all dieser Vorstellungen dauerte offenbar deutlich länger als zunächst veranschlagt.
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Der Landesbetrieb teilt dazu aktuell mit: „Um diesen auch in der Umsetzung gerecht werden zu können und die umfangreichen Arbeiten in der Max-Brauer-Allee so verkehrserträglich wie möglich zu gestalten, ergibt sich (…) voraussichtlich erst 2021 wieder ein geeignetes Zeitfenster.“ Damit ist mittlerweile klar: Zwar wird der Verkehrsknoten Max-Brauer-Allee/Holstenstraße im kommenden Jahr umgebaut, aber die viel diskutierte eigentliche Umgestaltung der Max-Brauer-Allee zwischen Holstenstraße und Palmaille verschiebt sich dadurch um ein weiteres Jahr.
Radfahrstreifen: Parkplätze fallen weg
Ziel wird es dann sein, mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger und Busse zu schaffen – auf Kosten des Platzes für Autos. Unter anderem werden, wie berichtet, die Radwege zu deutlich breiteren Radfahrstreifen ausgebaut. Mehr als 70 Parkplätze fallen weg, und zwischen Holsten- und Goethestraße wird es eine rund 4,75 Meter breite Busspur geben, die sich Busse und Radfahrer teilen.
Der Altonaer CDU-Verkehrsexperte Tim Schmuckall spricht von „Planungschaos“ und kritisiert die Koordinierung der Arbeiten scharf. „Man sieht, dass die Einführung von bezirklichen Baustellenkoordinatoren kurz vor der letzten Bürgerschaftswahl ein Ablenkungsmanöver war. Eine bessere Koordination konnte bisher nicht erreicht werden“, sagt Schmuckall. Es fehle an klaren Strukturen und Zuständigkeiten und damit an einer funktionierenden Abstimmung zwischen Landes- und Bezirksebene und allen weiteren Verfahrensbeteiligten. CDU-Experte Schmuckall weiter: „Fest steht: Auf die Verkehrsteilnehmer in Altona kommen mit einer Vielzahl an Baustellen an vielen Hauptverkehrsachsen gleichzeitig schwierige Jahre zu. Von Verkehrsfluss kann auf jeden Fall keine Rede sein.“
Hamurg-Altona: Weitere Straßen werden umgebaut
Kritisch äußert sich auch Christian Hieff, Sprecher des ADAC. „Es ist ein großes planerisches Versäumnis, dass die Max-Brauer-Allee nicht schon längst angegangen wurde“, sagt Hieff. Jetzt müsse der Senat die Baumaßnahmen zumindest stark beschleunigen, auch wenn dies zu Mehrkosten führen sollte. „Es ist gut, dass Hamburg so viel in die Straßen- und Radwegeinfrastruktur investiert“, so Hieff, „aber das verpflichtet gleichzeitig zu einer klugen Baustellenkoordinierung, und die ist hier leider nicht erkennbar.“
Für den Landesbetrieb LSBG weist Henning Grabow die Kritik zurück. Es gebe eine gut abgestimmte Baustellenkoordination, in die sowohl die Bezirkskoordinatoren als auch die zentrale Baustellenkoordination im LSBG sowie weitere Stellen wie zum Beispiel Polizei und Feuerwehr eingebunden seien. „Koordinierung schließt aber nicht aus, dass es zu Einschränkungen kommen kann und heißt auch nicht, dass der Verkehr immer ungehindert fließen kann. Es kann und wird auch immer parallel laufende Baustellen in direkter räumlicher Nähe zueinander geben. Ausschlaggebend ist ein grundsätzlich zu gewährleistender Verkehrsfluss durch eine abgestimmte Koordination. Die Herausforderung besteht darin, dass insbesondere im Bereich des motorisierten Individualverkehrs die Verkehrszahlen in Hamburg weiterhin hoch sind, bei gleichzeitig diversen Sanierungsbedarfen auf und unter den Straßen.“
Auch unabhängig von der Max-Brauer-Allee wird es im Kerngebiet von Altona von 2022 an weitere umfangreiche Bauarbeiten geben. Zu den Straßen, die dann umgebaut werden, gehören laut Planungsunterlagen auch Gerichtsstraße, Holstenplatz und Haubachstraße.